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Buchbesprechungen.
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Der Vogel ist daher eine beseelte, lebendige Flugmaschine. So ist es nun mit
jeder Lebenserscheinung ausnahmslos. Jede stellt eine Verwirklichung einer übermechanischen
Gesetzlichkeit mit Hilfe mechanischer Mittel dar. Damit ist das
wahre Wesen des Lebens erkannt. (Ist es? Ref.)
Sind die Lebensgesetze in Wirklichkeit übermechanische Gesetze (der Beweis
wird vom Verfasser nicht geführt! Ref.), so haben wir damit eine ganz neue
Oesetzesart entdeckt, von deren Existenz bis zur Stunde wohl noch niemand auch
nur eine Ahnung hat, nämlich daß es in der Natur neben den mechanischen auch
übermechanische Gesetze, neben dem mechanischen Geschehen auch ein übermechanisches
Geschehen, neben der Welt der Mechanik auch eine Welt der Ubermechanik
gibt. Dann aber müssen wir diese übermechanischen Gesetze auch konstruktiv
-mathematisch in Raum, Zeit und Zahl darstellen können, denn nur dadurch
wird es möglich, das Leben in seiner Übermechanik induktiv zu erforschen und zu
erklären. Einer Mathematik der Mechanik müssen wir fortan eine Mathematik der
Übermechanik gegenüberstellen, und jeder zukünftige Arzt und Biologe muß nicht
nur anatomisch und physiologisch und pathologisch orientiert sein, er muß auch ein
biologischer Mathematiker der Übermechanik sein. Dadurch empfängt er erst die
innere wahre Erleuchtung, hier geht ihm erst das wahre Lebenslicht auf. Auch
diese Entdeckung ist mir nach vielem Bemühen gelungen.
Es läßt sich zeigen, daß die übermechanischen Lebensgesetze mathematisch betrachtet
arithmetische Zahlengesetze sind, und daß im Leben durch Idie Beseelung
der Materie das Problem des vierdimensionalen maschinellen beseelten
Raumes gelöst ist, wobei die vierte Dimension die Zeit und die Zahl,
die Übermechanik des Lebens und damit das Leben selbst darstellt. Damit ist
auch das Wesen der so lange, besonders vom Spiritualismus und Okkultismus gesuchten
vierten Dimension gefunden. Sie befindet sich nicht in einer anderen
okkulten Welt, sondern in unserer Welt. Die vierte Dimension, die
Zeit ist das Leben selbst. Der Tod ist der höchste Kronzeuge dafür.
Freilich stoßen wir damit auf einen schweren Irrtum der Raumzeitzahlenlehre der
heutigen Mathematik und Physik, der in der irrtümlichen mechanistischen Lebenslehre
, sowie auch in der Einsteinschen Relativitätsiehre der Wesensgleichheit voii
Raum und Zeit seinen geradezu klassischen Ausdruck findet.
Wir haben deshalb noch keine Lösung des Lebensproblems, weil noch niemand
für das Leibseeleproblem eine Lösung gefunden hat.
Das Leibseeleprobiem ist vollkommen lösbar im Sinne
der deduktiven und induktiv-mathematischen und experimentellen
Forschung, aber nur auf Grund einer höheren
übermechanischen Gesetzlichkeit. Wie das Problem der Mechanik
in der unbeseelten Masse, so ist das Problem der Übermechanik in der beseelten
Masse gelöst. In meinem zweibändigen Hauptwerk „Die Ubermechanik des
Lebens" habe ich diese Lösung versucht und gegeben. —
Das Leibseeleproblem ist das gewaltigste und größte Problem der Natur.
Deshalb ist die Lösung des Lebensproblems nur durch eine Lösung des Lei|b-
seeleproblems möglich. Ist es aber so, dann muß auch einmal in der Wissenschaft
ernstlich der Versuch dazu gemacht werden. Ich habe ihn als Erster gewagt
, und der Leser möge entscheiden, ob und wie weit er mir gelungen ist."
Wie aus vorstehenden Zitaten ersichtlich, hat sich der Verfasser die höchste
Aufgabe gestellt, die es für Menschen gibt, nämlich die Lebensfrage zu lösen.
Ich bin kein Mathematiker der Übermechanik und kann nicht beurteilen, ob es
ihm gelungen ist. Da es ihm gar nicht darauf ankommt, gelegentlich bekannte
wissenschaftliche Tatsachen .direkt auf den Kopf zu stellen, und Äußerungen von
Philosophen so zu zitieren, daß sie in ihr Gegenteil verkehrt werden, so fürchte
ich, daß seine S.512 des I.Bandes ausgesprochene Hoffnung: „so darf ich wohl
hoffen, daß sich nun auch die Wissenschaft mit dieser meiner Entdeckung näher
befaßt und nicht, wie bisher, achtlos darüber hinweggeht und sie totschweigt",
nicht in Erfüllung gehen wird.
Wie leicht Verfasser zu seinen Ergebnissen kommt, dafür noch einige Beispiele
:
„Das Leben kann seine Krankheiten heilen, weil es nach übermechanischen
Gesetzen tätig ist. Dieses ist der zureichende Grund der Heilung."
„Windelband, der bekannte Heidelberger Philosoph und Nachfolger von
Kuno Fischer, dem tiefsten Verehrer von Kant, gab die Parole aus: Nicht zu Kant
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