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Iiiig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spukvorgänge

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das Kreuzeszeichen über sich und die Kinder, besprengte alles mit Weihwasser
und sprach das ihr übergebene Gebet. Nach Beendigung des Gebets
erfolgte ein furchtbarer Knall, daß die Kinder davon erwachten. Im
übrigen jedoch blieb die Nacht ruhig. In der dritten Nacht erfolgte während
des Gebets ein Krachen am oder im Ofen, daß sie meinte, der Ofen
wolle auseinanderbersten. Sonst aber blieb auch diese Nacht ruhig. In den»
folgenden fünf oder sechs Nächten war alles still. Als jedoch das Weihwasser
ausgegangen war, ging die alte Geschichte wieder los. Sofort verschaffte sie
sich das Wasser wieder und ließ es seither auch nicht wieder ausgehen. Die
Ruhe wurde seit dieser Zeit auch nicht wieder gestört. Leider war es mir nicht
möglich festzustellen, ob auch bei der Schwester im Nachbardorf der Spuk
endgültig aufgehört hat, da sie es grundsätzlich ablehnt, noch ein Wort über
die Sache zu sprechen, weil sie von irgend jemand belehrt worden ist, solange
man über einen „umgehenden" Verstorbenen spreche, könne er nicht zur Ruhe
kommen. Die Witwe des Verstorbenen glaubt indessen auf Grund des Verhaltens
ihrer Schwester annehmen zu dürfen, daß auch dort Ruhe eingekehrt
ist. Aehnlicher Ueberzeugung ist auch die vertrauteste Freundin dieser Schwester
, die über den Spuk von Anfang an unterrichtet war, und zwar nicht bloß
durch die Schwester, sondern auch durch deren Bruder, der zuweilen ausrief:
Ich habe zuvor alles da& abgelehnt, nun muß ich es selbst erleben! Diese
Freundin hat übrigens den Spuk teilweise selbst miterlebt. So war sie Zeugin
des eingangs erwähnten Uhrentick-Echos und des Weitertickens, als die Wanduhr
abgestellt war. Es habe sie, wie sie erzählte, beim ungewollten Beobachten
dieser Erscheinungen ein Schauer überlaufen.

Was ist's nun mit diesem Spuk, der sich so augenscheinlich an den vorausgehenden
Todesfall anschloß und an zwei Orten zugleich abspielte? Wenn er
animis tisch gedeutet werden wollte, müßte zu allererst ein Medium nachgewiesen
werden können. Wo ist es und wer ist es? Man könnte an die Witwe
oder ihre Schwester denken. Aber diese zeigten weder vor noch nach dem
Spuk eine Spur von Medialität. Mag bei der Witwe vielleicht auch manche
Selbsttäuschung oder manches rein subjektive Element mit unterlaufen sein:
im allgemeinen sind die sämtlichen Symptome unzweifelhaft echt, daß die
Echtheit des Spuks als Ganzes genommen, nicht bestritten werden kann. Fragt
man aber nach seiner Ursache, so kommt man auf keine andere, als auf den
Verstorbenen selbst. Ich halte nicht für nötig, alle einzelnen Symptome noch
besonders durchzusprechen. Nur zu dem Erlöschen des Spuks nach Anwendung
von Weihwasser möchte ich noch etwas sagen,, weil dieser Umstand vielleicht
manchem, der in ihm ein Mittel der Suggestionierung der Witwe erblickt, am
meisten für eine anünistasch-mediale Deutung zu sprechen scheint. Man kann
zweifellos an eine suggestive Wirkung des Weihwassers denken, der Gedanke
daran liegt sogar sehr nahe. Aber wenn man daran denkt, muß man auch
die Frage prüfen, ob nicht vielleicht auch der Verstorbene durch das Weihwasser
suggestiv beeinflußt worden sein könnte? Hält man die beiden Charaktere
gegeneinander, dann war weit eher eine suggestive Wirkung bei dem
Verstorbenen, als bei der hinterbliebenen Frau zu erwarten. Denn diese war


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