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Zeitschrift für Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 1932.)
festigt man ähnliche Drähte, wodurch die Schwingungen viel leichter aufgefangen
werden. Weiter müssen Signalgeber und Empfangsdrähte aufeinander
„abgestimmt4* sein, um den Maximumeffekt zu geben.
Wenn man nun gänzlich unbekannt mit dem Mechanismus eines drahtlosen
Apparates ist, kann dessen Wirkung als Erklärung für einige supernormale Phänomene
viel Anziehendes haben. Wenn man sich aber etwas tiefer in den
Mechanismus vertieft, stellen sich viele Schwierigkeiten heraus. Der Leser wird
sie selbst schon bemerkt haben. Erstens die Tatsache — es ist schon wiederholt
darauf hingewiesen worden —, daß der Apparat seine Schwingungen nach
allen Seiten des Raumes hinschickt. Die Stärke wird also mit dem Quadrat
der Entfernung abnehmen. Wenn ein menschlicher Signalgeber unter
solchen Umständen arbeiten müßte, würden seine Kräfte so geschwächt werden
, daß man schwerlich einen Effekt auf einen anderen selbst bei geringem
Abstand erwarten könnte. Man kann von der Natur, die so zweckmäßig eingerichtet
ist, nicht erwarten, daß sie beispielsweise den Magnetiseur seine
Lebenskraft nach allen Seiten des Raumes hinschleudern ließe, so daß dieser
oder jener, der zufällig auf ihn „abgestimmt'' war, davon profitieren konnte;
der weitaus größte Teil aber verloren gehen würde.
Um diesem Einwand zu entgehen, mußte man wieder \oraussetzen, daß die
„magnetischen* oder sonstigen Wellen durch den Willen in ein* bestimmte,
also geradlinige Richtung geschickt wurden. Man mußte also den Willen magisch
whken lassen. Zu einer solchen Hypothese darf man nur dann die Zuflucht
nehmen, wenn kein anderes Mittel zur Erklärung übrigbleibt.
An zweiter Stelle müssen wir fragen: Können wir die Hypothese zulassen,
daß irgendwo in unserem Organismus — es müßte dann wohl in unserem Gehirn
sein — Funken überspringen würden? Denken wir uns einen
Magnetiseur an der Arbeit. So etwa zwanzig Minuten lang hätten wir da einen
Funkenregen in seinem Gehirn! Dieses ist etwas so Bizarres, daß wir schon aus
dem Grunde eine drahtlose Uebersendung bei den genannten Phänomenen
verweilen müssen. Man könnte vielleicht sagen: Leben ist Bewegung und Bewegung
äußert sich in Schwingungen. Jawohl, etwas wird auf diese Weise
ganz gewiß von einem jeden Menschen in den Wellraum \erbrjßitet werden
können, allein die Prozesse der Telepathie und des „Magnetisierens" auf diese
umgestimmte Weise erklären zu wollen, geht nicht an. Es ist Elektrizität, es
sind elektrische Ströme und keine Aetherwellen, die beim „Magnetisieren" entstehen
. Das ist ganz was anderes. Es geht eine Wirkung von einer bestimmten
Person zu einer anderen bestimmten Person mit blitzartiger, geradliniger
Schnelle, dies hat die Erfahrung gelehrt. Aus meinen Untersuchungen
ging hervor, daß die Wirkung ein elektrischer Strom ist, also geht Elektrizität
auf irgendeine Weise geradlinig auf ein bestimmtes Ziel. Der Magnetiseur
braucht nicht einmal den jetzigen Aufenthalt seiner Patienten zu kennen;
wenn er ihn früher schon behandelt hat, also „Kontakt" mit ihm gemacht hat,
wie es in der Sprache dieser Therapeuten heißt, wird der entsandte Strom nie
fehlgehen. Da in physikalischer Hinsicht es unmöglich ist. einen Strom Elektrizität
ohne Leiter durch die Luft die kein Leiter ist -- und wenn sie
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