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v. Schrenck-Notzing f: Die Entwicklung des Okkultismus zur Parapsvrhologie.273
einzelner Forscher. Dijse die erlaubten Grenzen des literarischen Vnstandes
überschreitenden Auslassungen erfuhren eine sachgemäße und gründliche Widerlegung
durch Dr. R. Tischner in seiner Vrbeil „Prophezeien \md Hellsehen
" (Ps)chische Studien, Dezember 1922), der ak Kennzeichen für die
Mollsche Taktik Haarspaltereien und gewollte Miß\erständnisse angibt, während
auf das Wesentliche der Versuche selbst, und zwar der beslgelungenen,
nicht eingegangen wird. Vußerdem weist Tischner ihm positive Fehler, schiefe
Auffassung und Darstellung nach und hebt seine mangelnde Objektivität,
seine geringe Zirverlässigkeit. sowie seine eigenartigen Vrbeilsmethoden hervor.
Wegen der Mischung von Ueberkritik und phantastischen Deulungsv ersuchen
im Sinne der Skepsis «ei das Bestreben MolK alles zu verreißen, nicht mehr
ernst zu nehmen.
Dasselbe Urteil könnte man auf die zweite Molische Schrift „Der Spiü-
tismus' anwenden, die sich großenteils auch gegen die von ihm dem Spiritismus
zugerechneten l ntersuchungen des A erfa^ers richtet, aber noch oberflächlicher
abgefaßt ist und Zeugnis ablegt für eine geradezu primitive Ahnuni?*»-
losigkeit. Was soll man z. B. dazu sagen, wenn Moll auf Seite s5 erklärt:
„Auch Schrenck-?Sotzing schließt unbequeme Zeugen aus. läßt aber meinen
spiritistischen /round beliebig m." Das Gegenteil hiervon entspricht der Wahrheit
. Denn was z. B. die Vntoren des gegnerischen Dreimännerbuches an positiven
Phänomenen überhaupt gesehen haben, verdanken si<4 allein dem Verfasser
. Moll macht den großen Fehler, die wissenschaftlichen l ntersuchungen
auf dem Gebiet der Paraphysik mit dem von ihm berechtiglermaßen gerügten
Unfug des Offenbarungsspiritismus und der laienhaften .Sekromantie zu identifizieren
, und damit alle möglichen Geschichten und Erlebnisse mit ab<*i-
gläubischen Fanalikern und stnsalionslustigen Hysterischen, wie sie jedem
Forscher auf diesem Gebiet begegnen, zu verbinden. Ferner sind seine Ausführungen
über Eusapia Paladino viel zu kurz (zwei Seiten, aber eine Abbildung
des Mediums!), um irgendeine Stellungnahme Cur oder gegen vornehmen
zu können. Dagegen ist jene Sitzung mit Frau Vollhardt, die eine
Beleidigungsklage gegen Moll zur Folge hatte, ausführlich berichtet. \ ersuchs-
reihen mit negativem Resultat werden ohne weiteres als eine Bestätigung der
Belrugshypothese gebucht.
Begreiflicherweise hat sich Moll die Tatsache, daß nach dem Eindruck
einer materialisierten Hand in feuchter Tonerde an dem \agelfalz eines
Fingers der linken (also der Tonschüssel abgewendeten) Hand bei Willy Schneider
, ein kleines, nicht einmal stecknadelkopfgroßes Körnchen trockener Substanz
, das wohl den Eindruck von Tonerde machte, aber als solche keineswegs
erwiesen ist, gefunden wurde, nicht entgehen lassen. Ohne Berücksichtigung
des ganzen Zusammenhanges der Versuchsanordnung, trotz der durch
das Protokoll erwiesenen Unmöglichkeit einer Handbefreiung, erblickt er darin
ohne weiteres einen Betrugsbeweis, übersieht aber dabei völlig, daß Willy als
Zalinteehniker den Tag über mit Tonerde und ähnlichen für die Dentisten
nötigen technischen Stoffen hantiert hatte. Worin liegt nun aber der Beweis,
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