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Zeitschrift für Parapsychologie. 2. Heft. (Februar 1932.)
ley keinen psychologischen Grund für den Betrug, den er entdeckt haben will,
finden. Er bezeichnet ihn als die Tat eines Idioten oder eines Wahnsinnigen,
„und doch ist Valiantine kein dummer Mensch". Er gilbt zu, daß er stundenlang
versucht hatte, Valiantine zu einem Geständnis zu überreden, dies sei ihm aber
nicht gelungen. Valiantine schwor bis zum letzten Augenblick, daß er unschuldig
sei. Interessant ist die Angabe Bradleys, daß er im Laufe dieser letzten Sitzungsserie
mehrmals 3 „Geisterstimmen" gleichzeitig vernommen hat, ferner, daß er
wiederholt gleichzeitig die Stimme von Valiantine und seinem „Kontrollgeist"
Dr. Barnett gehört hat. Da die Witwe von Conan Doyle die Echtheit der Conan-
Doyle-Stimme bestätigte und nachträglich Bradley iür die Gelegenheit mit ihrem
Gatten zu sprechen begeistert dankte, versteht man nicht so recht, warum Bradley
so mißtrauisch wurde, daß 'er sich entschloß, eine Falle für Valiantine zu1 stellen.
Die ganze Bradley-Valiantine-Angelegenheit wird .zu den Rätseln der Geschichte
okkulter Forschung gezählt werden müssen, und wenn man auch keine Veranlassung
hat, an die ehrliche Absicht des Verfassers zu zweifeln, so bleibt es
immerhin bedauerlich, daß Bradley sich verpflichtet fühlte, mit diesem Schritte
in die Oeffentlichkeit zu treten.
Jedenfalls ist der Parapsychologie durch diese Veröffentlichung wenig gedient
. Literarisch ist das Buch jedenfalls hervorragend und sehr lesbar.
Richtigstellung bezüglich des Artikels „Sensitiver oder Medium" von Herrn
Sanitätsrat Dr. Bruck.
In seinem Aufsatz schreibt der Verfasser: „Eine Einigung mit Herrn v. R.
wird aber für diejenigen nicht zu erzielen sein, die nicht, w i e e r und mit ihm
die meisten Spiritisten, auch Psychometrie und Hellsehakte nur spiritistisch
auslegen." Herr Dr. B. irrt sich in der Meinung, daß ich die Psychometrie und das
Hellsehen lediglich spiritistisch auffasse, sowie überhaupt, wenn er glaubt, daß ich
grundsätzlich alle animistische Theorien ablehne. In allen meinen parapsychischen
Vorträgen betone ich stets, daß ich die animistische Auffassung bis 60<>/o gelten
lasse. Selbstverständlich rechne ich die Psychometrie und alle hellseherischen Demonstrationen
, die mit Geistersehen nichts zu tun haben, zu jenen Phänomenen
, welche durch die übernormalen Fähigkeiten der inkarnierten Seele erklärt
werden können, und ich stimme der Auffassung Prof. Drieschs völlig bei, wonach
der Animismus unter Umständen ein Verbündeter des Spiritismus sein kann. Ohne
in Einzelheiten eingehen zu wollen, stehe ich aber wie vorher auf dem Standpunkt,
daß die Ausführungen Dr. B.s über das Medium Ford, so interessant sie auch
sind, keinen Beweis zu bringen vermocht haben, daß ein großer Teil seiner
Leistungen nicht spiritistisch zu wertvoll sind Warum sollte es nicht auch eine
Telepathie zwischen den angeblich Verstorbenen und den Lebenden geben?
F. v. Reuter.
Fachliteratur des Auslandes.
Quarterly Transactions of the British College of Psychic Science, Vol. X, Nr. 3,
* Oktober 1931.
Unter Verweis auf einen früheren Artikel "(Psychic Science, Oktober-Heft
1923) des damaligen Herausgebers Mr. F. BKgh Bond bespricht Mrs. Hewat
M c'K e n z i e im Anschluß an einen Besuch in Oxford — die „Gesichter an der
Wand der Christchurch-Kathedrale" Es erschien dort allmählich innerhalb eines
Zeitraumes von zwei Jahren an der Wand des südlichen Seitenschiffes das Porträt
des 1898 verstorbenen Dechanten Liddeli (Lichtbiklbeigabe.) Schon Bond
war unter Anführung von Beispielen den möglichen normalen Entstehungsursachen
(Wirkung der Feuchtigkeit in einer Mauer, die in unregelmäßigen
Flecken trocknet usw.) nachgegangen. Sie waren aber als unzulänglich angesehen
und es war an einen ähnlichen übernormalen Vorgang gedacht worden, wie bei
der Beeinflussung photographischer Platten. Mrs. McKenzie sah nun zwei weitere
kleinere Gesichter in Ausbildung neben dem des Dechanten, sie ließ sich auch
iwti weitere Gesichter in derselben Kirche zeigen, das eine das eines alten
Mannes, das andere das eines langjährigen Choristen der Kirche. Sie verweist zur
Erklärung auf einen ihr bekannt gewordenen Fall eines weiblichen College Mitgliedes
, bei dem sich auf dem Lichtbild der Mutter, das im Schlaf/immer hing,
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