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Zeitschrift für Parapsychologie. 4. Heft. (April 1932.)
psychische Forschung einen bekannten Namen besitzt (vgl. Josef Peter, „Ein
neuer Hellseher. Der französische Schriftsteller Pascale Forthuny'', Zeitschrift
für Parapsychologie, Augustheft 1926). Seine Leistungen sind in der Hauptsache
psychometrischer Natur. In einem mit Menschen gefüllten Saal tritt
Forthuny auf irgendeine ihm unbekannte Person zu und macht derselben
Angaben über Ereignisse aus ihrem Leben, über Beziehungen ihrer Person,
nennt mitunter ihren Namen usw.
Ein Beispiel einer psychometrischen Leistung:
Privatsitzung 1920. Forthuny untersucht einen Brief, über dessen Genese
er nichts weiß, und sagt: „Der Brief kommt von einer Dame, die in Mont-
morency lebt. Ich sah sie nie. Sie lebt in einem Haus mit einem Gartem.
Ein P . . . Sie selbst ist ein P . . . Ich bitte um Pardon. Man sagt mir
(meine innere Stimme), daß ich eben ihren Namen ausgesprochen habe. —"
Der Name der Dame war Pardon und die übrigen Einzelheiten stimmten.
Während die vorstehend besprochene Literatur die telepathischen und hellseherischen
Erscheinungen als em Tatsachengebiet sui generjs betrachten,
welches bis heute sich weder biologisch noch physikalisch durch anser Wissen
über die Natur erklären läßt, uns also als „paranormal" erscheinen muß, vertritt
eine Gruppe von Forschern, an ihrer Spitze der Berliner Nervenarzt
Dr. Richard B a e r w a 1 d , Dozent an der Humboldthochschule, Berlin, in
seinem groß angelegten und außerordentlich sorgfältig durchgearbeiteten Werk
„Die intellektuellen Phänomene", 2. Band des „Okkultismus in Urkunden"
(Verlag Ullstein, 1920) einen andern Standpunkt.
Zunächst wird zugegeben, daß die oben genannte Gruppe von Phänomenen
existiert — aber Baerwald faßt sie unter dem Namen Telepathie zusammen.
Nach seiner Meinung lassen dieselben sich widerspruchslos in unser Weltbild
einordnen, ohne daß man zu metapsv einsehen Annahmen gezwungen wäre.
Jedenfalls sind wir mit Baerwald und seinen Anhängern einig über
die tatsächliche Existenz jener Erscheinungsgruppe, die
jii a 11 als Hellsehen und T e 1 e p a t h i e bezeichnet.
Das wirkliche Fernwirkungsphänomen schließt Pseudoleishingen, infolge
fehlerhafter Beobachtung, von Irrtum, verkehrter Deutung usw. aus. Der
Baerwaldsehe Erklärungs\ ersuch umfaßt nur jene intellektuellen Phänomene,
die von okkultistischer Seite als „paranormal" bezeichnet werden. Die prinzipielle
Anerkennung des Vorkommens parapsychologischer Vorgänge durch Baerwald
und Genossen bedeutet einen bemerkenswerten Fortschritt und schließt
das Zugeständnis ein, daß infolge der allmählich immer mehr vervollkommneten
Beobachtungsmethoden ein Vorkommen paranormalen Geschehens wissenschaftlich
nicht mehr bezweifelt werden kann, wobei die Frage, ob man eine Erklärung
auf einer wissenschaftlichen Basis analog der Radioaktivität oder eine
metapsychischt für richtiger hält, von sekundärer Natur ist.
Das schön ausgestattete (3^2 Seiten umfassende) Buch des Berliner Dozenten
bietet einen ziemlich vollständigen UeberbÜck über die neuere Geschichte
der Telepathie und des Hellsehens. Neben den klassischen Feststellungen
der englischen Gesellschaft für psychische Forschung sind besonders
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