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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 19J2.)
Einsicht gekommen, daß Elektrizität selbsl Masse ist, und man nannte die Teilchen
der negativen Elektrizität Elektronen. Man hat sie gezählt, ihre Schnelligkeit
und ihr Gewicht bestimmt. Es stellte sich heraus, daß sie ein (Jewicht
hatten, etwa i833 mal geringer als ein Wasserstoffatom. Und ihre Schnelligkeiten
waren bei günstigen Verhältnissen - sehr stark verdünnte Luft und kräftige
elektrische Entladung etwa 90000 Kilometer pro Sekunde (de Wolf:
De Mikrokosmos, 1927). Man nennt einen Körper „neutral", wenn die (negativen
) Elektronen und die Protonen, positive Teilchen, einander das Gleichgewicht
halten. Ein Körper wird „geladen", wenn die Elektronen einfließen
oder ausfließen. Fließen Elektronen aus einem „neutralen" Körper aus, so
entsteht ein Defizit an negativen Teilchen, ein relativer Ueberschuß an positiven
, so daß der Körper positiv elektrisch wird. Kommen im Gegenteil bei
einem „neutralen" Körper noch Elektronen hinzu, so entsteht ein l Uberschuß
von negativen Elektrizitätsteilchen: der Körper wird negaüv elektrisch. Die
schwereren positiven Elektrizitätsteilchen, die Protonen, denkt man sich also
stets an Ort und Stelle, während nur die leichteren Elektronen mit ihrer blitzartigen
Schnelligkeit wandern.
Wenn man also irgendeine positiv oder negativ geladene Stange in die Nähe
von kleinen, neutralen und leicht beweglichen Körpern bringt, wie meine Nadeln
, und Fliederkügelchrn, werden sie in beiden Fällen dadurch angezogen.
Wenn aber Berührung zustande kommt, fließt natürlich die negative oder
positive Ladung sofort über und dann muß, da gleichnamige Ladungen sich
immer abstoßen, bei einem neuen Annäherungsversuch, eine Abstoßung erfolgen.
Wie ich oben schon ausführte, bekam ich zwar immei Anziehung, allein
niemals, nach Kontakt, Ybstoßung, was man, wenn die Ladung Elektrizität
* wäre (wenigstens beim Kügelchen am Seidenfaden), hätte erwarten müssen.
Es lag auf der Hand, daß ich probierte, wie gewöhnliche Reibungselektrizität
auf die \on mir benutzten Gegenstände einwirkte. Ich rieb also eine Lackslange
mit einem wollenen Tuche. Ich brachte dieselbe darauf in die »Nähe
eines kügelchens: es wurde angezogen. Berührung folgte, und nach dieser Berührimg
folgte eine regelrechte Abstoßung! Das heißt selbstverständlich,
wenn ich beim Versuch das Kügelchen an einen Seidenfaden nahm. Seide
isoliert nämlich, wie ich schon sagte, läßt die Ladung nicht abfließen während
ein fceinenfaden die Ladung immer sofort abfließen läßt. Ich bekam also mit
der Reibungselektrizität beim Kügelchen am L e i n e n faden immer, auch
nach Kontakt, Anziehung.
Die von mir „magnefisierte" Lackstange wies keine Pole, oder eine neutrale
Zone auf, wie ein Magnet, sondern sie übte auf ihrer ganzen Oberfläche anziehende
W irkung aus. Die Stange benahm sich also sowohl wie *nn elektrisch
geladener Gegenstand, als wie ein Magnef. Sie verursachte auch eine Abweichung
der Magnetnadel, d. h. zog beide Pole an, allein diese Wirkung ging nicht
durch Glas hindurch, während ein Mineralmagnet durch Glas hindurch auf die
Nadel wirkt. Eine Glasplatte zwischen die „magnetisierte" Lackstange und die
Kügelchen gehalten, hemmte sofort die anziehende Wirkung. Dasselbe war der
Fall mit einem Stück Papier. Als ich beide Gegenstände in einer vertikalen
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