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Sünner: Ergänzende Mitteilungen zu dem Spukfall in Charlottenburg 153
dessen, was gerade mit der aussendenden Person vorgeht, erweckt, und es geschieht
gewöhnlich im Falle ihres Todes oder einer ernsten Lebensgefahr. Nach
der Erfahrung müßte es also eher als normal betrachtet werden, wenn Herr K.
bei der telepathischen Uebertragung seinen Bruder verwundet in Frankreich gesehen
hätte, statt ihn gesund auf der Wache in Afrika gesehen zu haben» Vom
theoretischen Standpunkte aus scheint der Fall meines Erachtens noch gewisse
Schwierigkeiten zu bieten, er stellt aber jedenfalls durch seine präzise Konstatierung
und Bestätigung einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Erkenntnis
der geheimnisvollen Wege der außersinnlichen Wahrnehmung vor.
Ergänzende Mitteilungen zu dem Spukfall in Charlottenburg
sowie Betrachtungen zur Frage der psychologischen Erklärung
des Spuks.
Von Dr. P. Sünner, Berlin.
„Ihr schwebt, Ihr Geister, neben mir,
Antwortrt mir. wenn Ihr mich hört! —
Die Geisierwelt ist nicht verschlossen;
Dein Sinn ist zu, Dein Herz ist tot!
Auf! bade, Schüler, unverdrossen
Die ird'sche Brust >m Morgenrot."
Faust, I. 1.
Unsere Leser erinnern sich wohl an den von mir im Oktoberheft 1929
veröffentlichten Fall eines aufsehenerregenden Spuks in der Tauroggener
Straße in Gharlottenhurg, der inzwischen längst zum Abklingen gekommen ist.
Die freundliche Erwähnung dieses meines ausführlichen Berichts durch den
bekannten Spuk-Forscher Johannes HHg in seinem Aufsatz im Februarheft
veranlaßt mich nunmehr, einige ergänzende Mitteilungen nachfolgen
zu lassen.
Mein Bericht fand, wie aus zahlreichen an mich gelangten Anfragten hervorging
, großes Aufsehen, und bedeutende Spukforscher und Mitarbeiter unserer
Zeitschrift, wie Professor August Ludwig in Freising oder General a. D.
Josef Peter in München, betonten den Eindruck eines deutlich „postmortalen"
Spuks, d. h. also die anscheinend vorliegende Betätigung eines Abgestorbenen.
fch selbst bin wiederholt gefragt worden, welchen persönlichen Eindruck
ich über die zugrunde liegenden Kräfte gewonnen habe, und ich wurde nach!
Gründen gefragt, warum ich mich nicht deutlich nach der einen oder anderen
Seite, d. h. nach der animistischen oder spiritistischen Richtung hin entschieden
Dazu ist zu sagen, daß erstere Frage regelmäßig oder fast regelmäßig an
unseren Besuchsabenden bei der Familie 11. in der Tauroggener Straße Gegenstand
eifrigei Diskussion unter den Anwesenden bildete, daß eine Einheitlichkeit
der Meinungen dabei nicht zutage trat, daß ich gleichwohl für meine Person,
der ich am häufigsten die Familie und das Medium besuchte und die zahlreichsten
Erlebnisse selbst hatte, unter dem überwältigenden und oft ungeheuren
Eindruck des Erlebten, im Zusammenhang mit der Tatsache des kurz vorher
erfolgten Todes eines Familienangehörigen, mich oft dem Eindruck nicht entziehen
konnte, daß eine im übrigen noch nicht geklärte Einwirkung eines
Abgeschiedenen zugrunde liege, fch verweise hier namentlich auf die —
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