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Tischner: Bemerkungen zum Fred Marion-Prozeß

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auf ihn und seine Stimmung genommen wurde, so daß die Umwelt gewiß
nicht ungünstiger für ihn war, als bei den unruhigen öffentlichen Vorführungen
, bei denen er immer mit Störungen negativ und kritisch Eingestellter
rechnen muß. Von mir wußte er, daß ich positiv gerichtet bin, umd er hat
allem Anschein nach bis zu meinem beim ersten Prozeß abgegebenen Gutachten
angenommen, daß ich seine Phänomene wenigstens zum Teil für echt ansehe,
denn ich hatte mich niemals zu ihm geäußert. Das Ergebnis der Versuche kann
also nicht als durch feindselige Einstellung beeinträchtigt angesehen werden.

Im Herbst 1928 erfuhr ich von einem hiesigen Kollegen, er habe in einer
öffentlichen Vorführung durch Fred Marion Versuche ausführen sehen, die
wohl auf Hellsehen und Telepathie zurückzuführen seien. Ich setzte mich mit
Kraus in Verbindung, und er sagte auch für eine spätere Anwesenheit in München
einen Abend in der hiesigen „metapsychischen Gesellschaft" zu. Gleich
die Vorbesprechung benützte ich zu zwei psychoskopischen Versuchen und
einem telepathischen, die alle negativ ausfielen.

Die Vorführung in der „metapsychischen Gesellschaft" fand am 3. Dez. 28
statt, und ich hatte dafür einige Versuche vorbereitet, die im Falle des Gelingens
als für Hellsehen beweisend angesehen werden konnten. Einen mir bekannten
Herrn, der Assistent am hiesigen Völkerkundemuseum war, hatte ich
gebeten, einige Pakete anzufertigen, die ich dann an drittem Orte abholte,
ohne den Herrn vor der Vorführung zu sprechen. Eine zweite Person wußte
nichts vom Inhalt der Päckchen, und der Herr war an dem Abend nicht anwesend
. Nachdem ich einen kurzen einleitenden Vortrag gehalten hatte, sollten
sich nun die Versuche in der von mir geplanten Art und Reihenfolge abspielen;
nur einiges sei daraus mitgeteilt. Beim ersten Päckchen sprach Marion von
„Schränken wie in einem Museum" und von einer „Schere". Es handelte sich,
wie die Eröffnung ergab, um eine Enthaarungspinzette aus Afrika, und sie entstammte
in der Tat einem völkerkundlichen Museum. Von diesen beiden Angaben
würde die erste auf Telepathie zurückgeführt werden können, da es
mir durch den Kopf gegangen war, daß der Herr vielleicht irgendwelche Sammlungsgegenstände
verwenden würde. Was die Schere betrifft, so könnte man
bei milder Beurteilung auch das für einen Treffer halten, da Schere und
Pinzette gewisse wesentliche Aehnlichkeiten haben, und die Pinze te im Volk sogar
als Schere bezeichnet wird. Da jedoch diese beiden Angaben die einzigen waren,
die man bei den unter strengen Bedingungen vor sich gehenden Versuchen als
Treffer bezeichnen könnte, liegt es doch wohl näher, Zufallstreffer anzunehmen.
Einige weitere unwissentliche Versuche mißlangen vollständig.

Nunmehr riß sich Marion von meiner Leitung der Sitzung los, er müsse
Fühlung mit dem Publikum bekommen; er hielt deshalb eine Ansprache sehr
fragwürdigen Inhalts, die er jedoch mit einem derartigen Feuer vortrug, daß
dadurch die größten Selbstverständlichkeiten und Plattheiten eine starke Suggestionskraft
erhielten, die auf Unkritische gewiß ihre Wirkung nicht verfehlt
hätte. Es war fast wörtlich dasselbe, was er in seinen Vorführungen zu
sagen pflegt.

Da es deutlich war, daß er nunmehr auf eigene Faust experimentieren


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