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KiiKlbor»: nntlarvung Oltokar Fischers.
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Forscher hierüber niil mir einer Meinung sein werden. Der Verfasser des
Uhu-Artikel* wird sieh natürlich damit herausreden wollen, daß er nur betrügerische
Medien gemeint habe. Der Aufsat/ ist aber so gehalten, daß ihn
das Publikum auf die Gesamtheil der Medien l>eziehen muß.
Kommt es in einer Sitzung trotz allem zu Phänomenen, so werden diese
von Ottokar Fischer ausnahmslos so erklärt, daß es der Versuchsperson gelungen
sei. durch Täuschung der beiden ihr zur Seite sitzenden Kon troll-
personen eine Hand oder einen Fuß frei zu bekommen. Daß zu einem so
raffinierten Manöver völliges Wachsein notwendig ist, ein Trancezustand also
nicht vorhanden sein kann, sei nebenbei bemerkt. „Der *Nebensitzende merkt
nicht, daß er statt des kleinen Fingers jetzt den linken Daumen (nämlich
-des Mediums! Verf. K.) festhält." So steht als Unterschrift unter einem der
Bilder des ..Uhu". Auf dem Bilde selbst sieht man die Hände der Teilnehmer,
•die gedrängt, wie die Pökelheringe, an einem Tische sitzen. Nur so ist es
nämlich (theoretisch wenigstens) möglich, daß die Versuchsperson mit ihrer
gespreizten Hand die Finger der beiden Nachbarn berührt. Ich glaube nicht,
daß sich ein solcher Vorgang jemals in Wirklichkeit zugetragen hat. Eine
Kettenbildung nur mit Berührung der Finger käme auch höchstens beim
.Spezialstudium von Tischphänomenen in Betracht. Sonst wird die Ilandkette
— bei mir wenigstens und wohl auch anderwärts — in der Weise gebildet,
daß sämtliche Teilnehmer sich bei bequem ausgestreckten \rmen gegenseitig
mit den vollen Händen halten. In dieser Haltung ist es unmöglich, die Hände
•der Nachbarn, ohne daß diese es merken würden, nahe zusammenzubringen.
Zudem lasse ich bei mir entweder mit aufgelegten Armen um einen ganz
■großen Tisch herumsitzen oder bei Verwendung eines kleinen runden Tischchens
dieses ganz ohne Berührung in der Mitte des Zirkels stehen. Wer
Sitzungen bei Schrenck-Notzing mitgemacht hat, weiß, daß bei diesen das
Medium von einer Kontrollperson an beiden Händen gehalten wurde.
Um wieder auf Ottokar Fischer zurückzukommen, so macht dessen imaginäre
Versuchsperson mit ihrer glücklich aus der Kontrolle befreiten Hand
alle möglichen Erscheinungen, die angeblich von den beschränkten Okkultisten
für echt«- Phänomene angesehen werden, sich aber tatsächlich nur im Rahmen
groben Unfugs bewegen. Zunächst wird durch zwei Bilder ein wohl recht
seltenes Phänomen dargestellt, dessen ich mich aus der experimentellen Literatur
nicht erinnern kann, das mir aber in ähnlicher Weise vom spontanem
Spuk her bekannt ist (vgl. den Bericht des Professors für evangelische Theologie
an der Universität Wien^ R. A. Hoff mann, über den von verschiedenen
Gewährsmännern gut beobachteten Spuk von Brody; diese Zeitschrift, damals
Psychische Studien, Oktober 1928). Ein „Geist" soll ein auf den Sitzungstisch
gestelltes Glas leertrinken. Dies wird natürlich Ottokar Fischer zufolge
so gemacht, daß die Versuchsperson mit ihrer freien Hand ein verborgen!
gehaltenes Gummiröhrchen in das Glas einführt. Alles im Finstern, ohne anzustoßen
und ohne sich bei der herrschenden Stille durch Schlürfen zu verdaten
. Bitte, Herr Fischer, wo hat das stattgefunden?
Lichtei im Sitzungsraume werden (ausnahmsweise ohne befreite Hand)
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