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Ludwig: Ueber das Problem kirchl. Schutzmittel gegen Spukbelästigung. 209
können psychologisch außerordentlich interessant und wertvoll sein und uns
tiefe Einsichten in die Funktionsweise unseres seelischen Organismus eröffnen,
ja sie können uns bis zu der Pforte führen, hinter der das Geheimnis des
Todes sich selbst entschleiert, aber unser Sinnenbewußtsein und unser logisches
Bedürfnis durch diese Pforte hindurchzuführen und ihnen drüben das entschleierte
Geheimnis zu zeigen, das vermögen sie nicht, denn an der Pforte des
Todes erlahmt ihre Ueberzeugungskraft.
Zahlreiche Beobachtungen und Prüfungen ortsgebundener Spukerscheinungen
, die sich nachweisbar an manche Sterbefälle angeschlossen und Jahre
und Jahrzehnte, ja selbst Jahrhunderte fortdauerten, haben mich zu der Ueber-
zeugung geführt, daß es sich hier tatsächlich um Daseinsäußerungen Verstorbener
handelt, aber nicht um sinnen bewußte, sondern um unter- oder
somnambul bewußte mit einem eigengesetzlichen, von dem sinnenbewußten
verschiedenen Verlauf. Aber die Beweisführung aus solchen Spukerscheinungen
darf nur dann als schlüssig angesehen werden, wenn die Individualität des Spuks
den Charakter des Verstorbenen bewahrt."
lieber das Problem kirchlicher Schutzmittel gegen
Spukbelästigung.
Von Geh. Reg.-Rat Dr. Ludwig, Freising.
In Oberbayern lebt ein Geistlicher, der lange Jahre hindurch das Opfer
eines sehr lästigen Spuks war. Wie er mir mitteilt, bezog er die betröffendie
Pfarrei (an der Grenze von Ober- und Niederbayern) in den neunziger Jahren
des abgelaufenen Jahrhunderts. Da er etwas leidend war. freute er sich, einen
so ruhigen Ort und isoliert stehendes Haus zu bewohnen, um seine Gesundheit
wieder zu kräftigen. Nach einiger Zeit besuchte ihn sein Amtsvorgänger und
fragte ihn, wie es ihm gehe, ob er im Haus Ruhe habe. Auf die bejahende Antwort
erfuhr er, daß sein Vorgänger durch Spuk belästigt worden sei. Allein
zwei Jahre lang hatte der neue Pfarrer völlige Ruhe. Im dritten Jahre jedoch
- gab es wiederholt nachts auf dem Boden des Hauses ein Gepolter, als ob (ein
Regiment Soldaten mit Pferden und Wagen exerziere. Auch die Haushälterin
und deren Schwester (die einmal auf acht Tage zur Aushilfe da war) hörten
dies und ängstigten sich furchtbar. Der Pfarrer streute Asche auf den Boden,
aber nie war die Spur eines Menschen oder Tieres zu entdecken. Auch Besuche
wurden Zeugen der Vorfälle, hörten nachts das Oeffnen von Kästen und Türen
und flüchteten schließlich in das Zimmer des Pfarrers. So ging es jahrelang,
bis eines Nachts der Geistliche auf unerklärliche Weise sich geweckt fühlte und
etwa zwei Meter vom Bett entfernt eine menschliche Gestalt sah. Dieselbe war
glühend rot, mit scharfen schwarzen Linien in Gesicht und Gestalt. Sie war
bewegungslos, dauerte i—5 Minuten, um dann sich aufzulösen oder zu verschwinden
. Der Priester betete und machte das Kreuzzeichen über sie, jedoch
ohne Erfolg. Die Gestalt anzureden, dazu fehlte ihm der Mut. Auch zwei der
Besucher sahen diese Gestalt und kamen nie wieder. Nun wandte sich der
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