http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0193
164
Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1932.)
„Ich möchte Ihnen ein Erlebnis aus meiner Jugendzeit unterbreiten. Es sind
nun schon 25 Jahre her, daß ich als i5 jähriges Mädchen dasselbe Erlebnis hatte,
wie Ihre kleine Tochter Lucie. Ich hatte noch eine kleine Schwester von 11 und
einen Brudei von i3 Jahren. Eines Tages erhielten wir den Besuch von einer
Kusine, ebenfalls 15 Jahre alt. Als diese etliche Tage bei uns war, erlebten wir
folgendes: Gegen 8—9 Uhr abends gingen wir zu Bett. Wir schliefen zusammen
in einem Mansardenzimmer. Es dauerte nicht lange, da wurden wir durch
Geräusche in einem Schließkorb geweckt. Der Deckel hob sich auf und ab,
so daß wir glaubten, es sei eine Katze im Korb. Ich selbst stand auf und
untersuchte denselben; fand aber nichts. Kaum hatte ich mich gelegt, da ging
dasselbe munter wieder los. Wir Kinder wurden sehr ängstlich und riefen den
Vater. Er warf den Korb auf den Speicher. Kaum war Vater wieder unten,
da ging dieselbe Geschichte mit einem großen Holzkoffer wieder los. Wir
haben dann bis 2 Uhr nachts nicht mehr schlafen können. Von lieser Zeit an
ging es so von Abend zu Abend, sobald wir zu Bett gingen, bis 2 Uhr nachts.
Wir haben diese Sache dann ins komische gezogen und hatten unser Vergnügen
dabei. Wir haben manchen Scherz erlebt und bekamen stets durch Klopfen,
Kratzen, Stuhl- und Tischrücken Antwort. Es war so schlimm, daß wir aus der
Wohnung ausziehen mußten. Aus der neuen Wohnung mußten wir wieder
ausziehen und in der dritten war es so schlimm fast, wie bei Ihrer Tochter
Lucie. Die Ereignisse kamen auch bei Lampenlicht. Manchmal waren i5-*>o
Personen im Zimmer, die alles mit anhörten. Bettdecken wurden uns vom
Körper gerissen Am schlimmsten tobte es, wenn ich im Zimmer war. Das
ganze hal fast 2 Jahre gedauert. Die Sache ist dann auch untersucht worden.
Ein Hypnotiseur nahm die Sache in die Hand, und es stellte sich heraus, daß
es ein verstorbener Bruder meiner Mutter war, der seinen Vater beslohlen hatte
und keine Ruhe fand. Nach dieser Mitteilung hatten wir von der Zeit an
lluhe und hörten nichts mehr. Dieses Erlebnis in Düsseldorf ist mir dunch
mein ganzes Leben nachgegangen." Dieser Brief ist durch seine anschauliche
Schilderung der beobachteten Spukphänomene von besonderem Interesse und
erinnert lebhaft an die bekannten ähnlichen Schilderungen — besonders auch
bei dem Satz ,»Bettdecken wurden uns vom Körper gerissen' —, an die außerordentlichen
Vorkommnisse, die sich an die Gegenwart der damals il\ jährigen
II i ^d e Zwieselbauer aus Brünn als Medium knüpfen und die in NikoLs-
burg, Prag und Brünn einwandfrei beobachtet wurden. - Bemerkenswert an
obigem Schreiben ist die Betonung des jugendlichen Alters aller Beteiligten.
Die Brief schreiberin war selbst ein 15 jähriges Mädchen, ihre kleine Schwester
11 Jahre, ein Bruder i3 Jahre und die zu Besuch gekommene Kusine, nach deren
Auftauchen der Spuk begann, ebenfalls i5 Jahre.
Diese Brief schreiberin kam meiner Bitte um weitere ergänzende Mitteilungen
in folgender, dankenswerter Weise nach:
Solingen, den 7. i.3o.
Sehr geehrter Herr Doktor!
Im Besitze Ihrer werten Karte vom t. Januar, worauf Sie den Wunsch
äußerten, mehr von mir zu hören, werde ich demselben hierdurch nachkommen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0193