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und Herschlagen, wobei man achtgeben mußte, daß man keinen Hieb abbekam
, wiederholte sich aber noch öfters, während man versuchte, sich durch
seine Klopflaute mit ihm zu verständigen. Dies scheint nicht recht gelungen zu
sein, denn Herr A. sagl in seinem Bericht nur, daß es geheißen habe: „Alle
guten Werke sind recht und gut, aber ihm könne nichts helfen und er müsse
noch 4o Jahre in seinen jetzigen Verhältnissen bleiben,"
Um 11 Uhr nahm der Beamte, aus Rücksicht auf die Familie, mit seinen
Begleitern Abschied und meinte, man müsse sich auch von dem unsichtbarem
Freund verabschieden, und wünschte ihm Frieden und Gute Nacht. Nun ging
der Stuhl von einem zum andern, sogar zum Kind in der Wiege, verneigte sich
tief, und blieb dann auf seinem alten Platze stehen.
Wie Herr A. auf Nachfragen erfuhr, war es, nachdem sie gegangen waren,
in dieser Nacht stille, auch den drauffolgenden Tag. Aber in der nächsten Nacht
war der Unsichtbare wie immer tätig.
Sehr merkwürdig ist der Schluß dieses Berichtes. Da erzählt Herr A.,
daß im Frühjahr 1918 der Häusler Franz Painsi zu ihm gekommen sei und
ihm betrübt berichtet habe, daß er seit ein paar Tagen in Haus und Stadel vor
einem unsichtbaren Ding keine Ruhe mehr Habe. Er werde mit Kot und Steinen
beworfen und werde im Bett von dem Unwesen geschlagen, so daß er daran
denke, seinen Besitz zu verkaufen. Auf die Frage des Beamten, wie das gekommen
sei, erzählte er, daß er mit seiner Tochter und einem elfjährigen
Pflegesohn bei Otti einen Besuch gemacht habe, jedoch ohne etwas Außergewöhnliches
zu bemerken. Beim Fortgehen. Montag früh, habe er aus Dummheit
den Geist eingeladen mit den Worten: „No, Geist, wannst willst, kannst
mitgehen !*' — In dieser Nacht fing es im Stall, wo der Pflegesohn schlief, zu
spuken an. Durch Unruhe. Hauen und Werfen mit verschiedenen Gegenständen
war er genötigt, mit dem Knaben in die Küche zum Schlafen zu übersiedeln.
Painsi bat Herrn A., öfters nachts nachzuschauen, was los sei. Dies !at dieser
auch mehrmals, doch ohne etwas Verdächtiges zu bemerken. Während er, ohne
daß die Insassen etwas wußten, vor dem Haus stand, blieb alles finster und
ruhig in Haus und Stall.
Das allgemeine Gerede gab dem Pflegesohn Paul die Schuld an der Geisle-
rei, wie früher der kleinen Ida. Auch A. neigte dieser Annahme zu, und wollte
den Knaben auf allerlei Art zu einem Geständnis bewegen, aber umsonst; dieser
befeuerte hoch und heilig, daß er nichts mit der ganzen Sache zu tun habe. —
Herrn A. wurde auch erzählt, daß der Unhold in der Wohnung des Painsi den
Geschirrkasten in der Küche fortgeschoben habe, bis dieser vornüber auf den
Boden fiel.
Das Merkwürdigste aber war folgendes: Seit der Einladung des Painsi an
den Geist war es in der Hütte der Jägersleute vollkommen ruhig geworden, >\as
Herr Otti dem Beamten erfreut mitteilte. Der Geist war also übergesiedelt...
Im Sommer 1918 beauftragte der Bezirkshauptmann einen Dr. theol. aus
Wien, namens Stanzl, der als Feldwebel dem Arbeitergruppenkommando der
Kriegsgefangenen zugeteilt war, mit Herrn Inspektor A. bei Painsi Nachforschungen
anzustellen. Der Schauplatz des Spuks war die Küche, wo Vater und
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