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Buchbesprechungen.
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wobei es an geheimnisvollen Erlebnissen nicht mangelt.
Mit einem Schlußkapitel „Post festuni" schließt das inhaltsreiche Buch ab,
mit ernsten Betrachtungen über die anscheinend hoffnungslose politische Lage der
Welt, und die Rolle der christlichen Kultur in unserer Zeit.
Wir gestehen, daß uns Carl Vett durch dieses sein Werk einen tiefen Einblick
in sein inneres Wesen dargeboten hat, das nicht nur seinen zahlreichen
Freunden und Verehrern höchst willkommen sein wird, sondern auch darüber
hinaus nachdenkliche Leser finden dürfte. Sünner.
An der Pforte des Todes.
Der 1929 verstorbene dänische Theologe Hans Martensen-Larsen hat in den
Jahren 1925—-27 ein dreibändiges Werk: Om Döden og de Döde (Von dem Tode
und den Toten) veröffentlicht, dessen erster Band in deutscher Bearbeitung durch
Gräfin Cecilie Wedel (Weimar) unter obigem Titel vorliegt, in dem bekannten
Furche-Verlag zu Berlin im vorigen Jahre in zweiter Auflage erschienen ist1).
Einer der angesehendsten deutschen Theologen, Karl Heim in Tübingen, hat
dazu ein Vorwort geschrieben. Das Buch liest sich gut und läßt an vielen Stellen
die zart und poetisch empfindende Seele des Verfassers, seine besinnliche, vorsichtig
abwägende Art erkennen. Mit Recht geht er davon aus, daß trotz aller
philosophischen Beschwichtigungsversuche das Sterben eine recht bittere Sache
für den Menschen ist, gegen die sich sein Lebenswille mächtig aufbäumt. Wenn
er nun auch an sich kraft seines etwas starren Bibelglaubens von einem Fortleben
des Menschen in der Ewigkeitswelt überzeugt ist, so bemüht er sich doch auch
auf anderem Wege, wenigstens die große Wahrscheinlichkeit eines solchen Fortlebens
plausibel zu machen durch den Aufweis von Erfahrungen, die man an
Sterbebetten, bzw. bei Todesfällen zahlreich gemacht hat, Erfahrungen, die vorwärts
weisen in eine neue, jenseitige Welt.
Es sind zwar keineswegs ausschließlich, aber doch in der überwiegenden
Zahl Fälle p a r a psychische Tatsachen, auf die er den Blick des Lesers lenkt.
Wir lesen da Seite 46 das gute Wort: „Es ist nicht meine Absicht, an dieser
Stelle dio Existenz der übernormalen Seelenkräfte zu beweisen. Sie ist bewiesen
und bezeugt von glaubwürdigen Menschen, soweit es möglich ist, und angesehene
Männer der Wissenschaft haben mit ihrem Namen dafür gebürgt, so daß ich mich
der mühseligen Pflicht enthoben fühle, sie nochmals zu beweisen." Es ist daher
einigermaßen verwunderlich, wenn der Verlag auf dem Buchumschlag schreibt:
„Das Buch handelt vom Tode und seinem Geheimnis. Nicht im Sinne des Okkultismus
oder Spiritismus." Gewiß, auf die eigentlich spiritistischen Fragen
näher einzugehen, vermeidet der Verfasser mit einer gewissen Aengstlichkeit. Sie
werden nur gelegentlich gestreift, «es ist anzunehmen, daß der zu erwartende
zweite Band da noch einige Ergänzungen bringen wird. Aber „okkultistisch" sind
zweifellos große Teile seines Buches. Man beachte nur im dritten Kapitel die
Ueberschriften der Abschnitte 15—27: Telepathie, Telepathie und Fürb tte, Hellsehen
, Fernsehen, Hellsehen in bezug auf die Vergangenheit. Psychometrie,
Hellsehen in bezug auf die Zukunft, Vorahnungen und Warnungen, Voraussehen
von Feuersbrunst, Voraussehen des Todes, aas Ankunftsphänomen, die Voranmeldung
, Doppelgängerphänomene, Telekinose und Teleplastik. Aehnliches
gilt vom sechsten Kapitel.
Aus eigener Erfahrung und vor allem der Erfahrung eines großen Bekanntenkreises
weiß der Verfasser zu den angeschlagenen Themen zahlreiches Belegmaterial
beizubringen, besonders, was die sog. Totenanmeldung betrifft. Von
älterer Literatur benutzt er fast nur Splittgerber und Flammarion. So erfährt der
Leser z. B. nichts von der großen, so erfolgreichen Enquete, die seinerzeit die
englische Gesellschaft für seelische Forschung über die Frage nach der Tatsächlichkeit
von Totenanmeldungen angestellt und im August 1894 in ihren Proccedings
veröffentlicht hat. Immerhin zeichnet er ein ziemlich farbenreiches Bila von der
Art und Weise, wie sich in der Todesstunde eines Menschen das Wissen um
sein Sterben telepathisch, gelegentlich sogar auf recht weite Entfernung hin,
mitteilen kann. Wir hören da von dem Gefühl einer den ganzen Körper durchdringenden
Eiseskälte (Seite 180), von übernatürlichen Lautphänomenen wie Todesrufen
, Klopfen, Scharren, Klingeln an der Tür (auch von einem Hunde gehört,
Seite 196), Glockenläuten, überirdischer Musik, aber auch von Erscheinungen Ster-
*) 240 Seiten. Geheftet M. 5.- in Ganzleine wand geb. M. 6.80.
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