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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0127
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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft (März 1932.)

Beitrag zur Erforschung postmortaler Spukvorgänge

Von Johannes Illig.
Schluß.

Auffallende Häufigkeit von Spuk nach Selbstmord.

Wenn man in den bis jetzt erwähnten Fällen nach der Ursache fragt,
* durch die sie möglicherweise zur Auslösung gekommen sein könnten, so begegnet
man immer einem nach rückwärts gerichteten Wunsch, der sich im Augenblick
des Todes noch nicht abreagiert hatte oder der sich angesichts des bevorstehenden
Todes erst aktivierte. Entweder ist es der Wunsch, diese Erde noch nicht
-verlassen zu müssen oder seine Angehörigen noch einmal sehen zu dürfen oder
irgendwem noch ein Zeichen seines Weiterlebens nach dem Tode geben zu
können. Die Häufigkeit von Spukerscheinungen nach Selbstmordfällen weist
auf die gleiche Ursache hin. Dehn Selbstmord ist nicht der Ausdruck des
Fertigseins mit der Welt, des Ueberwundenhabens, sondern der des puren Gegenteils
davon. Wer Selbstmord begeht, begeht ihn nicht, weil er nichts mehr von
der Welt will, sondern weil er zuviel von ihr will, jedenfalls mehr als sie ihm
zu geben vermag. Seine nach rückwärts gerichteten Wünsche haben sich im
Augenblick seines Todes nicht abreagiert, sondern im Gegenteil auf eine unerträgliche
Höhe gesteigert. Wenn wir in den Erscheinungen des ortsgebundenen
Spuks postmortale Wunscherfüllungen sehen dürfen wie die Psychoanalytiker
in den Träumen — vielleicht auch Furcht- oder T r i e b erfüllun-
gen —, dann ist es durchaus folgerichtig, daß sich nach Selbstmordfällen die
Spukerscheinungen häufen. Leider gelingt es nur selten, die Tatbestände so
genau festzustellen, wie man es wünschen möchte, wegen der Scheu der Hinterbliebenen
vor üblen Nachreden oder aus Furcht vor Entwertung ihres Grundbesitzes
. Aber gerade diese Spukerscheinungen nach Selbstmordfällen bieten
oft die meisten Anhaltspunkte für die Feststellung der Identität. Vor etwa
20 Jahren kam einmal mein Sohn eines Abends aufgeregt nach Hause und
berichtete mir, er habe mit einigen Schulkameraden bei Einbruch der Dunkelheit
noch einen Gang durch den Wald gemacht. Da hätten sie plötzlich neben
sich im Gebüsch ein Stöhnen gehört wie wenn jemand am Ersticken wäre. Sie
hätten eine Weile zugehört, aber nicht gewagt, ins Gebüsch hineinzugehen.
Al#es nicht aufhören wollte, sei eine Furcht über sie gekommen, und sie hätten
Reißaus genommen. Am andern Tag ließ ich mir die Stelle zeigen. Es war
genau die Stelle, an der ich ein Vierteljahr zuvor bei meinem täglichen
Spaziergang den schon stark in Verwesung übergegangenen Leichnam eines
Erhängten gefunden hatte, der bestattet wurde, ohne zuvor noch identifiziert
werden zu können. Die Drahtschlinge, die er sich um den Hals gelegt hatte,
hing noch an dem Bäumchen, unter dem die Leiche lag. Dürfte das, was die
Knaben gehört hatten, mit dem Selbstmord in Verbindung gebracht werden?
War vielleicht das Stöhnen der spukhafte Hinweis auf den Ort und die Art
des Selbstmords? Ich habe auf diese Frage keine bestimmte Antwort, möchte
aber diesem Fall einen andern, deutlicheren an die Seite stellen.


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