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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0159
134 Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1932.)

Almosenopfer. Der Verstorbene hat gewünscht, oder man schiebt ihm den Wunsch
unter, seine Leiche möge gleichsam als seine letzte Gabe dazu dienen, die zu speisen
, die vom Hunger gequält werden. Diese Frage wird in einem Werke behandelt,
das den Titel trägt „Führer für den Geist der Toten im Jenseits":

1. Man trägt die Leiche auf einen Berggipfel. Dort trennt man ihre Glieder
mit einem scharfen Messer ab. Eingeweide, Herz und Lunge werden auf der
Erde ausgebreitet, Vögeln, Wölfen und Füchsen zum Fraß.

2. Man wirft die Leiche in einen heiligen Strom, in dessen blauem Wasser
Blut und Säfte sich auflösen. Fische und Otter fressen das Fleisch und Fett.

3. Das Fleisch wird verbrannt. Fleisch, Knochen und Haut werden in ein
Aschenhäuflein verwandelt. Vom Geruch nähren sich die Tisas, das sind Halbgötter
, die vom Geruch leben. Einige von ihnen lieben die Wohlgerüche, andere
ziehen das vor, was wir Gestank nennen würden.

4. Der Körper wird unter der Erde verscharrt. Fleisch, Knochen und Haut
dienen den Würmern zum Fraß.

Wohlhabende Familien, die über Mittel zur Bezahlung eines Lamas verfügen,
lassen nach dem Begräbnis noch etwa sechs Wochen lans: täglich ein Totenamt
abhalten. « "• m.,M|r

Ueber dasselbe Werk lesen wir in den „Münchener Neuesten Nachrichten
" Nr. 282 vom 17. Oktober folgendes von Gustav Meyrink:

Vor kurzem ist in Paris ein Buch von Jean Marques-Reviere erschienen, darin
zu lesen steht: „Ich habe bei meinem Aufenthalt in Tibet den Eindruck gewonnen,
daß es eine methodisch arbeitende geheime Organisation gibt, die sich über den
ganzen Orient erstreckt und ihn geistig und gewissermaßen auch politisch eint.
Hinter den Bonzen, Symbolen oder Lamas gibt es Meister, Gurus, Naldjorpa.*
(tibetische Okkultisten), die Asien beherrschen, die Wissenden außerordentlicher
Geheimnisse und Träger einer Weisheit, die nicht mehr menschlich ist. Ich sprach
über das alles mit unserm Lama (in Lhasa). Nach seiner Lehre gibt es geheimnisvolle
Strömungen in der Menschheit, die „schweifenden Einflüsse" der gelben
Metaphysik; die Völker, die keine wissenden Leiter, keine Weisen, die sie führen,
könnten, mehr haben, sind diesen Strömungen, diesen unsichtbaren Stürmen blind
unterworfen, und die Beutegötter, die vom Fleisch und Blut der Menschen leben,
*die Götter, die zum Kriege, zur Herrschaft und zur Knechtschaft treiben, die geheimnisvollen
Feinde des Menschengeschlechts, sind am Werk, sich ihr teuflisches
Festmahl zu bereiten... Ich habe schreckliche Mysterien über das Leben der
Völker und die unglaublichen Inkarnationen der Zerstörungsgötter, der ,Gegs* und
besonders des schwarzen Dha-Lha, wenn die Sterne und Zyklen ihnen zu handeln
gestatten, erfahren." —

Was hat es nun für eine Bewandtnis mit diesen Dämonen? Sind es selbständige
Daseinsformen, die einer andern Wesensreihe als der der Menschen und
Tiere angehören? Alle Religionen, Legenden und Sagen behaupten es. Moderne
Psychoanalytiker gebärden sich wissenschaftlich und sagen, Dämonen lebten nur
in der Vorstellung seelisch erkrankter Menschen. Ein Gelehrter macht sich bekanntlich
lächerlich, wenn er die Existenz von Dämonen zugibt. Ich selbst bin
unberufen nicht Gelehrter und darf mir daher erlauben, an das Dasein solcher
Wesen zu glauben. Es gibt seit uralter Zeit Methoden aller Art, die sichtbar zu
machen — objektiv wahrnehmbar, so daß sie erscheinen wie Dinge unserer Welt,
aber da diese Methoden meist mit Bewußtseinsverschiebung durch Genuß von
Giften oder durch Jogakonzentrationen Hand in Hand gehen, glauben die Psychoanalytiker
oder andere für unbefangene Beobachtung ungeeignete Personen, mit
dem ersten besten Stallschlüssel das Gebiet jenseitiger Rätsel aufschließen zu
können. Gewiß: durch zielbewußte Imagination kann der Mensch Formen aller
Art erschaffen, aber was er nicht kann, das ist: sie beleben, so daß sie selbständige
Wesen werden. Wer mit Ausdauer Imaginationsübungtn betrieben hat, wird
wissen, was ich meine. Der Abendländer schüttelt überlegen den Kopf, wenn er
von den Zeremonien liest, die primitive Völker abhalten behufs Beschwörung von
Geistern; er sagt: wozu solch abgeschmackter Kram? — Nun, die „abgeschmackte"
Zeremonie wird sofort verständlich, wenn man sie als eine Suggestion auffaßt,
die auf — die unsichtbaren Dämonen gemünzt ist.

Ich Will jetzt zitieren, was eine gewisse Frau Alexandra David-Neel,
die 14 Jahre in den verschiedensten Lamaklöstern Tibets gelebt hat und der wir


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