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v. Schrenck-Notzing: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 119
klebten Briefumschlages, in dem sich das Schriftstück befand oder durch Erfassen
und Erkennen einer vorgestellten bestimmten Person (psychischei
Transfer).
Bei Schermann bilden Persönlichkeit und Schrift zwei fest aneinander
gebundene Korrelate, so daß er, wenn ihm einer von diesen beiden Komplexen
bekannt wird, sofort das dazugehörige Korrelat wie bei einer Gleichung findet.
Zeigt man ihm die Schrift, so erfaßt er die dazugehörig© Person; zeigt man ihm
die Person, so erfaßt er sofort das Bild der Schrift und kann sie imitieren. Die
Erscheinungen dieser Art nennt Fischer Metästhesie. Seine Experimente sind
so exakt angestellt, daß von Fehlerquellen oder Täuschungen nicht geredet
werden kann.
Wahrträume telepathischer Art behandelt die Broschüre „Der telepathische
Traum" von dem Psychoanalytiker Wilhelm Steckel (Pfullingen 1921).
Besonders bemerkenswert wegen der eingehenden Berücksichtigung möglicher
Fehlerquellen.
Mit der Hyperästhesie Sensitiver, soweit es sich dabei um hellseherische
Angaben handelt, beschäftigen sich die „Grundversuche auf dem Gebiete der
psychischen Grenzwissenschaften", angestellt von Professor Dr. Chr. Schröder.
(Berlin 1924, Pyramidenverlag.) In einzelnen Ergebnissen dieses Forschers
scheint die Annahme einer Ueberempfindlichkeil unwahrscheinlich, ja unmöglich
. Ein besonderes Kapitel der Psychoskopie bedeulen die Untersuchungen
•des Dr. med. Walter Krön er, betitelt „Ueber JVIedialdiagnostik' (Be-
funderhebung durch Fernfühlen), Bericht über Versuche mit dem telästhetisehen
Medium Elisabeth F." (Oswald Mutze, Leipzig, 1924).
Diese Studentin der Medizin war imstande, Krankheitssymptome an Patienten^
(mit oder ohne Anwesenheit dercelben) an ihrem eigenen Körper zu erleben
und so Diagnosen zu stellen, die sich großenteils als richtig erwiesen. Kröner
unterscheidet eine begriffstelepathische von einer gefühlstelepathischen Medialdiagnose
. Die erstere bedeutet die telepathische Uebernahme der Krankheits-
begriffe vom Arzt oder dem Patienten, die zweite betrifft die Einfühlung der
Versuchsperson in den erkrankten Organismus. Der Empfangsort der tel-
ästhetischen Wahrnehmung befindet sich vermutlich nach Kröner im Organ-
gefciihl des sympathischen Nervensystems und in der vegetativen Sphäre des
Unterbewußtseins. Die Versuchsperson selbst kann sich niemals Rechenschaft
•ablegen über den medialen Teil ihrer Wahrnehmungen. Sie ist nicht imstande,
gefühls- und begriffstelepathische, suggestive und autosuggestive Mechanismen
während des Ablaufs zu unterscheiden, da sie nie sagen kann, ob «in Versuch
gelungen ist oder nicht. Beim näheren Studium der Versuchsprotokolle gewinnt
man einen unmittelbaren Eindruck von dem Mechanismus des« medialen
Geschehens und seinen psychologischen'Verknüpfungen.
Dr. II a p p i c h in Darmstadt beobachtete einen Patienten mit ähnlichen
Fähigkeiten (Hellsehen, Hellfühlen). Vgl. „Das Okkulte* (Darmstadt 1923).
In das Gebiet der Psychometrie oder Psychoskopie gehören die experimentellen
Untersuchungen, welche Sanitätsrat Dr. Gustav Pagenstecher unter
der Ueberschrift „\ußersinnliche Wahrnehmung*' (1924, Halle, Marhold) in
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