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Zeitschrift für Parapsychologie. 7. Heft. (Juli 1932.)
wollte, so ließ ich ihn gewähren, um es nicht zu einem Zusammenstoß kommen
zu lassen und einen etwaigen weiteren Abend nicht unmöglich zu machen.
Er ließ sich nunmehr aus dem Publikum Zettel geben, die er selbst einsammelte
. Bei dem Umhergehen zwischen den Stuhlreihen konnte er selbstverständlich
auch Einblick in die mitunter nur einmal zusammengefalteten
Zettel nehmen, ich erwartete also nunmehr Erfolge, die auch nicht ausblieben,
indem er eine fünfstellige Zahl richtig angab. Daß der einzige genau gelungene
Versuch unter solchen Umständen zustande kam, spricht gewiß schon an sich
sehr zu seinen Ungunsten, ohne jedoch beweisend zu sein. Das Suchen eines
versteckten Gegenstandes mit verbundenen Augen gelang natürlich. — Ich verzichtete
absichtlich auf ein Schlußwort, und Fred Marion scheint in der .Tat
gehofft zu haben, er sei nicht durchschaut, denn in der Voruntersuchung berief
er sich auf diese Experimente mit mir.
Nachdem er wegen Betrugs in einer Vorführung in Dresden angezeigt war,
wurde ich zum 9. Januar 1931 nach Dresden geladen, um vor dem Untersuchungsrichter
mit Kraus eine Reihe von Versuchen anzustellen. Auch diese Reihe
spielte sich, wie ausdrücklich bemerkt sei, unter günstigen Umständen ab, indem
wir ihm freie Hand ließen, ob er sofort die Hellsehversuche machen wolle, oder,
um „warm" zu werden, zuerst Muskellese versuche, auf die wir kein Gewicht
legten. Auch wurde ihm ausdrücklich gesagt, daß seine Gegner nicht geladen
seien, er also nicht gegen Lebelwollen anzukämpfen hatte. Außerdem war Kraus
damals wohl noch der Meinung, in mir einen Anhänger seiner Fähigkeiten vor
sich zu haben.
Die von mir vorbereiteten Versuche waren streng unwissentlich, und dies
wurde auch bei den offenen Schriftstücken gelegentlich der „psychographolo-
gischen" Versuche in der Weise gewahrl, daß ich dem Untersuchungsrichter eine
größere Anzahl übergab, der seinerseits jeweils eins der Schriftstücke Fred
Marion übergab, und ich während dieser Versuche den beiden den Rücken
drehte. Diese drei Versuche waren als negativ zu bewerten, indem Idie Angaben
die eines mäßigen Graphologen keinesfalls überschritten. Die Annahme
übernormaler Fähigkeiten war zur Erklärung nicht notwendig. Bei drei von
fremden Schreibern stam inenden verschlossenen Briefumschlägen wurden keinerlei
Angaben gemacht, die als Treffer zu bewerten waren. Bei diesen verschlissenen
Briefen war es bemerkenswert, daß er über den Inhalt sozusagen
keine Angaben machte, sondern um den Schreiber, die angebliche Umgebung
usw. herumredete, während er seinen Ankündigungen nach jede auf diese Weise
an ihn gerichtete Frage beantwortet, also offenbar doch seinem Anspruch gemäß
auf übernormalem Wege von dem Inhalt Kenntnis genommen haben muß.
Auf Wunsch des Untersuchungsrichters wurden dann noch zwei von ihm
selbst zu Hause vorbereitete psychoskopische Versuche angestellt, die auch negativ
ausfielen.
Zuletzt wurden auf Wunsch des Untersuchungsrichters Versuche angestellt,
bei denen Fred Marion Zeichnungen nachzeichnen sollte, die er betastet, um
angeblich dadurch „hellfühlerisch" Kunde von ihnen zu bekommen. Er hat
dabei die Augen verbunden und steht vor dem Tisch, auf dem die Zeichnungen
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