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Iüig: Beitrag zur Erforschung postmortaler Spukvorgänge. 113

dem ein anderes, mehr triebhaftes, das zuweilen in somnambulen Zustanden
und in den Träumen zutage tritt, ein Bewußtsein mit größeren Möglichkeitein
im günstigen und ungünstigen Sinn, das ebenso wirr und düster wie klar und
erhaben- sein kann. Was ich inzwischen an weiteren Spukfällen untersucht
habe, hat mich in dieser Annahme nicht wankend gemacht: die in ihnen zuweilen
zu beobachtende Zweckmäßigkeit, die den Eindruck der Absichtlichkeit
macht, hat weil mehr immanenten, als „fremddienlichen-4 Charakter. Wäre der
Spuk durcli ein waches, logisches Bewußtsein geleitet, dann müßte er einen ganz
andern Verlauf nehmen, als den, den er selbst in den günstigsten Fällen tatsachlich
nimmt. <

Wenn man von den gewöhnlich bekannt werdenden Spukfällen auf den Zustand
nach dem Tod schließt, wie es in der Regel — mit Recht — geschieht*
dann bekomml man den Eindruck, als ob der jenseitige Zustand vorwiegend
wirr und düster wäre. Das erklärt sich aber sehr einfach daraus, daß der
düstere Spuk der heftigere ist und daher bekannt wird, während der lichte
Spuk zart ist und in der Regel als Geheimnis des Herzens bewahrt wird. Tatsächlich
ist aber der lichte Spuk ebenso häufig, als der düstere, nur hat er
einen flüchtigeren Charakter und erlischt sehr rasch, während der düstere,
erdgebundene, meist in einen hartnäckigen Dauerspuk übergeht. Aber man
sollte auch dem lichten Spuk mehr Beachtung schenken als bisher, weil er für
die Beantwortung der Frage „was dann?", von größter Wichtigkeit ist. Der
Zufall wollte — gibt es einen Zufall? —, daß ich, während ich diese Arbeit
niederschrieb, auf einige Fälle aufmerksam gemacht wurde, die gerade au£
diese freundliche Art postmortalen Spuks 'ein äußerst interessantes Lichl
werfen, und es freut mich, dieser im Grunde düster gestimmten Arbeit mit
ihrer Wiedergabe einen lieblichen und in gewissem Sinn auch erhebenden Ausklang
geben zu können.

Der Familienpfiff.

Ein mir sehr gut bekannter Her? hatte die Gewohnheit, wenn er mittags
vom Geschäft nach Hause kam, auf der Treppe den Familienpfiff ertönen zu
la^en, um seiner Frau seine Ankunft zu melden. Er starb nach sehr kurzer
Krankheit im rüstigsten Mannesalter. Als sich seine Frau mit den näheren»
Verwandten am Tag der Beerdigung zur Leichenhalle begeben hatte, um sich
an der Ueberführung der Leiche nach dem Friedhof zu beteiligen, erscholl
plötzlich der allen bekannte Pfiff im Flur des Trauerhauses sehr stark und
nachhaltig. Das unter Aufsicht einer Verwandten zurückgebliebene Personal
lief sofort zusammen auf den Flur und auf die Treppe und hörte den Pfiff,
sah aber niemand. Der Vorfall wurde mir von allen Beteiligten in der bestimmtesten
Weise bezeugt. Der Pfiff habe das ganze Haus durchhallt, sagte
eine der Zeuginnen. Es war etwa i/2r Uhr, also der Zeitpunkt, an dem der
Verstorbene gewöhnlich um Mittag vom Geschäft nach Hause zu kommen
pflegte. Eme Möglichkeit des Trugs oder der Täuschung bestand nicht. Die
mir aufs beste bekannte Hauptzeugin war die Schwägerin des Verstorbenen,
von deren Zuverlässigkeit ich auf das bestimmteste überzeugt bin. Wer hat

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