Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0128
Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spukvorgänge.

103

Der spukende Schäfer.

Ein iii Rußland ansässiger Schwabe, der schon seit längerer Zeit nicht
mehr in seine deutsche Heimat gekommen war, hatte sich zum Besuch seiner
Heimatgemeinde entschlossen. Als er einige Tage dort geweilt hatte, machte
er einen Nachmittagsspaziergang und kehrte, als es zu dämmern begann, ins
Dorf zurück. Nicht weit von den ersten Häusern sah er plötzlich einen Mann
vor sich gehen, was ihn einigermaßen überraschte, weil er nicht bemerkt hatte,
woher er gekommen war. Er dachte sich jedoch nichts Besonderes dabei und
ging ruhig hinter ihm her, da er, wie er selbst, gegen das Dorf hin ging. Doch
wie groß war sein Erstaunen, als der mit einem Mantel bekleidete Mann sich
beim Ueberschreiten einer Brücke, neben der das Wasser zu einer Pferdeschwemme
angestaut war, mit einemmal zur Seite wandte und über die Brücke
hinab ins Wasser sprang. Rasch lief er an die vermeintliche Unfallstelle, um
den Unglücklichen, wenn es möglich war, zu retten. Er sah aber weit und breit
keinen Menschen mehr, weder im Wasser, noch am Ufer, dafür sah er sidh
jetzt inmitten einer weidenden Schafherde, die zuvor nicht dagewesen war
und die wieder verschwand, nachdem er sie durchschritten hatte. Als er ins
Dorf gekommen war und in einer Wirtschaft erzählte, was er soeben erlebt
hatte, auch das Aussehen des Mannes schilderte, der ins Wasser gesprungen war,
erkannten alle anwesenden Ortseinwohner in dem Mann den einstigen Dorfschäfer
, .der sich zwei oder drei Jahre zuvor von dieser Brücke aus ins Wasser
gestürzt und ertränkt hatte. Bemerkt mag werden, daß der Fremde, der das
spukhafte Erlebnis hatte, ein unerschrockener, mutiger Mann war, dem in
seinem ganzen Leben noch nie etwas Spukhaftes begegnet war und auch später
nicht mehr begegnete.

Mancher wird hier vielleicht an einen Fall spontan auftretender ,,Psycho-
metrie" denken. Aber „Psyehometrie" hat doch in der Regel eine gewisse
Veranlagung zur Voraussetzung. In diesem Fall findet sich aber von psychometrischer
Veranlagung keine Spur. Es ist auch nicht einzusehen, warum
— wenn je eine verborgene Anlage vorhanden gewesen wäre — sich dann nur
ein Selbstmordfall durch sie visionär dargestellt haben sollte und nicht auch
noch dieser oder jener andere Vorgang. Als Tatsache steht jedenfalls fest,
daß sich an Stellen, an denen ein Selbstmord erfolgte, häufig solche spukhafte
Erscheinungen zeigen, vielfach auch in ganz ähnlicher Weise. Und das muß
doch zu denken geben. So wurde der Amtschirurg von Ortenberg einmal,
wie sein Sohn im „Magikon", Jahrg. i85o, erzählt, in eine Nachbargemeinde
gerufen, wo ein Ertrunkener (es geht aus dem Bericht nicht ohne weiteres
hervor, ob es sich um einen Unfall oder Selbstmord handelte) seziert werden
mußte. Dieser war ein Säufer und wurde allgemein der Branntweinhannes genannt
. Er war stets in weiße Leinwand gekleidet. Der Chirurg kehrte mit
seinem Gehilfen abends im Mondschein nach Ortenberg zurück. Auf einem
schmalen Damm kam ihnen der Branntweinhannes taumelnd entgegen, der Gehilfe
wollte ihn anreden, der Chirurg aber verbot es ihm. Beide traten auf die
Seite und ließen das Phantom an sich vorübergehen. Gleich darauf tat es einen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0128