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die „dunkeln Seiten des Spiritismus" und weist darauf hin, daß selbst die ehrlichsten
und besten Medien schwarze Tage haben, und daß die Angaben der angeblichen
Geister nicht selten an inneren Widersprüchen leiden. Der zweite
Vortrag, die ,,Kieu/korrespondenzu, gibt eine treffliche Schilderung \on deren
Wesen, führt die am meisten bekannt gewordenen Kreuzkorrespondenzen z. T.
wörtlich an und betont den hohen Grad \on Wahrscheinlichkeit tur echte Geisterkundgebungen
. Die Frage des dritten Vortrags: „Hat Professor William James
mit seinem verstorbenen Freunde Richard Hodgson \erkehrt?'*, beantwortet der
Verf. unter Darlegung des einschlägigen Materials zugleich mit Ja und Nein.
Denn die in ihren Cin/elheiten bisweilen gerade/u \ erblüffenden Angaben des
'ingeblichen Geistes von Hodgson haben trotzdem James, wie dieser selber sagt,
nur „beinaht" von der Identität seines verstorbenen Freundes überzeugen können
. IX11 Standpunkt des Verf. selbst glaube ich nicht besser bezeichnen /u
können, als dadurch, daß ich ein \on ihm gebrauchtes Bild zum Schlüsse anfüge:
„Fs scheint, daß \ou Jenseits und \on Diesseits gemeinsam mit Aufsicht aut Frfolg
ein Tunnel angebohrt wird. Schon vernehmen wir die Hammervchlage
der jenseitigen Arbeiter, aber bis zum Durchschlag bleibt doch noch ein gut
Stück Arbeit übrig." Freudenberg f, Bodenbach a. d Übe.

G. R. Hey er: „Seelenräume. Psychotherapeutische Beobachtungen zum Kollektiv-
Seelischen." (Beitrage zur Philosophie und Psychologie, Heft 10, herau^geg.
\on Prof. Osterreich). 37 S. W. Kohlhammer, Stuttgart IQ31. Geh. M. 1.50.

Der Verfasser ist einer der wenigen modernen Psychotherapeuten, die mit
absoluter Vorurteilslosigkeit alles anerkennen, was ihnen begegnet; die außergewöhnliches
, psychisches Geschehen auch dann zugeben, wenn es nicht in überlieferte
Schemata paßt. So ist es kein Wunder, daß gerade dieser Arzt \on Dingen
zu berichten weiß, die aut der Grenze /wischen Pönologie und Psychopathologie
einerseits, Paraps\cho*ogie andererseits liegen. In der \orliegenden Schrift will er
nachweisen, daß der einzelne Mensch, das Individuum, seelisch ebensowenig in
sich abgegrenzt und isoliVH- seiner physischen und psychischen Umwelt gegenübersteht
, wie dies körperlich der Fall ist. Die seelischen Wurzeln des einzelnen
reichen \ielmehr tiet in über- und unterindividuelle Sphären. Im Weltbild primitiver
Völker tritt das deutlich zutage, doch auch in unserem modernen Westen
sind diese Mächte, diese Verbundenheiten viel starker, als man angesichts unserer
Ueberrationalisierung und Individualisierung annehmen möchte. Viele seetische
Störungen kommen daher, daß dies verkannt wird. Verfasser sucht nun an interessanten
Beispielen diese Verbundenheit mit verschiedenen außerindhiduellen
Sphären oder „Räumen" aufzuweisen. Gewisse letzte, allgemeinmenschliche Konflikte
metaphysischer Natur äußern sich bei modernen Furopäern mitunter in
zeichnerischen Symbolen, die mit denen orientalischer Religionen die größte
Aehnlichkeit haben, obwohl von einer direkten Uebernahme nicht die Rede sein
kann. — Zwischen Menschen, die innig verbunden sind in der einen oder anderen
Weise bildet sich ein Wir, ein Kollektiv, das durchaus nicht nur eine «Mißere Beziehung
isolierter Individuen darstellt, sondern sich u. a. in einem gemeinsamen
Eileben äußern kann. Dies zeigen Fäile von telepathischen Traumen zwischen
Arzt und Patient, zwischen Eltern und Kindern (ungelöste Konflikte in der Psyche
der Eltern, die diese den Kindern gegenüber durchaus verbergen, kommen manchmal
plötzlich in den Traumen der Kinder zum Vorschein). Lösen sich die Kinder
von den Eltern, um nun ihr eigenes Leben zu leben, so reagieren die Eltern hierauf
oft mit schweren seelischen, aber auch körperlichen Störungen. Der Tod
des einen von zwei irgendwie enger verbundenen Menschen zeitigt gar nifcht
selten früher oder später bei dem uberlebenden Teil Störungen, die an Besessenheit
gemahnen. Dr. Heyer läßt hier die Frage durchaus offen, wie solche Phänomene
zu deuten seien, als ob Besessenheit durch „Spirits" Verstorbener oder
nur als „Erinnerungskomplexe", in denen die Verstorbenen gleichkam fortleben.
Jedenfalls ist Dr. Heyer einer der ganz wenigen europäischen Aerzte, die (ähnlich
wie Dr. Titus Bull in New York, Dr. Wickland in Los Angeles, Dr. W. F. Prince
in Boston) solchen Erscheinungen mit Hilfe einer Sensitiven beizukommen versuchen
. — Interessant sind auch seine Ausführungen über die Beziehungen zwischen
Mensch und Landschaft (Erinnerungsbilder an die indische Landschaft
tauchten als Störung in einer rational eingestellten Europäerin auf, die bis zu
ihrem zweiten Lebensjahr in Indien gelebt hatte, ohne sich bewußt daran zu er-


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