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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft (März 1932.)
sagerunwesen vor, hauptsächlich gegen das professionelle Prophezeien. Er
behandelt die geschichtliche Entwicklung der Wahrsagemethoden (Astrologie,
Chiromantie, Kartenlegen, Traumdeutung, das siderische Pendel usw.), ferner
die Psychologie des Wahrsageglauben» (darunter die Entwicklung des Wahrsagers
, die Persönlichkeit desselben, die Kundenbeschaffung, den Wahrsageakt
usw.). In der Bekämpfung des Wahrsagens werden die Schäden desselben
besprochen, sowie die strafrechtlichen Bestimmungen dagegen in Oesterreich,
Deutschland und im übrigen Ausland. Die Frage, ob eine übernormale Erkenntnisfähigkeit
existiert, wird nicht untersucht. Verfasser entschuldigt sich
in seinem Vorwort, daß er den Okkultismus nicht in dem erwarteten Umfang
berücksichtigt habe, weil er nicht ins Uferlose kommen wolle. Trotz der für
"die Rechtsprechung gegebenen Unterlagen vertritt das Werk einen einseitigen
Standpunkt und genügt nicht den heutigen xVnforderungen.
Gänzliche Ablehnung jeder über normalen Erkenntnisfähigkeil vertritt die
Broschüre von Albert Moll: „Prophezeien und Hellsehen" (Stuttgart 1922).
Immerhin ist diese Schrift lehrreich wegen der eingehenden Darstellung von
Fehlerquellen sowie der gründlichen Kenntnis der einschlägigen Literatur.
Dem bereits oben erwähnten Autor Dr. med. Karl Bruck kommt das Verdienst
zu, den Lesern der „Psychischen Studien" eine der wichtigsten Serien]
von Experimenten der Gedankenübertragung, welche die englische Literatur
aufweist, in deutscher Uebersetzung zugänglich gemacht zu haben.
Es handelt sich um den Bericht „Gedankenübeitragungsexperimente von
Professor Gilbert Murray, L. L. Lit. D. (Oxford)", von Mrs. Henry Sidg-
wick (London, Woking. Psychische Studien 1925, Heft Juli. August und
September).
Als Perzipient war bei diesen Feststellungen Professor G. Murray selbst
tälig, einer der angesehensten englischen Gelehrten und Politiker, o. Professor
für altgriechische Literatur in Oxford, 1916 und 191t) Präsident der englischen
Society for Psychical Research. Persönlichkeitsunwerte, welche, wie Bruck
richtig bemerkt, leider oft von den Gegnern als Angriffsmaterial benützt
werden, sind im vorliegenden Fall nicht vorhanden. Schon im Jahr 1915 erschien
in den Proceedings (Band XXIX, S. 6/p ein Bericht der Mrs. Verral
über 5o/| damals vorliegende Experimente, denen die weiteren, dem Bericht
der Mrs. Sidgwick zugrunde gelegten 259 Experimente hinzuzurechnen sind.
Ii* der letzteren Serie gelangen unier 236 Experimenten 85 (= 36o/o).
Die Methode Murrays ist folgende:: Der Perzipient verläßt das Zimmer
oder geht außer Hörweite. Irgendein Agent (neben 6 Mitgliedern der Familie
funktionierten 3o andere Personen als Uebermittler) — im Zimmer denkt an
eine Szene, ein Ereignis oder irgend etwas Beliebiges. Er spricht das Gedachte
laut aus und schreibt es nieder. Murray betritt dann das Zimmer, ergreift
die Hand des \genten und sagt im einzelnen, was er denkt. Mitunter waren
alle Anwesenden über das gewählte Thema unterrichtet. Beispiel: 3i. Vei-
such. Mrs. Denis Murray (Agent); Wigges wirft das Kätzchen in die Luft in
Overstand.
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