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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1932.)
für die angeblichen Schwebephänomene eine natürliche Erklärung gefunden
worden. Wenn auch nicht eine sogenannte Entlarvung stattgefunden hat, ho
wird man doch selbstverständlich dieser natürlichen und plausiblen Erklärung
beitreten, die mit den bisher bekannten Naturgesetzen übereinstimmt, statt an
eine Aufhebung der Naturgesetze zu glauben, für die man bisher keine Erklärung
besäße."
Mit anderen Worten: Obwohl Rudi eine Hand aus der Kontrolle löste und
längere Zeit frei hatte, ist ihm doch eine schwindelhafte Handlung nicht nachgewiesen
worden. Somit könnte er auch die Hand zu anderen Zwecken, z. B.
für magnetische Striche über den eigenen Körper verwendet haben. Dagegen
hätte "ein so skeptischer Kontrolleur, wie Professor Meyer, die Wahrnehmung
einer betrügerischen Benützung der Extremität zu telekineüschen Zwecken sich
sicher nicht entgehen lassen. Denn damit wäre ja der Flagranti-Beweis gelungen
, den die Herren ausdrücklich in Abrede stellen.
Was nun die Levitation Rudis betrifft» so liegt die Frage nahe, ob dieselbe
wirklich auf die von Professor Meyer geschilderte Weise zustande kam. Wir
haben uns bemüht, durch neuere Beobachtungen hierauf eine Antwort zu
finden. Bei Wiederholung des Versuches zog Rudi Schuhe an, auf deren Sohlen
sich große, selbstleuchtende Ziffern befanden. Auch sonst waren die Bedingungen
ziemlich scharf. Trotzdem gelang der Versuch in meiner Gegenwart
mehrfach. Die Beine wurden während der horizontalen Schwebelage geöffnet,
zusammengeklappt und pendelartig hin und her bewegt. Hierbei standen die
leuchtenden Fußsohlen bei mir ((stehende Stellung gegenüber den Füßen) etwa
genau in Augenhöhe, d. h. i ,70 m vom Fußboden entfernt.
Außerdem sind in guten positiven Sitzungen unter sehr erschwerten Ver-
suchsbedingungen bei Rudi vielfach Telekinesen beobachtet worden, wie z. B.
mehrfach auch in dem durch einen Gazeschirm vom Medium getrennten Versuchsfeld
. {
Schon im November 1923 hatte sich in Wien eine wissenschaftliche Kommission
zur Untersuchung okkulter Phänomene aus eigener Initiative gebildet,
«der Professoren der Physik, Psychologie, Physiologie und Medizin der Wiener
Universität angehörten. Soweit sich die Tätigkeit dieser Gelehrten auf die
PrSfung des Mediums Krauß, eines pathologischen Individuums, das au9
Furcht vor gerichtlicher Verfolgung aus München entwichen war, bezog, waren
dieselben durchaus unbefriedigend. Es fand eine Reihe von Sitzungen unter
Leitung des Professors Thirring statt, deren Kontrollbedingungen im Vergleich
zu denjenigen in meinem Laboratorium unzureichend waren, was z. ß.
hauptsächlich durch das Fehlen einer hinreichenden Leuchtkontrolle (angenähte
Leuchtarmbänder an Händen und Füßen) in die Erscheinung trat Man hatte
den Fehler gemacht, sich die Versuchsbedingungen durch das Medium vorschreiben
zu lassen. Infolgedessen war die Möglichkeit schwindelhafter Inszenierung nicht
ausgeschlossen. Krauß machte davon in umfassender Weise Gebrauch und
wurde überführt.
Die briefliche Aufklärung des Wiener Versuchsleiters durch mich erfolgte
bald nach Beginn der Experimente, sobald ich von der Sache Kenntnis bekam.
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