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Zeitschrift für Parapsychologie. 5. Heft. (Mai 1932.)
Durchsicht, Unterschrift, Ergänzung und evtl. Korrekturen. Mit dieser Einrichtung
dürften allen billigen Anforderungen auf Genauigkeit und Zuverlässigkeit
der Berichterstattung Genüge geleistet sein.
Eine andere prinzipielle Frage, die von II e 11 w i g wiederholt aufgeworfen
wird, ist die, ob es überhaupt möglich sei, sich lediglich auf Grund von Protokollen
und Berichten „eine zuverlässige Ueberzeugung von der Echtheit der
Phänomene" zu bilden.
Wie Professor Zimmer in seinen Ausführungen (Exp. d. F.) wiederholt
bemerkt, kann ein Bericht (mag er auch noch so gewissenhaft abgefaßt sein)
unmöglich ein Bild vom Gesamtkomplex der Erscheinungen geben. Aber erst
die Kenntnis des Gesamtkomplexes kann die wirkliche Sicherheit bieten.
Indem Ilellwig auf Seite 127 seines Buches in diesem Gedankengang noch
weiter geht, bezweifelt er, daß es überhaupt jemals gelingen werde, in zuverlässiger
Weise den Beweis für die Echtheit der sogenannten physikalischen
Erscheinungen des sogenannten physikalischen Mediumismus zu ei bringen. Mit
anderen Worten: das unmittelbare Naturerlebnis des einzelnen laßt sich niemals
auch nur annähernd durch tote Buchstaben widergeben oder ersetzen und
braucht an sich noch kein hinreichender Beweis einer bestehenden Tatsächlichkeit
für den Dritten zu sein. Bei dieser Auffassung sind wohl kaum die automatischen
Registrierungen der Phänomene (durch Thermometer, Wage, Photographie
, Galvanometer usw.) berücksichtigt.
Gewiß, wer nicht überzeugt werden will, wer mangels eigener Erfahrung
zur logischen Schreibtischkonstruktion mehr Vertrauen hat als zu Berichten
über Wirklichkeitserlebnisse zuverlässiger dritter Personen, wer unter diesem
Gesichtspunkt der praktischen Erfahrung aus dem Wege geht, dem ist nicht
zu helfen. Er wird, wie Ilellwig, infolge seiner einseitigen a priorischen psychischen
Einstellung jedweden Bericht nur unter dem Kriterium des Betruges
prüfen und kann sich aus dem Bannkreis der negativen Vorstellungen nicht
mehr befreien.
Dadurch erklärt sich auch die Umkehrung harmloser Einzelheiten in den
Berichten über Willy Schneider in Verdachtsmomente. So war z. B. das Medium
während einer Universitätssitzung nicht imstande, telekinetisch durch ein
Drahtnetz hindurch in einen gesclüossenen Kasten hineinzuwirken, wohl dagegen
fanden an den Außenwänden des Käfigs Fernbewegungserscbeinungon
statt, bis derselbe verschoben und he runter geworfen wurde. Dieser Tatbestand
scheint Hellwig sehr verdächtig. Schon das Nichtgelingen eines übrigens unrichtig
angestellten Versuches genügt, um Betrug zu vermuten!
In einem anderen Fall reagiert Willy auf das unerwartete Durchschneiden
der Kraftlinien mit der Hand des Geheimrats von Calker schmerzhaft. Aber
der erwartete Effekt blieb aus, da ein etwa betrügerisch benutzter Draht nicht
gefunden werden konnte. Trotz dieses für die Echtheit sprechenden negativen
Resultats erscheint dem Potsdamer Gelehrten die Schmerzäußerung des Mediums
verdächtig! Die wirkliche Bedeutung des Versuches wird völlig übersehen.
Auch hier sehen wir von neuem, daß Ilellwig nicht anders zu denken imstande
ist als im Sinne der Betrugstheorie.
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