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Kleine Mitteilungen. 21*.
Ecke, trat. — Dann hörte ich plötzlich ganz merkwürdige Musik, Schallen und
Brausen und war wieder in meinem Bett in Z.
Ich träume ja oft sehr lebhaft, diese beiden Erlebnisse aber waren so gar
nicht wie sonstige Träume. Sie waren so wirklich wie jedes gewöhnliche Erlebnis
am Tage auch."
Das Erlebnis war so eindrucksvoll gewesen, daß ich es nach dem endgültigen
Erwachen am Sonntag, den 6. Dezember 1931, vormittags, wie hier
wiedergegeben, niederschrieb. Meiner Frau sandte ich nach einigen Tagen eine
Abschrift des Protokolls.
Merkwürdigerweise war ich nun am Dienstag, den 8. De/ember 1931, infolge
\on Umstanden, die ich am Sonntag noch gar nicht vorauswissen hatte können,
in einem Schloß eingeladen, das ich zum erstenmal in meinem Leben betrat,
und fand dort zu meinem Erstaunen den Flur, das Musik/immer und das
Schreibzimmer ganz so, wie ich es in der Nacht zum Sonntag erlebt hatte. Das
im Nachterlebniis gesehene Schlaf/immer betrat ich nicht, konnte auch nicht
danach fragen und mich von seiner Existenz überzeugen, da mir ja die Schloßbewohner
völlig fremd waren.
Was nun das erste Erlebnis betrifft, so erhielt ich von meiner Frau die
Mitteilung, daß sie um die fragliche Zeit mehrere Nachte hindurch jeden Morgen
um 4 Uhr ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit wach lag und sehr intensiv an
mich hatte denken müssen, auch dabei einmal ein auffälliges Geräusch gehört
habe; daß außerdem in jenen Tagen eines Morgens (ob es jener Sonntagmorgen
war, konnte nicht mehr genau festgestellt werden) mein kleiner Sohn berichtete
, sehr lebhaft von mir geträumt zu haben. Das betreffende Stofftierchen
befand sich um jene Zeit nicht im Bett des Kindes. Dieser Fall ist also /war
merkwürdig, abei nicht überzeugend.
Zu Fall zwei wäie als Kritik zu sagen, daß ich im allgemeinen kein gutes
Gedächtnis für Zimmereinrichtungen habe, somit naturlich auch die Angabe:
„ganz so, wie ich es in der Nacht zum Sonntag erlebt hatte", nur den allgemeinen
Eindruck, nicht jede Einzelheit trifft. Immerhin weiß man aber doch,
ob man in einem Zimmer, das man betritt, schon einmal war oder nicht, auch
wenn man nicht mehr alle Einzelheiten im Gedächtnis hat, und es bestand für
mich beim (wirklichen) Betreten der Räume keine Möglichkeit des Zweifels,
daß es dieselben war^n, wie die des nächtlichen Erlebnisses. Besonders auffallend
und überzeugend als Beweis der Identität war die Fischadlergruppe, die
sich mir als Zoologen und Fischer besonders ins Gedächtnis geprägt hatte und
die auch schließlich kein alltäglicher Einrichtungsgegenstand ist wie ein Schreibtisch
oder ein Flügel, welche ja, wenn man sich nidrt besondere Einzelheiten
daran gemerkt hat, dem Typ nach so ziemlich überall gleich aussehen (wie hier
der Skeptiker einwenden könnte). Freilich war es auch bei jenen weniger typischen
Gegenständen nicht bloß der äußere Habitus, der bei Nachterlebnis und
Wirklichkeit übereinstimmte, sondern auch die Stellung und Verteilung im Raum
und was sonst eben alles noch dazu gehört, um den Eindruck der Gleichheit
zu erwecken. Bemerkenswert ist, daß ich die betreffenden Räume nie zuvor
betreten, mich überhaupt erst einmal vorher in der Gegend, wo das Schloß steht,
aufgehalten hatte, auch am Sonntag noch nicht wußte, daß ich am Dienstag
in diese Gegend fahren, geschweige denn, daß man mich, was einem reinen
Zufall zuzuschreiben war, ins Schloß einladen würde. Ratseihaft ist mir insbesondere
*erner, was mich veranlaßt haben mag, gerade jene mir bis dahin
unbekannten Räume in so eindrucksvoller, ja mit starker, innerer Erschütterung
verbundener Weise vorauszuerleben; denn jene Einladung war, wenigstens soweit
ich es bis heute beurteilen kann, für mich nichts weiter als eine zwar angenehme
, aber ganz belanglose, vorübergehende Angelegenheit.
Erscheinung eines Verstorbenen am hellen Tage.
Von Herrn Pfarrer i. R. J. G. in W. wird mir an Hand eines Zeitungsausschnittes
, aus dem hervorgeht, daß sich dort im April 1931 der einzige
35 jahrige Sohn Alfred des Bürgermeisters H. (es handelt sich um eine Dorfgemeinde
) erschossen hat, folgendes mitgeteilt:
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