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Deutmann: Die wahre Natur des sogen, tierischen Magnetismus. 259
gelehil, dei es fertiggebracht hat, die weit bekannte Theorie von den driei
hypnotischen Graden auszudenken.
Jetzt komme ich zur Beantwortung einer zweiten Frage. Wieso denn, wird
man einwenden, wenn der animalische „Magnetismus" tatsächlich Elektrizität
wäre, wie kann man da ohne Kontakt - wie das ,,Magnetisieren" gewöhnlich
gepflegt wird , ja sogar in größerer Entfernung, Kilometer weit, ,,magne-
tisieren"? Weiß man doch, daß die Luft die Elektrizität nicht leitet; und
trotzdem geschieht die Wirkung bei kräftigen Magnetiseuren ziemlich leicht
und blitzschnell; viele Versuche bestätigen diese Fernwirkung. Jedes .,Magnc-
tisieren' ohne Berührung ist ja eine Fernwirkung, und wenp „magnetisieren"
einfach einen Strom. Elektrizität aussenden hieße, so würde diese Einwirkung
überhaupt nicht stattfinden können. Diese Bemerkung liegt auf der Hand, und
ich machte sie nur, nachdem meine Experimente unzweifelhaft die elektrische
Natur de& Fluidums erwiesen hatten, auch selbst. Ich stellte mir die trag*\
allein die Antwort erhielt ich nicht von mir selbst. Ich wußte sie nicht. Da
beschloß ich meine Somnambule, die Olga F.. in ihrem hellsehenden, magnetischen
Schlaf zu befragen. Nachdem ich sie mittelst „Passes" eingeschläfert
hatte — die Augäpfel nach oben und einwärts gedreht —, legte ich ihr mein
Rätsel vor. Sie zögerte keinen \ugenblick mit der Antwort, sondern sagte ganz
einfach, als ob es die gewöhnlichste Sache in der \\ elt wäre;
.Vermittelst flui diso her F ä d e n!"
Diese \nlwort set/te mich in Erstaunen und ich leimte sie anfangs gänzlich
ab. Auch meine Leser werden si(h wie ich selber ^egen diese LöMJtyig de«
llätsels sträuben. Fäden in der übersinnlichen Welt, wie Telegraphendrähte,
hier? Die sollten die Phänomene übermitteln?
Hätte sie gesagt: ,.Mittelst drahtloser Telegraphie", so würde ihre Aussage
gewiß mein direkte Annahme gefunden haben. Ja, die drahtlose Telegraphie,
die uns sc manche mystische Phänomene weniger unbegreiflich gemacht hat»
warum überging sie dieselbe ganz?
Betrachten wir einen Augenblick einen Vpparat für drahtlose Telegraphie.
Dieser besteht aus einem Signalgeber und einem Empfänger. Der Signalgeber
hat eine Elektrizitätsquelle, die mit einer Drahtspule, um welche veine
/weile Spule gelegt ist, in Verbindung steht. Diese führt nach zwei Kugeln
hin, die ohne gegenseitigen Kontakt dastehen. Wenn man den Strom schließt
und die Spannung hoch genug ist, werden zwischen den beiden Kugeln Funkenüberspringen
.
Diese Entladung ist das Prinzipielle der Marconi- oder drahtlosen Tele-
giaphie. Dadurch entstehen ja die Elektrizitätswellen. Aetherwellen, die sich
nach allen Seiten hin verbreiten, mit einer Schnelligkeit \on 3ooooo
k.-M. pro Sekunde, Irgendwo anders werden die Aetherschwingungen aufgefangen
durch sogenannte Empfänger. Marconi hatte bei seinen Versuchen im
Jahre i#ot) die beiden Kugeln, zwischen welchen die Funken überspringen, mit
langen Metalldrähten versehen. Diese Drähte werden also beim LTeberspringen
von Funken ebenso in Schwingung geraten und folglich Wellen aussenden, wodurch
natürlich die Kraft sehr vergrößert wird. Auch an dem Empfänger be-
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