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v. Schrenck-Notzing f: EHe Entwicklung des Okkultismus zur Parapsychologie. 31"»
Ich machte die Wiener Forseher auf die pekuniären und medialen Betrügereien
des Krauß aufmerksam und schrieb, daß ich gegen ihn gerichtlich vorgehen
würde. Aber Herr Professor Thirring bat mich in einem Schreiben Vom
10. Dezember 1924» im Interesse der Kommission von einem solchen Schritt
abzustehen, weil eine derartige Affaire die mediale Forschung an der Wiener
Universität auf Jahre hinaus diskreditieren würde. Selbstverständlich nahm
ich unter diesen Umständen von einem gerichtlichen Vorgehen gegen Krauß
Abstand.
Obwohl nun die Wiener Kommission nur das bestätigen konnte, was sie
von mir brieflich erfahren hatte, benützte sie doch diese günstige Gelegenheit,
um die negativen Erfahrungen mit Krauß zur Unterlage ihres ablehnenden
Gutachtens zu machen. So bringt das Wiener Gutachten weder in positiver
noch in negativer Beziehung etwas wesentlich Neues. Für den wissenschaftlich
positiven Beweis reichten damals trotz subjektiver Ueberzeugung einzelner
Forscher (Professor Hahn, Professor Thirriag! Ingenieur Ehrender) die
Feststellungen an Willy, der nur spärlich schwache Phänomene erzeugte, nicht
aus, weil man noch Verbesserungen der Kontrollbedingungen wünschte. In
negativer Beziehung wurde im Fall Krauß nur bestätigt, daß ein von München
als betrügerisches Medium signalisiertes Individuum auch in Wien betrogen
hatte.
Dagegen konnte irgendein Betrug weder bei Rudi noch bei Willy Schneider,
weder durch die Professoren Przibiam und Meyer, noch durch die Wiener
Gelehrtenkommission nachgewiesen werden; wohl aber sind alle Nachprüfungsresultate
sowohl in Wien (durch die Professoren Thirring, Hahn, Entz, Hoff-
mann, Ludwik) als auch in London (durch die Society for Psychical Research)
und in München (durch den Verfasser) und in Zürich (durch Bleuler) positiv
ausgefallen x).
Wenn man die negativen Forschungsresultate des Jahres 1924 bei den
Medien Laszlo, Erto, Guzik, Krauß und "die Pseudo-Entlarvung des Rudi
Schneider vergleicht mit den positiven Ergebnissen z. B. eines Willy Schneider,
so ergibt sich die unbestreitbare Tatsache, daß ausnahmslos in allen jenen
Fällen die Versuchsbedingungen ungenügend und lückenhaft waren, so daß
die Möglichkeit zum Schwindeln bestand, wie sie z. B. bei Willy Schneider
überhaupt nicht vorhanden war infolge der strengen, regelmäßig angewendeten,
ihm zur Gewohnheit gewordenen und von ihm selbst gewünschten Kontrollen.
Auch der Fall Laszlo macht hiervon keine Ausnahme, da nicht nur der Zugang
zum Versuchsraum, sondern auch der Zutritt zu den Sitzungen für jeden
Interessenten ohne weiteres offen stand.
Somit sind nicht die Medien allein verantwortlich für den großen, durch
diese Entlarvungen der paraphysischen Forschung zugefügten Schaden, sondern
vielleicht in noch viel höherem Grade die Versuchsleiter selbst, welche wahrscheinlich
von der heute noch weitverbreiteten naiven Anschauung ausgegangen
sind, man könne ohne jedwede praktischen und theoretischen Vorkenntnisse bei
*) Ebenso die Prüfungen Rudi Schneiders seit dem Tode des Verf. durch
Harry Price in London und Dr. Osty in Paris. Anm. d. Herausgeb.
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