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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0165
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liantines Betrug aus der Entwicklung seines Charakters zu erklären. Valiantine
war ursprünglich Mechaniker, ein ziemlich ungebildeter Mann (er kann nicht einmal
orthographisch schreiben), aber von freundlichem und gutmütigem Charakter.
Er verlangte nie etwas für seine Sitzungen, erhielt aber so ansehnliche Geschenke
dafür, daß er mit der Zeit davon leben konnte und so in gewissem Sinn Berufsmedium
wurde. Man feierte ihn vielfach wie einen berühmten Künstler und er
entwickelte allmählich viel Sinn für ein behäbiges Wohlleben, worin ihn seine
etwas jüngere Frau, an der er sehr hängt, nooi übertraf. Ein Einkommen von
60 Pfund (damals 1200 M.!) wöchentlich sei für ihn nichts außergewöhnliches gewesen
, so daß er, als eine englische Aerztin ihm für eine Reise nach England
und eine etwa drei Wochen umfassende Sitzungsreihe im September 1930
200 Pfund (damals ca. 4000 M.) bot, erklärte, für eine so geringe (!) Summe lohne
es sich kaum, daß er von Amerika herüber komme. Bradley meint nun, daß seine
ungeheuren Einnahmen ihm völlig den Kopf verdrehten und er den Sinn für Solidität
und Ehrenhaftigkeit verlor. Vielleicnt glaubte er, es anderen Medien in
allem an Reichhaltigkeit der Phänomene gleichtun zu müssen, so daß er auch betrügerisch
„jenseitige" Abdrücke erzeugte, statt sich mit dem ihm eigentüm- .
liehen Phänomen der „direkten Stirn me<% zu begnügen. Allerdings glaube ich persönlich
, daß Valiantine auch dieses Phänomen schon früher mindestens zwischendurch
nur vortäuschte. Es wäre zu fragen, ob Valiantine nicht vielleicht doch
durch andere (z. B. die Dienerschaft) etwas über die ihm angeblich unbekannten
Sitzungsteilnehmer bei Bradley erfahren konnte.

Neben der Entlarvung Valiantines enthält Bradleys Buch auch noch interessante
Beobachtungen Bradleys über Betrügereien anderer in England und
Amerika bekannter Medien (die Materialisations-Medien Mrs. B a y 11 s und
Mrs. Hamilton (letzterer vom spiritistischen Lager in Chesterfield, Indiana
), die Medien für „direkte Stimme" Mrs. Murphey-Lydy (auch vom
Lager in Chesterfield) und Miß Hazel Ridley). Obwohl Bradley mir früher
zeit in bezug aut Valiantine schrieb, er lasse nur eine Entlarvung auf Grund der
Ueberführung des Mediums in flagranti gelten, hat er selbst für die Verdächtigung
dieser Medien fast nur Indizien, wenn auch teilweise schwerwiegender Art, beigebracht
Mit Mrs. Baylis hatte er nur eine einzige Sitzung, seine dort gemachten
Beobachtungen erinnern teilweise stark an diejenigen Sig. Rossis bei Valiantine
in Genua, die Bradley bekanntlich nicht gelten läßt, ebenso sind einige seiner Beobachtungen
bei Mrs. Murphey-Lydy denjenigen Frau Dr. Kröners bei Valiantine
(die Bradley so erbittert zurückweist) recht ähnlich. Interessant ist übrigens Bradleys
Aufdeckung der Methode Mrs. Murphey-Lydys, durch undeutliches Sprechtn
durch das Megaphon aus dem Sitzungsteilnehmer die notwendigen Informationen
herauszufischen.

Einige Abschnitte befassen sich mit guten Medien, die Bradley auch jetzt noch
für echt hält, wie Mrs. Osborne Leonard, Mrs. Hester Dowden
(früher unter dem Namen Mrs. Travers-Smith bekannt, berühmt durch die Manifestationen
der Mönche von Glastonbury und Oscar Wildes), Mrs. Garret
(durch die sich unlängst in einer Sitzung mit Mr. Price u. a. der englische Fliegerleutnant
Irving, Kapitän des verunglückten englischen Luftschiffes R 101 angeblich
meldete1), Mrs. Scales und das auch in Deutschland bekannte holländische
psychometrische Medium Frau Lotte Plaat (von Bradley fälschlich Piaatz
genannt). Mit den meisten dieser Medien hielt Bradley schon früher Sitzungen
ab und hat darüber in seinen anderen Büchern berichtet.

Merkwürdig ist das Schlußkapitel seines Buches, in dem Bradley sich auf einmal
auf den Standpunkt der katholischen Kirche stellt und vor der Beschäftigung
mit dem Okkultismus warnt, die nur einigen erfahrenen Forschern zukäme. Dabei
lehnt er aber sämtliche parapsychologischen Forschungsgesellschaften und
-institute nunmehr ebenfalls in Bausch und Bogen ab (nicht nur die S. P. R.).
Für die ernsthafte, geduldige Forscherarbeit, die unabhängig von allen weitanschaulichen
Fragen die Natur der okkulten Phänomene, vor allem auch der sogen,
physikalischen, zu ergründen sucht, hat Bradley offenbar nicht das geringste Verständnis
, wie seine Bemerkungen über eine fast negatiye Sitzung mit dem Medium
L* Estrange im Laboratorium von Harry Price beweist. Bradley kann in der Teilnahme
an solchen Sitzungen nur eine unwürdige Zeitverschwendung sehen*:

i) Vgl. Zeitschr. f. Parapsych. 1931, Heft 6, S. 296.


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