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Zeitschrift iur Parapsychologie. 6. Heft. (Juni 5932.)
kristallisieren und zu einem organischen Ganzen /u verschmelzen. Es stellt als
zweiter Teil die große Synthese dar. Hier ordnet er das Material zu einer sinnvollen
Einheit, zu einem Gedankengebäude, das über tellurische Grenzen hinausweist
und im kosmosophischen Weltbild seine adäquate Form findet. — Man wird
hier vergebens nach „erkenntniskritisd en Voruntersuchungen" und ähnlichem
suchen. Georg beweist die Möglichkeit, die ausgiebige Verwendung philosophischer
Fachausdrucke durch einen Stil von hervorragender Klarheit zu ersetzen,
der auch schwierige Formulierungen ebenso einfach wie präzise widergibt. —
Es ist nicht zuviel gesagt: hier hat das Menschheitserlebnis seine Gestaltung gefunden
. " Prübusch, Berlin.
L'Avenir et la Premonition (Zukunft und Vormahnung). Von Charles
Rieh et, Professor an der Universität Paris und Mitglied des Instituts.
8°. 214 Seiten. Paris 1932. Montaigne Verlag.
Wenn ein Meister wie Ch. Richet über einen einzelnen parapsychologischen
Gegenstand ein ganzes Werk (wie er fast befürchtet, wohl sein letztes) abfaßt,
so dürfen wir dWs mit Recht als ein Ereignis bezeichnen. Und das um so mehr,
wenn der Gi genstand zugleich von grundlegender Bedeutung für Weltanschauung
und Moial ist. In hohem Grade trifft dies bei der zu ibehamielnden Frage:
„Können vii in die Zukunft schauen?" zu. Hierauf antwortet der Verf. nun auf
Grund \on 103 sicher festgestellten Fällen, die er teils eigener, teils fremder
Beobachtung (besonders Bozzanos und Ostys) entnimmt, auf das ullerbestimm-
te^te mit einem „Ja". Einzelnen, besonders begabten Menschen, sagt er, ist es
möglich, wenn auch nur selten und auch nur unvollständig, um ein weniges
den Schleier zu lutttn, der uns die Zukunft verbirgt. Mag dieser Ausschnitt aus
dem gewaltigen Bilde der Zukunft auch noch so winzig, noch so unscheinbar
sein, die Tatsache, daß er für uns überhaupt erkennbar wird, beweist, daß die
Zukunft feststeht. Eheser unausweichlichen Konsequenz sieht der Veif. *ühn
ins Auge. Indes der Umstand, daß die Zukunft determiniert ist, hebt nach seinem
Erachten die menschliche Verantwortlichkeit keineswegs auf. Sie gilt sowohl
für die Gegenwart wie für die Vergangenheit und Zukunft. In ihrer Geltung
bildet sie ein Ganzes. In Wirklichkeit ist die Zukunft nichts anderes als ewige
Gegenwart. — Bei der Gedankenfülle des ganz hervorragenden Richetschen
Werkes ist es unmöglich hier auf einzelnes einzugehen, und muß ich mich mit
einer kurzen Inhaltsangabe begnügen. Es umfaßt vier Bücher. Das erste be-
* handelt die Begriffe: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, und die Stellung der
Parapsychologie zur letzteren. Das zweite die Physiologie der Vormahnungen im
allgemeinen und die Selbshormahnungen. Das dritte Buch enthält methodisch
geordnet die Sammlung absolut beweiskräftiger Fälle in ihren verschiedenen
Erscheinungsweisen Das vierte schließt eine Reihe von sich aus dem Vorstehenden
ergebenden Erwägungen an, wie die Notwendigkeit, sich studienhalber
auch der Berufsmedien zu bedienen, Statistik der Fälle, Theorie der Vormahnungen
und deren Nutzlosigkeit im allgemeinen, Antwort auf Einwände und
anderes mehr. — An alles vorher Angeführte reiht sich nun che Schlußfolgerung,
daß die Zukunft tatsächlich für uns erkennbar und mithin determiniert ist, daß
das aber unsere Moral und unser Handeln nicht ändere. — Alsdann wirft Verf.
noch die Frage auf: „Wenn es eine Vormahnung gibt, wie kann man sich dann
dal Weltall vorstellen?" Wir sind eingespannt, sagt er, in zwei Welten, den
Mikrokosmos und den Megakosmos. Beide sind für uns gleich unfaßbar. Das,
worin wir leben und weben, ist ein Biokosmos. Er steht zwischen beiden. Er
ist uns angepaßt. Er ist unsere Realität. In ihm gilt es, das zu tun, was uns
unsere Vernunft als Pflicht erscheinen läßt. — Und dann: neben der Welt des,
unendlich Kleinen und des unendlich Großen gibt es noch eine dritte Welt, dier
sich völlig unseren Sinnen entzieht. Eine unbekannte, von Richet Kryptoko^mos
enannte Welt. Sie ist weit, ohne Grenzen, Ja, sie leuchtet mit schwachem Schein
ie Vormahnung hinein, und sie bildet das Arbeitsfeld der Parapsychologie.
Freudenberg t, Bodenbach a. d. Elbe.
Le Spiritisme, Problem scientifique. Von M. Sage. Edit Jean Meyer, Paris
1931. Preis Fr. 2.50.
Es handelt sich hier um drei Vorträge, die der Verf. im verflossenen Winter
in der Maison spirite gehalten hat und die jetzt nach seinem unlängst erfolgten
Tod von befreundeter Seite veröffentlicht werden. Der erste Vortrag behandelt
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