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Antwort auf mein Schreiben als unbelehrbar meiert. Ich \erziehte deswegen
auf weitere Diskussion mit ihm."
Wieder die alte Erfahrung: Schreiblischphanlasien und falsche Berechnungen
auf Grund unrichtiger Prämissen bind für die jxegnerische ViitTa^ung
maßgebender als die exakte Nachprüfung am Objekt selbst und tlif* persönliche
Erfahrung.
Kleine Mitteilungen.
Zur Frage des Austritts des Ich.
Von Dr. W. M r s i c, Zagreb, Jugoslawien.
Die Ausführungen von Dr. E. Mattiesen in Heft 9 und 10, Jahrg. VI, dieser
Zeitschrift veranlassen mich, in diesem Zusammenhang zwei Erlebnisse mitzuteilen
, dit insofern von Interesse sein durften, als man, was das zweite von
ihnen betiifft, Telepathie als Ursache schwerlich heranziehen kann, und es auch
nicht bloß ein schwer kontrollierbarer innerer Vorgang war, sondern durch das
nachfolgende Tatsachenerlebnis eine merkwürdige Bestätigung i'and. Ich gebe
hier die wenige Stunden nach dem Erlebnis gefertigte Niederschrift im Wortlaut
wieder:
„Am Sonntag, den 6. Dezember 1931, hatte ich etwa um 4 Uhr morgens ein
sehr merkwürdiges Erlebnis. Ich lag in meinem Bett in Z. im dunklen Zimmer,
hatte dabei das Gefühl ganz so, als sei ich wach, nahm alles um mich herum
wahr; sah aber dann mit dem inneren Auge, etwa wie im Peyotlrausch, mein
eheliches Schlaf/immer in M. (14 Bahnstunden entfernt) ganz bis in alle Einzelheiten
, soweit man diese eben im Dämmer der Nacht unterscheiden kann.
Meine Frau und mein öjahriger Junge schliefen. — Nun erhob ich mich, zunächst
mit schwerer Muhe, aus meinem Bett und aus meinem Körper in Z. und
bewegte mich dann frei und wunderbar leicht in meiutm Schlafzimmer in M.
Ich klopfte zunächst, um mich bemerkbar zu machen, an das Milchglasfenster
bei meines Sohnes Bett. Ich spürte das Klopfen deutlich an meinen Handknöcheln
, aber es war kein Ton zu hören und ich wurde infolgedessen auch
nicht bemerkt. Dann versuchte ich meinen Sohn zu wrecken, indem ich ihn
küßte. Er machte einen Augenblick die Augen auf und sagte wie im Schtaf
„Papa", legte kurz einen Arm um meinen Hals und schlief dann weiter. Ich
nahm nun vom Fußende des Bettchens ein Stofftierchen, einen Hund mit Rädern,
und warf ihn auf den Fußboden, um meine Frau zu wecken. Aber sie schlief
fest weiter. Dann versuchte ich die Lampe am Schreibtisch anzudrehen, was
mir aber nicht gelang — Nun hörte ich vor meinem Fenster in Z. lautes
Schellenklingeln wie von vielen Schlitten und befand mich wieder in meinem
Körper im Bett in Z.
Es gelang mir dann kurz darauf noch einmal, mich aus meinem Körper
zu erheben. Diesmal aber versetzte ich mich an einen mir unbekannten Ort,
eiÄ menschenleeres geräumiges Zimmer mit steifen Empiremöbeln, sehr stilvoll
wie in einem alten, hochherrschaftlichen Haus. Es war ein zweischläfriges Zimmer
, die Möbel braun mit schwarzer Einlage, Toilettetisch mit hohem, schmalem
Spiegel, zartbeinige, hochlehnige Polsterstühle. Ich sah jede Einzelheit, konnte,
was ich wollte, berühren und befühlen, drehte dann an der Tür den Schlüssel
um, öffnete und gelangte über eine Treppe hinunter in einen geräumigen Flur
mit einer Jagdgruppe, zwei große Fischadler auf einem Baumstamm sitzend,
der eine mit einem Fisch in den Fängen. Von da ging ich durch eine Flügeltür,
die leicht aufging, in ein größeres Zimmer mit einem Flügel (Piano), das ich
durchschritt, um ins nächste Zimmer zu gelangen. In der Türe zu diesem
Zimmer aber steckte der Schlüssel nicht. Sie war geschlossen. Ich stemmte
mich gegen die Tür, eine Tür mit zwei Flügeln, sie gab wohl etwas nach, ging
aber nicht auf. Dann versuchte ich es umgekehrt, indem ich die Tür zu mir
herzog, worauf sie aufsprang und ich ins nächste Zimmer, ein Erkerzimmer
mit einem Schreibtisch, großem Ofen, Schaukelstuhl und Klubmöbeln in ein^r
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