http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0287
250
Daß ein Wechsel weiser Einfluß unter allen belebten und unbelebten Gegenständen
stattfindet, wie Mesmer lehrte, dürfte angesichts der vielen psychometrischen
Leistungen, der Phänomene des zweiten Gesichtes, der Prophezeiungen
und vielen anderen doch wohl außer Zweifel sein. Wenn ein Geschöpf
nicht mit vielen Fäden mit der Welt verknüpft wäre, würde es deren Stimme
nicht verstehen können. Im Grunde ist der Mensch — sei es auch oft »unbewußt
— eins mit der ganzen Erde, vielleicht mit dem Weltall.
Seine Struktur muß also Aehnlichkeiten aufweisen mit derjenigen aller
anderen, sowohl der belebten als der unbelebten Substanzen. Wäre also der
„tierische Magnetismus" eine, sonst nirgends in der Natur gefundene Kraft,
dann würde der Mensch wie auf einer Insel isoliert dastehen und gewiß beispielsweise
den rätselhaften Anforderungen der Psychometrie nicht gewachsen
sein. Mittels eines kleinen Objektes identifiziert sich der Psychometrist mit
unbelebten Körpern, Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Versuchsperson
fühlt Angst, den Weg zurück nicht finden zu können an Stelle der freigelassenen
Taube, wenn ihr eine Feder dieses Tieres gegeben worden ist. (Sünner:
„Die psychometrische Begabung der Frau Lotte Plaat.") Die Versuchsperson
des Prof. Denton („The Soul of Things") konnte genau den Geschmack eines
vorsintflutlichen Tieres angeben!
Kurz, es ist rationell anzunehmen, daß der animalische „Magnetismus"
eine in der Natur überall befindliche Kraft ist, sei es auch, daß sie im Menschen
in etwas modifizierter Form vorkommt. Es kommen aho in Frage:
Licht, Wärme (Gegner heben tatsächlich das menschliche Fluidum mit Wärme
identifizieren wollen), Elektrizität, Mineralmagnetismus, Emanation *»ines radioaktiven
Körpers.
Mesmer sah in dem menschlichen Fluidum Aehnlichkeit, ja vielleicht Identität
mit dem Mineralmagneten. Seine Nachfolger wollten diese Uebereinstim-
mung auch sehen und sahen dieselbe denn auch wirklich. Ennemoser widmet
sogar in seiner „Geschichte des tierischen Magnetismus" einige Paragraphen den
Benennungen, den Fundorten, den therapeutischen und anderen Wirkungen des
Mineralmagneten. Schindler spricht sogar von einer Polarität des Geistes („Das
magische Geisfesleben" 1857); Reichenbach und de Rochas sahen im Menschen
gleichfalls Polarität.
4Eine Aehnlichkeit besteht ohne Zweifel, aber vielleicht besteht noch mehr
Uebereinstimmung, wenn nicht Identität mit einer anderen physikalischen Kraft.
Beim Experimentieren ist es zwar erlaubt, eine vermutliche, vorgefaßte Meinung
zu haben, nur müssen wir unsre Theorien durch die Tatsachen lenken
lassen.
Jetzt meine eigenen Experimente.
Ich ging aus von dem Satze, daß, wenn man das Wesen des animalischen
„Magnetismus" ergründen will, man irgend etwas ,,m a g n e t i s i e r e n" muß,
gerade in der Weise wie der „Magnetismus" seiner Aufgabe obliegt. Man soll
also „Passes" oder Striche machen und nicht bloß berühren. Am besten schien
es mir, unbelebte Körper zu nehmen, da, wenn der Zustand derselben nach
dieser Operation tatsächlich Aenclerungen aufweisen würde, diese besser und
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0287