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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1932.)
Ein Ilaupteinwand der Gegner gegen den Verfasser bestand in der Behauptung
, er habe bei seinen früheren Untersuchungen nicht hinreichend gewichtige
Zeugen für die Tatsächlichkeit der paraphysischen Phänomene anführen
können, so daß man bei seinen Berichten teilweise auf den guten
Glauben angewiesen sei; erst wenn eine größere Zahl naturwissenschaftlich
gebildeter und zum Teil taschenspielerisch geschulter Beobachter voneinander
unabhängig sich für die Tatsächlichkeit paraphysischer Vorgänge auf Grund
eigener Erfahrung einsetzen würden, falle eine solche Zeugenschaft Cür die
wissenschaftliche Beweisführung schwer in die Wagschale. Andererseits aber
verneint zum Beispiel Ilellwig („Okkultismus und Wissenschaft'*, S. VII,
Encke, Stuttgart 1926) prinzipiell die Auffassung, daß ein kritisch eingestellter
Leser überhaupt durch Berichte über okkulte Phänomene überzeugt werden
könne. Um so dringender erscheint die Notwendigkeit, möglichst vielen naturwissenschaftlich
gebildeten Gelehrten Gelegenheit für die eigene Erfahrung zu
bieten, denn erst das eingehende, längere, praktische Studium am Medium selbst
führt manchen vorher zweifelnden Forscher zur experimentellen und literarischen
Mitarbeit, was durch die bloße Lektüre der okkultistischen Werke in den
seltensten Fällen erreicht wird.
In dieser Erwägung hat Verfassei sich veranlaßt gesehen, die Leistungen
des ihm für die Dauer eines Jahres zur Verfügung stehenden Mediums Willy
Schneider zahlreichen Hochschullehrern und sonstigen wissenschaftlich interessierten
Persönlichkeiten vorzuführen, sowie die hauptsächlichsten Teilnehmer
veranlaßt, ihm ihre Berichte und Urteile in schriftlicher Form für eine wissenschaftliche
Verwertung einzusenden.
So entstand das Werk „Experimente der Fembewegung (Telekinese) im
Psychologischen Institut der Münchner Universität und im Laboratorium des
Verfassers" (Union, Stuttgart 19/24. Mit 8 Tafeln). Ein großer Teil des Buches
besteht also in Aufzeichnungen und Betrachtungen der Teilnehmer. Eine wichtige
Ergänzung hierzu bieten die gleichzeitig publizierten Protokolle über die im
Psychologischen Institut in München abgehaltenen Sitzungen sowie Beobachtungen
des Verfassers in seinem Laboratorium vom Noranber 19*22 bis Februar
1923.
^ Außer den 27 akademischen Berufsgelehrtcn wurden 29 wissenschaftlich
interessierte Teilnehmer zur schriftlichen Mitteilung ihrer speziellen Beobachtungen
aufgefordert. Die Bekundungen dieser sämtlichen Zeugen stimmen
vom rein sachlichen Standpunkt aus im großen und ganzen überein. Soweit
man also menschlichem Zeugnis überhaupt irgendeine Beweiskraft für die
Wahrnehmung ungewöhnlicher und unwahrscheinlicher Tatbeslände beimessen
kann (was allerdings von einzelnen Gegnern negiert wird), dürften in diesem
Fall alle Anforderungen erfüllt sein, die Vernunft und Logik zu stellen vermögen
.
Man hatte hier Gelegenheit, immer dieselben, sich monoton gleichbleibenden
Vorgänge an verschiedenen Orten, unter wechselnden Versuchsbedingungen zu
prüfen.
Der Vorstand des psychologischen Instituts, Professor Dr. Becher, erklärt
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