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Zeitschrift für Parapsychologie. 3. Heft. (März 1932.)
lieh an die Angestelltenversicherung zu wenden. Hierüber war Frl. Baader so
empört (offenbar hatte sie erwartet, daß Dr. Kröner sie selbst in einem Sanatorium
unterbringen würde, daß sie ihn nun überall in voller Absicht sehlecht
zu machen suchte, Auch der von Bradley abgedruckte Brief fällt in diese
schlecht zu machen suchte. Auch der von Bradley abgedruckte Brief fällt in diese
Zeit und ich habe den Eindruck, daß er ihre Wut über diese an sich harmlose
Sanatoriumsfrage ausdrückt. Nachdem Frl. Baader bereits 1930 im Charite-
Krankenhaus in Berlin verstorben ist, möchte ich Einzelheiten zur weiteren
Charakterisierung hier nicht mitteilen. Durch Berufung auf eine solche Zeugin
kann Bradley aber Valiantine nicht retten.
Daß es übrigens Bradley schon früher mit seinen Berichten nicht allzu genau
nahm, mag folgender Umstand beweisen. In seinem Buch „The Wisdom ot the
Qods" ist ein Bericht von Harry Price über eine Sitzung mit Valiantine abgedruckt
(S. 366 ii). Der Bericht enthält nur eine Schilderung der Ereignisse in der Sitzung
und macht so einen sehr günstigen Eindruck. Wie ich nun zufällig hörte, hatte
Mr. Price an den Bericht noch kritische Betrachtungen über die Versuchsbedingungen
usw. angeschlossen, die keineswegs günstig waren — diese hat Bradley
einfach weggelassen, ohne Mr. Price überhaupt zu fragen Wie verträgt sich
dieses „leichtsinnige Umgehen mit Tatsachen" mit Bradleys „absolutem Glauben
an die Wahrheit in der Parapsychologie"?!
Unter diesen Umständen ist es schon eine starke Zumutung, wenn Bradley .
von seinen Lesern verlangt, daß sie ihm glauben, Valiantine sei bis Februar 1931
echt gewesen, trotz aller gegenteiligen Darlegungen anderer Forscher, weil —
Bradley es behauptet, dagegen habe er im Februar 1931 auf einmal angefangen
zu schwindeln — weil Bradley es behauptet! Demgegenüber hat Valiantine wahrscheinlich
schon viel früher geschwindelt, was natürlich nicht ausschließt, daß
er nebenbei und zwischendurch auch echte Phänomene hatte und vielleicht auch
jetzt noch manchmal hat. Bei anderen Medien verhält es sich ja ähnlich.
Den Weg, den enragierte englische Spiritisten einschlagen, die nun über
Bradley herfallen, um Valiantine zu retten, halte ich nicht für gangbar, dazu sind
die .Betrugsindizien zu stark, obwohl Valiantine nicht direkt in flagranti ergriffen
wurde. (Was Bradley früher als einzig beweisend gelten ließ.) Diese Indizien
sind kurz folgende: Valiantine kam auf Einladung eines „Herrn X." (eines reichen
Gönners, der nicht genannt sein will) am 19. Januar 1931 wieder nach England
Nach Beendigung seiner Sitzungen mit diesem Herrn kam er zu Bradley nach
Dorincourt. Bradiley wollte mit seiner Hilfe womöglich Abdrücke von Fingern
und Händen Verstorbener erhalten, als einwandfreies Zeugnis für das Fortleben
nach dem Tode. Im April 1925 hatte Bradley in Sitzungen mit Valiantine bereits
Abdrücke von angeblichen Materialisationen (einer Vogelkralle, einer Hand und
einem Schmetterling) erhalten („... And after", S. 296 ff. „The Wisdom of the
Gods", S. 404 ff.). Trotzdem die Versuchsbedingungen damals ebenso ungenügend
waren, wie jetzt (das Medium war überhaupt nicht kontrolliert, auch nicht durch
Leuchtstreifen oder Handkette, die Sitzungen fanden in völliger Dunkelheit statt,
das berußte Papier lag einfach im Zimmer auf dem Boden oder auf Möbeln),
hält Bradley die damaligen Abdrücke merkwürdigerweise noch immer für echt
Eine* der Gründe ist, daß der damalige Handabdruck keinerlei Hautstruktur
aufweist, wie die jetzigen — doch hätte ja Valiantine damals einen der bei
betrügerischen Medien mit Recht so beliebten Gummihandschuhe verwenden
können!
Die letzten Sitzungen Bradleys mit Valiantine fanden im Februar 1931 statt
(die entscheidenden am 20., 21., 25. und 27. Februar 1931). Es kamen hierbei
ingerartige, handartige und andere Abdrücke zustande, anwesend waren außer
Valiantine, Bradley und seiner Frau: der Bildhauer Mr. Sykes mit Frau und der
Chirologe Noel Jaquin. Wieder fanden die Sitzungen in völliger Dunkelheit
ohne irgendwelche Kontrolle des Mediums statt, es befanden sich nur an der
Zelhiloidtrompete (für die „direkten Stimmen") selbstieucfotende Streifen und
Punkte1. Das berußte Papier wurde einfach teils auf, teils uinter einen in der
Mitte des Zirkels befindlichen Hocker gelegt. Mr. Sykes und Mr. Jaquin machten
zur Kontrolle auch Abdrücke von den Händen und Zehen aller Anwesenden, und
ein Vergleich ergab eine auffallende Uebereinstimmung zwischen den „übernatürlichen
^ Abdrücken und Valiantines Zehen und Fingern (Mittelfinger usw.).
Valiantine trug bei allen Sitzungen (außer der letzten, bei der er sich seines E1F-
boi^ens bet'icr.t') Trn/^chuhe (Pump«?). Als bei einer Sitzuni» mit der Witwe
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