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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1932.)
wurde mir dann in Sitzungen, die mein Mann hielt, gesagt, es sei mein
gefallener Verlobter, und er wolle nicht, daß andere seine Möbel hätten, die
sollten verkauft werden. Mein Mann befaßte sich die Zeit viel mit Okkultismus,
gründete eine Loge und hielt viele öffentliche Vorträge über Geistwissenschaft.
Ich könnte darüber noch so vieles berichten, aber es strengt mich so an, ich
sitze auch nächtelang hier und teile Ihnen dies alles mit; am Tage habe ich keine
Zeit dazu, ich muß beim Schreiben ganz allein sein. Die zweite Ehe mit diesem
Mann war noch unglücklicher, ich ließ mich dann 1923 zum zweitenmal
scheiden; aus der zweiten Ehe habe ich einen Sohn, der jetzt i3 Jahre zählt
und bei mir lebt, ein lieber und folgsamer Junge.
Seit 7 Jahren bin ich nun zum drittenmal verheiratet, und diese Ehe ist
sehr glücklich, ich habe einen lieben und sorgsamen Gatten, aus dieser Ehe
habe ich noch einen Sohn Von 6 Jahren. Mein jetziger Gatte weiß, was ich
und mein ältester Sohn erlebt und mitgemacht haben und versteht mich voll
und ganz, er lebt nur für sein« Familie.
Mein geschiedener Gatte (er hieß Arthur G...) ist nun im vorigen Jahre
im April an Gehirnschlag gestorben mit Jahren. Als ich noch bei ihm war,
ließ er sich ein Horoskop senden, wovon ich die Abschrift habe, darin steht:
Totbringer (21) geheimnisvolle Todesart durch übermäßig angespannte Gedankenkraft
. Noch etwas wollte ich Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor, sagen:
Ich bin furchtbar schreckhaft, schon beim Radiohören, und wenn mein Mann
•leise den Takt mit seinen Fingern auf den Tisch klopft, regt dies mich sehr auf,
es fällt mir bei dem Klopfen dann alles wieder ein.
Nun, sehr geehrter Herr Doktor, wissen Sie etwas aus meinem Leben.
Ich hoffe, mit diesem Erlebnis Ihnen in der Forschung auf diesem Gebiete
weitere Anhaltspunkte gegeben zu haben.
Es zeichnet hochachtungsvoll Frau Trude K n i p p e r , Solingen.
Solingen, den »o. 1. 3o.
Sehr geehrter Herr Doktorl
Ich habe mir das Oktoberheft Ihrer Zeitschrift kommen lassen, beim Durchlesen
desselben fiel mir noch etwas aus meiner Kindheit ein, welches ich Ihnen
sehr geehrter Herr Doktor noch berichten möchte.
$ Meine Eltern, die jetzt tot sind, gehörten zur Zeit, als ich 10 Jahre alt
war, einer Apostolischen Gemeinde an. Wir wohnten damals in Rath bei
Düsseldorf; wir Kinder mußten des Nachmittags die Gemeinde besuchen.
Eines Sonntagnachmittags ging ich allein dorthin, weshalb meine Geschwister
nicht mitgingen, kann ich nicht mehr sagen. Der Weg führte durch einen
breiten gelben sandigen Waldweg, rechts war Wald und Straßenbahn, die nach
Ratingen und Düsseldorf fuhr, ebenfalls war links auch Wald mit hohem Berg;
unten an dem Berg standen kleine Bäumchen. Als ich ein Stückchen in den
Waldweg kam, sah ich an einem der kleinen Bäume einen Mann, der sich erhängt
hatte, ich meine, ich sehe ihn noch, er hatte einen hellen Mantel an,
an einem roten Taschentuch hatte er sich erhängt, das Gesicht nach dem Berg
zugedreht. Als ich das sah, schrie ich laut auf, kein Mensch war zu sehen,
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