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v. Schrenck-Notzing f: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 215
den von einer i Meter entfernt sitzenden Person rasch und richtig erkannt.
Die Beobachtungsmöglichkeit war eine auch für subtile Gegenstände, zum mindesten
aber für jede Bewegung der Finger, auch kleinster Exkursion, ausreichende
.'*
Die von Dr. Rosenbusch (in dem Werk „Okkultismus in Urkunden"
S. 260 ff.) aufgestellte Komplizentheorie, nach welcher die anwesende Stanis-
lawa P. in einer ganzen Reihe von Sitzungen deim Medium die Fäden zugereicht
haben soll (wahrscheinlich mit Befestigung an den Objekten?) —
ohne daß die sämtlichen, zum Teil doch recht skeptisch eingestellten, trotzdem
aber bei jedem neuen Experiment von neuem mit Blindheit geschlagenen
Gelehrten und Zeugen hiervon das geringste bemerkt hätten — scheitert vollkommen
an der Tatsache, daß sich in der ersten Sitzung des Verfassers ohne
Anwesenheit der Stanislawa P. dieselben Phänomene abspielten wie später und
daß sie bei den sämtlichen Untersuchungen des Professors Ochorowicz sowie
in Paris und London usw. nicht zugegen war.
Außerdem: wie soll man sich vorstellen, daß das schwere, fast 1 Meter
lange Brett der Alrutzwage bei Improvisation dieses also für das Medium überraschenden
Experimentes bei darüber gehaltenen Händen heruntergedrückt
wurde?
Uebrigens wurden die Haupteinwände, welche Dr. Rosenbusch im Dreimännerbuch
von neuem gegen die Untersuchungen erhebt, bereits erschöpfend
vom Verfasser widerlegt in seiner Entgegnung „Ueber die Versuche mit dem
Medium Stanislawa Tomczyk*', Psychische Studien, l\S. Jahrgang 1921. Herr Dr.
Rosenbusch tut so, als ob diese Widerlegung überhaupt nicht existierte. Denn
sonst könnte er doch nicht immer wieder die längst erledigten Einwände von
neuem vorbringen.
Auf ein lehrreiches, in der bisherigen Diskussion nicht erwähntes Beispiel
aus den Untersuchungen von Professor Ochorowicz, möchte ich bei dieser Gelegenheit
aufmerksam machen. So heißt es in der Peterschen Uebersetzung
des Aufsatzes „Ein neues mediumistisches Phänomen von Dr. Julian Ochorowicz
" (Uebersinnliche Welt 1909, S. 46i): ,,Während der Levitation eines
Zeigers wies ich (Ochorowicz) das Medium an, ganz sachte seine rechte Hand
nach unten zu enlfernen und dies mit der Intention, daß der Zeiger in der
Luft bleibe. Das Experiment gelang. Der Zeiger sank ein wenig, da er voni
den Strahlen der rechlen Hand nur wenig unterstützt war; aber er blieb in
der Luft und die Photographie zeigt, daß die gerade Verbindungslinie der
beiden Hände des Mediums unterhalb des Zeigers liegt — ein Umstand,
der den Gebrauch eines Fadens ausschließt. Es ist überflüssig, zu sagen, daß
ein Haar niemals gefunden worden ist, trotzdem sich das Medium allmählich
an die Untersuchung seiner Hände und des Tisches unmittelbar vor und nach
den Phänomenen gewöhnt hatte."
Schon der Umstand, daß dieses Experiment wie viele andere, die den Gebrauch
eines Fidens ihrer Natur nach ausschließen, von der Gegenseite bei
Aufstellung der Betrugshypothese gar nicht in Betracht gezogen worden ist,
macht die Fadentheorie hinfällig.
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