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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1932.)
Platsch im Wasser, dann zappelte und plätscherte es noch einige Augenblicke
— und man sah und hörte nichts mehr. Ist dieser Fall dem vorausgehenden
nicht überraschend ähnlich und ist nicht jeder dieser gleichartigen Fälle eine
Stütze für den andern. Und deuten alle zusammengenommen nicht auf eine
gewisse psychische Ordnung hin, in der sie Zustandekommen und die ihnen
gewissermaßen ihre Form aufzwingt? Daß sie traumartigen und nicht wachbewußten
Charakter haben, zeigt die Erscheinung der Schafherde, die doch
wohl nur die visionäre Projektion eines Vorstellungsbildes ist.
Zwei Fälle von Dauerspuk.
Außer diesen flüchtigen Spontanbeobachlungen, die häufig an den Oertlieh-
keiten gemacht werden, an denen ein Selbstmord stattgefunden hat, gewahrt
man sehr oft auch die Ausbildung von Dauerspukerscheinungen im Anschluß
an Selbstmordfälle. Vor eiiiigen Jahren wurde in W—g ein Selbstmörder beerdigt
. Er hatte sich erhängt. Auf dem Heimweg vom Friedhof sagte die
Tochter eines Mannes, der auf die gleiche Weise in den Tod gegangen war, zu
ihrer sie begleitenden Nachbarin: „Wenn es denen nur nicht auch geht wie
uns!" Und nun erzählte sie, noch unter dem erschütternden Eindruck der
eben vollzogenen Bestattung, daß ihr Vater seit seinem Tod im Haus umgehe
. Dadurch bekam ich von der Sache Kenntnis und ging nun daran, den
Tatbestand festzustellen. Aber es gelang mir zunächst nicht, an die Leute
heranzukommen. Nun halle aber der Spuk, wie es scheint, die Eigentümlichkeit
, sich auch außerhalb des Hauses bemerkbar zu machen, und so erfuhr
ich immerhin einiges, das mir der Beachtung wert schien. Mehrere Nachbarn
sahen nämlich wiederholt eine Lichterscheinung bei dem Hause oder am Giebel
oder Dach des Hauses, die immer eine gewisse Beziehung zu der Stelle im
Speicher zu haben schien, an welcher der Selbstmord begangen worden war.
Das Licht, eine helle Scheibe, bewegte sich meistens am Dach und auf dem First
und winde von verschiedenen Personen gleichzeitig und getrennt beobachtet,
oft längere Zeit hindurch. Einmal wurde es auch einige Meter vom Hause
entfernt gesehen, wie es gegen den Giebel schwebte und in diesem verschwand.
Obwohl es nicht das \ussehen einer Spiegelung hatte, wurde doch wiederholt
nachgeforscht, ob nicht eine solche Möglichkeit vorliege, aber es wurde nichts
gefunden. Die Beobachtung wurde elwa 7—8 Jahre hindurch gemacht, dann
nibht mehr. Endlich gelang es mir, durch eine Mittelsperson Verbindung mit
einem Sohne des betreffenden Hauses zu bekommen, der mir die Richtigkeit
des Spuks zwar bestätigte, sich aber im übrigen sehr zugeknöpft verhielt.
Namentlich wollte er mir keine Einzelheiten mitteilen. Was ich heraus/u-
bringen vermochte, war nur dies: der Spuk begann mit einem sogenannten
Vorspuk, der sich in der Nacht vor der Katastrophe in einem ungewöhnlichen
Gepolter auf dem Speicher bemerkbar machte, wo sich dann am andern Tage
auch die Katastrophe vollzog. Gleich in den ersten Nächten nach dem Todesfall
nahm das Gepolter seinen Fortgang. Es nahm seinen Ausgang im
Speicher und kam mit Poltcr sehr itten die Treppe herab,
ging dann in die Wohnstube oder in ein anderes Zimmer und nahm dort
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