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v. Schrenck-Notzing f: EHe Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 309
wissenschaftliche Ansehen anerkannter Gelehrter, soweit sie als Zeugen oder
Sachverständige auftraten, in den Schmutz gezogen zu haben, um Zweifel an
ihrer Glaubwürdigkeit bei Gericht hervorzurufen. Aber diese schweren Vorwürfe
und kritischen Randglossen werden leider entwertet durch eine affektive
Tonart*. Außerdem erschwert Schröder das Verständnis s iner Darlegungen
durch eine viel zu komplizierte Ausdrucks weise, durch Weitschweifigkeit und
Detailkrämerei.
Diese bekannten Mängel der Schröderschen Darstellungsweise treten noch
viel stärker hervor in seiner Schrift „Pseudo-Entlarvungen \ Eine Kritik der
Einwände von Moll, Dessoir und anderer Autoren gegen die Echtheit sogenannter
okkulter Phänomene (Sonderabdruck aus den „Psychischen Studien"
1924, 8. bis 12. Heft).
Der erste Teil seiner Schrift besteht in einer kritischen Analyse der Moll-
schen Sünden, und bezieht sich im wesentlichen auf das bereits oben besprocheine
Buch „Der Spiritismus".
Wiederum hält Schröder dem Geheimrat gröbliche Verletzungen der Wahrheit
und fehlende Erfordernis objektiver Forschung vor, so daß ihm auf dem
Gebiet des Okkultismus jede Maßgeblichkeit abzusprechen sei.
Nicht minder derb und wuchtig ist Schröders Abrechnung mit Dessoir.
Auch in dessen Publikationen findet er Abweichungen von der Wahrheit in
Form von Verdrehungen und Entstellungen, Irrtümer und Skrupellosigkeit
in der Wahl der Mittel. Wenn aber Schröder z. B. über Dessoir sagt: „Dieser
wissenschaftlich gebildete Mann schlägt die Wahrheit vollends mit den Knütteln
boshafter Beschimpfung zu Tode", so ist das zweifellos eine in der korrekten
wissenschaftlichen Polemik nicht übliche Ausdrucksweise, die auch in den
Kreisen der Okkultisten ebensowenig Billigung finden dürfte wie die mehrfach
hervortretende persönliche Tonart Schröders.
Sachlich dagegen trifft seiife Kritik vielfach das richtige, so auch «besonders
was die damalige Haltung der deutschen, speziell der demokratischen
Tagespresse betrifft, die er als gehässig bezeichnet, mit deutlicher Tendenz
zur gewissenlosen Ausrottung alles dessen, was mit der okkulten Forschung
zusammenhängt. Diese moderne Inquisition sieht nach Schröder ihr Ziel darin,
die persönliche Ehre der Medien, ja sogar der Forscher zu beflecken oder zu
vernichten. (Man erinnere sich an die zahlreichen bösartigen Zeitungsangriffe
aus der Feder des Grafen Klinckowstroem!)
Die weiteren Ausführungen der Schrift richten sich gegen die Professoren
Henning (Danzig), Marbe (Würzburg) sowie den Grafen Klinckowstroem (München
), gegen Dr. Meyer (Haarlem), Hellwig (Potsdam), Professor Sommer
(Gießen).
Am Schluß der Arbeit kommt Verfasser nochmals auf die Ungehörigkeiten
und Anmaßungen in der öffentlichen Behandlung des Okkultismus zurück;
mit vollem Recht ist er entsetzt über den Tiefstand einer Kritik, wie sie sich
1924 gegenüber dem sogenannten okkulten Gebiet breit machte. (Vgl. z. B.
„Krise des Okkultismus", „Vossische Zeitung" vom i3. Juni 1924, „Untergang
des Geisterlandes1, „Berliner Tageblatt" vom 16. Juni 1924. Im „8 Uhr Abend-
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