Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0130
Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spukvorgänge.

105

seinen Fortgang. Man hatte den Eindruck, als ob der Verstorbenenoch
lebte, denn es wiederholte sich alles so, wie man es von
ihm im Leben gewohnt war. So betrat er scheinbar eine
Kammer auf dem Speicher, in der er sonst täglich zu tun
hatte, machte sich dort zu schaffen und verließ sie wieder
. Man hörte dabei stets das in der Familie wohlbekannte
Geräusch des alten rostigen Schlosses und das
eigenartige Knarren der Tür. In der Wohnstube trat er
an den Ofen und spielte mit den Ofentüren, sie auf - und
zuklappend, wie er es im Leben in der Gewohnheit hatte,
wo er sich abends oft längere Zeit mit dem Rücken gegen
den Ofen gestellt und dessen Türen auf- und zugeklappt
hatte. Das war alles, was ich herauszubringen vermochte. Es ist zwar nicht
viel, aber durchaus charakteristisch. Der Spuk scheint nach allem, was ich
herauszubringen vermochte, sehr heftig und aufdringlich gewesen zu sein, besonders
„in Festzeiten", wie man mir sagte. Auf alles, was ich über weitere
Einzelheiten wissen wollte und auf meine Fragen, ob es auch zur Phantom*
bildung gekommen sei, bekam ich leider keine oder nur eine ausweichende
Antwort. Das ist für die Forschung bedauerlich, aber das sind nun einmal die
Schwierigkeiten, mit donen sie allenthalben zu kämpfen hat, weshalb man
trotz aller Bemühungen oft nur zu sehr spärlichen Ergebnissen kommt. Ueber
den Charakter und die p3ychische Eigenart des Verstorbenen erfuhr ich von
seinen Bekannten, daß er wohl psychopalhisch veranlagt war. Er soll, namentlich
in der letzten Zeit seines Lebens, stark unter seelischen Deprcssionser-
scheinungen gelitten und — obwohl er wohlhabend war und von den Zeitumständen
mehr Vorteil als Nachteil hatte, geglaubt haben, ,,es reiche ihm
nicht mehr zum Leben". Tn dem die Spukerei einleitenden Vorspuk haben
wir wohl die magische Vuswirkung der sein Gemüt tief aufwühlenden Selbstmordgedanken
zu erblicken, in denen die Tat ideell schon vollbracht war, ehe
sie in Wirklichkeil vollbracht wurde. •

Mehr Glück als in diesem Fall, aber auch kein vollkommenes, halten meine
Bemühungen in dem folgenden:

Ein iVlann in mittlerem Alter, der ungefähr seil 10 Jahren verheilatel war,
lilt häufig an Depressionszusländen und ging lange Zeil mit Selbstmordgedanken
um. Es scheint sich bei ihm um erbliche Belastung gehandelt zu haben, da in
der Familie auch Schwachsinn festgestellt werden konnte. In seinen depressiven
Zuständen jagte er häufig zu seiner Frau: ,,Wcib, sieh, da hänge ich mich
noch einmal hin! Weib, gehst nicht mit mir in den Tod?" Mehr als sechzigmal
nahm er Anläufe zu Selbstmord — durch Erhängen, einmal auch durch
Pulsaderabschneiden, aber entweder fand er nicht die Kraft zur Durchführung
der Tat oder wurde er an ihrer Ausführung verhindert. Mehrmals hatte
er auch schon seiner Frau das Rasiermesser an den Hals gesetzt, um ihr die
Kehle zu durchschneiden. Aber auch dazu fand er nicht die Kraft. Er schien
zu erwarten, daß sie sich zur Wehr setze und ihn dadurch in Erregung bringe,
damit er in der Aufregung handeln konnte, denn er fragte sie wiederholt:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0130