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Driessen: Parapsychisches und Paraphysisches im Leben G. Cardanos. 227

schlug an die Fenster und das Fenstergitter, daß es klirrte und knirschte und!
verschwand."

Cardano macht sich, indem er derartiges berichtet, oft selbst die naheliegenden
Einwendungen — für die es ja meistens superkluger Beihilfe nicht
bedarf.

Er sagt (Seite i55): „Zeuge dieses so ganz staunenswerten Wunders war
Rodolfo Silvestre, der im Jahre darauf Laureat geworden ist. Solche Dinge
haben freilich die Eigenschaft, daß sie, solange sie vor uns stehen oder auch
noch kurz nachher, den ganzen Menschen an sich ziehen; sobald sie aber entschwunden
sind, werden sie kleiner und ferner, bis du schließlich, wenn du
sie nicht gleichsam mit einem Nagel festgenagelt hast, daran zweifeln magst,
ob du sie wirklich mit eigenen Augen und Ohren erlebt."

In einem Kapitel, das allerlei Vorzeichen behandelt (Seite i38 £f.), beschreibt
er zweimaliges nächtliches Beben seines Bettes und vergewissert sich
morgens — an ein Erdbeben glaubend —, daß auch ein Zimmergenosse'
„Zimmer und Bett wanken gefühlt habe". Aber dann liefert weitere Nachforschung
keinerlei Zeugnis für ein Erdbeben, und nun ist es ihm ein Vorzeichen
, wie zu anderer Zeit der Umstand (Seite i43), daß „sich die Kette,
an der ich einen Smaragd um den Hals trug, löste. Und schon vorher waren!
drei Ringe, die ich am Finger trug (eine höchst sonderbare Sache!), zu einem
zusammengeflossen". Aus dem Jahre i536, Juli, berichtet Cardano über die
auffallende Wahrnehmung eines starken Geruches von soeben gelöschten
Wachskerzen. Eine Magd, der Hausbursche und seine Frau — gefragt, ob sie
etwas riechen — bestätigen einen starken Geruch von Wachskerzen.

Nachts hört er grunzende Schweine und schnatternde Enten (die »nicht
in der Nähe waren), und am folgenden Tage teilt man ihm, da er vom
einem längeren, bei Erschütterung durch so viele Vorzeichen unternommenen
Ausgange zurückkehrt, mit, daß der Blitz einen Nachbar erschlagen habe.
Er fügt dem Berichte an: „Vielleicht hat die Erscheinung mein Leben gerettet.
Denn mitunter war ich, wenn auch selten, mit ihm zu plaudern unter seiner
Haustür gesessen. Es war nämlich ein recht kühler Ort."

Was hier angeführt wird, sind Stichproben aus einem ungemein reichhaltigen
bunten Gesamtbilde, das in seinem Zusammenhange betrachtet werden
muß. Die in alten Einzelheiten sich auswirkende Grundlage ist des Mannes
harpokratische, d. h. ahnungsvoll-hellseherische Natur, die er zu Anfang
(Seite 5) eine unwiderstehliche unbewußte Sehergabe nennt, und in einem
merkwürdigen Kapitel (Seite 107) schildert er die damit verbundenen „natürlichen
, aber sonderbaren" Eigentümlichkeiten. In seiner Jugend (Seite 107)
das wohlige Schauspiel buntester Wachträume, wobei die luftigen, Körpern
ähnlichen Bilder aus ganz kleinen Ringen, wie bei einem Kettenpanzer, zu bestehen
schienen. Spät — in gereiften Jahren — -erscheint plötzlich an der
Wurzel des rechten Ringfingers die blutrote Figur eines Schwertes — wächst
53 Tage lang und ist nach dem Tage der Hinrichtung seines inzwischen verhafteten
Sohnes spurlos verschwunden.

Aber von solchen Dingen seiner .»niedrigeren Natur" unterscheidet Car-

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