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des Gelehrten (Alter ist leider nicht angegeben), das als treue, ganz zuverlässige,
religiöse Person ohne schwärmerische oder hysterische Veranlagung geschildert
wird, das unter den Verfolgungen jener geheimnisvollen Kräfte furchtbar litt.
„Ich würde all diese Dinge nicht glauben, schließt Professor N. seinen Bericht,
wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte."
Dh Phänomene bestanden in schlürfenden Tritten, Klopfen und Krachen in
den Möbeln, Zerschlagen von Geräten, Erhebungen von Tischen und Stühlen,
Hollen wie von metallener Kugel, Wegziehen der Bettdecke, Werfen von Gegenständen
, insbesondere mysteriösem Steinwerfen, ähnlich wie Görres in seiner
Mystik das Stein werfen auf dem Mönchhof bei Graz schildert; in unerklärlichem
Poltern und Rauschen, Ziehen der Hausglocke bei Tag und Nacht, ohne daß
man je die Ursache entdeckte. Es wurden zuweilen aus Gewandstücken Gestalten
drapiert. Man hörte Töne, wie einen Schuß oder wie wenn man schwere
Koffer über den Boden dahinziehe, starke Schläge ertönten im ganzen Haus
und starres Entsetzen ergriff die Mutter des Berichterstatters, ais ein auf dem
Kochherd stehendes Wassergefäß sich von selbst erhob, dann sich auf die Seite
neigte und seinen Inhalt ausgoß. Alles dies sind ganz charakteristische Spukphänomene
, die Hunderte Male beobachtet wurden, bis in die neueste Zeit
hinein. Es scheint also, daß auch hier bestimmte Gesetze walten. Aus leerem
Hauiri erscholl eine kreischende Stimme, die das einemal „Adieu*, ein anderes
Mai „Gute Nacht, schlaft wohl" rief. Sehr oft flatterten unordentlich abgerissene
Zettelchen von schlechtem Papier von der Decke des Zimmers herab
oder lagen plötzlich auf den Möbeln. Das Dienstmädchen war nicht im
Zimmer anwesend. Ich sah einige dieser Zettel, die Professor N. einem
seiner Briefe beigelegt hatte. Sie waren nicht mit Bleistift geschrieben, enthielten
allerlei Ankündigungen, Drohungen, oder Antworten auf Fragen, die dem
Unbekannten gestellt worden waren. Die Schriftzüge waren ziemlich unbeholfen
, und wie die Mutter des Professors versichert, glichen sie denen des
Dienstmädchens, von dem unfreiwillig der Spuk ausging und dem er überallhin
folgte. Oft schien die Schrift wie verstellt und gekünstelt. Einmal läutete es am
Haus, ohne daß jemand sichtbar war. Vor der Tür aber lag ein Brief im Umschlag
. Ein einziges Mal kam ein Brief mit der bekannten Handschrift durch
die Post und war frankiert. Einmal soll sich eine Hand mit spitzen 'Fingern
arider Fensterscheibe gebildet haben, ein Koffer durch verschlossenen Raum
transportiert worden sein, was von der verheirateten Schwester des Professors
bezeugt wurde. Leider fehlen gerade über diese beiden Ereignisse, die übrigens
auch in der Geschichte des Spuks ihre Parallelen haben, eingehende Schilderungen
. Sehr charakteristisch ist auch hier wieder das Verhalten des Hundes, der
sich beim Eintritt solcher Phänomene wie wütend gebärdete. Am auffallendsten
klingt der-Bericht, daß das Mädchen zweimal auf der Straße entrückt worden
sei. Sie sei dabei so geblendet gewesen, daß sie Leute nach dem Weg fragen
mußte. Wie immer in solchen an eine mediale Person geknüpften Fällen hörte
der ganze Spuk auf mit der Entlassung des Mädchens Sie wollte barmherzige
Schwester werden, vielleicht in dem Glauben, dann befreit zu werden. Aber
der Spuk folgte ihr auch in das Mutterhaus der barmhemgen Schwestern, und
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