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Deutmann: Die wahre Natur des sogen, tierischen Magnetismus. 251

bequemer als bei einem „magnetischen4* Menschen auffallen würden, und natürlich
auf keinen Fall der Suggestion zugesprochen werden könnten.

Ich nahm also eine Siegellackstange, die Monate hindurch in meinem Pult
unbenutzt gelegen hatte und versuchte erst — mit einem Gummihandschuh
hantierend—, ob irgendeine anziehende Wirkung bestand zwischen ihr und ein
paar Nadeln, welche ich, die eine an einen Seidenfaden, die andere an einen
Leinenfaden aufgehängt hatte. (Man weiß, daß ein Seidenfaden den elektrischen
Strom nicht durchläßt, also isoliert, und daß Leinen ein Leiter für
Elektrizität ist.)

Es folgte keine Bewegung der aufgehängten Gegenstände. Die Stange war also
nicht geladen. Ich legte dann dieselbe vorsichtig auf einen Seidenlappen hin, mit
einer der Spitzen zu mir gewendet, und „magnetisierte*', stets in einer Richtung
, ohne die Stange zu berühren (dies natürlich ohne Handschuhe).
Ich nahm die Stange dann wieder mit dem Handschuh auf. und ... die zwei
Nähnadeln, sowohl die an einem Seidenfaden als die an einem aus Leinen wurden
angezogen und gerade so oft angezogen, auch nach Berührung, als ich die
Stange genügend in die Nähe brachte. Auch die Leinenfäden, deren Enden lose
bei den Nadeln herabhingen, wurden sehr stark angezogen. Der Seidenfaden
jedoch gar nicht oder vielleicht nur sehr wenig. Es war also eine Kraft in die
von mir „magnetisierte"' Stange übergegangen. Was war das für eine Kraft? Wirkt
die Stange wirklich wie ein Magnet? Ganz gewiß, insofern als sie Stahinadein
anzog, und — nach Berührung anziehend blieb — ein Magnet zieht aber keine
Leinenfäden an, was meine Siegellackstange wohl tat. Ein Magnet, selbst der
stärkste, ist dazu außerstande. Wäre Elektrizität imstande, beides zu bewerkstelligen
? Ja, ganz gewiß. Allein, dann müßte nach Berührung der Nadeln
am Seidenfaden eine spätere Abstoßung erfolgen, da nach Berührung
bekanntlich Elektrizität überfließt, so daß Stange und Nadel gleichnamig
elektrisch werden und dann bei Annäherung eine Abstoßung erfolgen muß.
Man sieht also, daß eine eventuelle Abstoßung Anlaß gegeben hätte, die von
mir emanierte Kraft der Elektrizität zuzureihen. Nach diesem Experimente
wäre die Kraft also ein Mittelding zwischen Magnetkraft und Elektrizität. Wäre
so etwas überhaupt möglich? — Ich verfolgte also meine Experimente weiter.
Ich kaufte einige Kügelchen von Flieder und befestigte dieselben — zwei vermittelst
eines Seidenfadens und eins vermittelst eines Leinenfadens -— an ein
Holzgestell. Holz, besonders sehr trockenes Holz, wie in meinem Fall, ist bekanntlich
ein sehi schlechter Leiter für Elektrizität.

Ich „magnetisierte" also wieder Lackstangen — nachdem ich mich erst überzeugt
hatte, daß sie nicht geladen waren (sonst entlud ich sie dadurch, daß ich
sie in den Dampf kochenden Wassers hielt\ und brachte sie in die Nähe der
Kügelchen. Sie zogen alle Kügelchen wiederholt an, ohne daß je nach
Kontakt eine Abstoßung erfolgte.

Bevor ich weitergehe, wäre es hier vielleicht am Platz, nur kurz etwas über
das Wesen der Elektrizität zu sagen.

Was Elektrizität eigentlich ist, weiß man nicht. Es ist eine Kraft, die man
durch ihre Wirkungen nach außen erkennt. In der letzten Zeit ist man zu, der


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