http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0198
v. Schrenck-Notzing: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie 169
berücksichtigt: die Fernhypnose (Versuche \on Ochorowiez, Dusard, Ilichet)
sowie die telepathischen Fernversuche von Hoffmann und Freudenberg (Psychische
Studien, Januarheft 1921), endlich die in dieser Arbeit erwähntön
Untersuchungen von Chowrin, Kotik, Wassielewski, Tischner, Ilichet, Geley,
Pagcnstechei sowie die Experimente mit Murray, Reese, Ossowiecki, Maria
Reyes de Z. Der Schluß des Werkes betrifft sogenannte Geistermitteilungen,
wie Flournoys Versuche mit der Seherin von Genf, das Medium Osborne-
Leonard, den Fall Raymond sowie das Phänomen der verteilten Botschaften
(Croß-Correspondences).
Der gesamte parapsychologische Erscheinungskomplex beruht nach Baer-
wald auf Telepathie, die im Rahmen der Erfahrungswelt bleibt und physikalisch
erklärbar ist nach dem Modell der drahtlosen Telegraphie. Die gesteigerte
Leistungsfähigkeit des Unterbewußtseins (Steigrohre des Unterbewußtseins,
automatisches Schreiben), erhöhte Suggestibilität, hochgradige Hyperästhesie
der Sinnesempfindungen bei der Versuchsperson, außerordentliche Gedäehtnis-
schärfe in Verbindung mit dem Gedankenlesen (psychischer Transfer) sind
nach seiner Lehre imstande, das Rätsel der Telepathie, des Hellsehens, dei
verleilten Bolschaften usw. zu lösen. Vssoziativ verknüpfte Nebcmorstellungen,
traumartige Umformungen spielen dabei eine große Rolle tind man muß sich
fragen, ob nicht in manchen Fällen die Uebereinslimnmng des Senders und
Empfängers eine gedeutelte, eingebildete ist.
So werden besonders die Fälle der verteilten Bolschaften als trügerische
Illusion gekennzeichnet. Baerwald begeht einen Irrtum mit der Annahme, daß
die fundamentale Rolle der 1 elepathie von den Okkultisten geleugnet werde.
Ebenso verkehrt erscheint es, ihnen das Vloliv des Mystizismus zu unterstellen
, nur deswegen, weil die bi: jetzt unerwiesen« Hypothese des Dr. Baerwald
nach unserer Auffassung zur Erklärung der Phänomene nicht ausreicht.
Räumliches Hellsehen, wie es z. B. in dem Entziffern verschlossener Schriftstücke
sich äußert, erklärt unser Autor einfach rationalistisch mit einem hyperästhetischen
Erfassen des Schriftbildes. So soll z. ß. der Hellseher Ossowiecki
durch eine Bleihülle von 3 cm hindurch eine Porträlzeichnung ertastet haben!
Wird aber das Papier nicht berührt (oder ist es vorher verbrannt, wie
bei dem bekannten Experimente Richets mit Ludwig Kahn), so muß Gedankenlesen
angenommen werden. Kahn liest also im Unterbewußtsein der Knw esen-
den Schreiber den Text der einzelnen Sätze. Da nun aber die Zettel durcheinander
gewürfelt sind und jeder Beobachter denjenigen ergreift, den ihm
der Zufall in die Hand spielt, so entsteht die zweite Frage, wieso Kahn es
fertig bringt, immer gerade jene Antwort richtig zu geben, die zu dem ins
Auge gefaßten Zettel paßt. In diesem Punkt täuscht er sich nämlich niemals.
Dieses Abzapfen bzw. Erkennen der \orgestellten Schriftbilder seitens
des Agenten, die richtige Verwendung solchermaßen erzielter Resultate für
prompte Antworten soll naturwissenschaftlich erklärbar sein nach dem Prinzip
der drahtlosen Telegraphie!
Eine solche Hypothese stellt an den gesunden Menschen vorstand Vnfor-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0198