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Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spuk Vorgänge. 107

ihnen das Herz. Das Heulen dauerte noch fort, als die Frauen schon aufgestanden
waren und sich ankleideten. Erst als die Frau den Melkstuhl holte
und mit ihrer Schwester in den Stall ging, hörte es auf, oder es folgte ihnen
wenigstens nicht nach. Nach der Beerdigung trat in dem Hause
vorläufig Ruhe ein bis zum Frühjahr.

Dafür begann nun in dem Hause der in einem Nachbardorf wohnenden
Schwester ein Spuk, der auch von anderen Hausbewohnern beobachtet wurde.
Zuerst hörte sie ein Ticken wie von einer Wanduhr. In der Meinung
, es könnte sich vielleicht um ein Echo handeln, stellte sie die Wanduhr
ab. Aber die unsichtbare Uhr tickte weiter. Wenn sie das Ticken nicht beachtete
oder sich stellte, als ob sie es nicht beachte, wurde sie am Haar
gefaßt und geschüttelt. Auch andere Spukerscheinungen rein akustischer
Art wurden wahrgenommen. Man erklärte sich den Spuk als die Folge
der in das Haus gebrachten Kleider des Verstorbenen.

So ging es fast Tag für Tag weiter, bis im April des nächsten Jahres
auch in dem Sterbehause der Spuk wieder einsetzte. Er begann
am hellen Tag auf dem Speicher, auf den sich die Witwe des Selbstmörders
hinauf begeben hatte, um Wäsche aufzuhängen. Kaum war sie oben,
da vernahm sie von Tsch — tsch — tsch- lauten begleitete, auf
sie zukommende Schritte, die unmittelbar vor ihr stille hielten.
Sofort dachte sie an eine Kundgebung ihres Mannes und sagte: „Gelt, du hast
keine Ruhe? Ich hab' dir's ja zuvor gesagt!" Da entfernte sich das spukende
Etwas weiterschreitend, jeder Schritt von Tsch begleitet, wie es gekommen war.
Die Frau überfiel ob dieses spukhaften Vorgangs ein solcher Schreck, daß sie fast
ihre Füße nicht mehr tragen wollten. Von dieser Zeil an hörte sie namentlich
während der Nacht ein auffallendes Knallen, Knacken, Krachen
und Plumpsen im Hause, dazu gesellten sich schlürfende Tritte
und Geräusche wie das Niederdrücken einer Türklinke.
Das Knallen war genau so wie ich es jahrelang beobachtet
habe und es mir von andern habe bestätigen lassen. (Vgl.
»die Fußnote auf Seite 67) Es war wie die Entladung einer Leydener Flasche
und wie das Ueberspringen elektrischer Funken, in der Regel drei bis vier
nacheinander. Der erste Knall war sehr stark, der zweite etwas schwächer,
der dritte noch schwächer und der vierte nur noch wie ein leises Knistern,
Wenn der Spuk von außen hereinkam, nahm er seinen Weg stets durch die
Tür. Die Tür krachte dann immer sehr laut, während gleichzeitig die
Klinke niedergedrückt wurde oder wenigstens ein Laut wahrgenommen
wurde, als ob die Klinke niedergedrückt worden wäre. So vergingen ungefähr
«drei Wochen, ohne daß der Spuk lebhaftere Formen annahm oder seinen Charakter
veränderte. Bald aber kam es anders.

Es mochte am 23. oder 24. April gewesen sein, als die Frau mitten in der
Nacht plötzlich aus tiefem Schlaf erwachte, wie wenn sie von ihrem verstorbenen
Mann geweckt worden wäre. Sie sah ihn heim Erwachen dicht
«eben sich stehen, ganz wie er im Leben aussah und gelt
1 e id e f war. Sein Gesicht war ernst nnd traurig, beide


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