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zurück, sondern über Kant hinaus! Mit einer kleinen Korrektur läßt sich dieses
nun bewerkstelligen. An Stelle seines berüchtigten Dinges an sich setzen wir das
metaphysische Gesetz, und damit sind wir bereits über Kant hinaus. Kant ist
damit erkenntnistheoretisch philosophisch überwunden." —
„Noch kurz eine andere Frage, um unser Weltbild als ein geschlossenes, tu
sich widerspruchsloses Ganzes zu gestalten. Der menschliche Geist erkennt die
Gesetze der Natur. Aber warum? — Darauf kann sich nun der Leser unmittelbar
selbst die Antwort geben, er braucht nur etwas tiefer über die Natur
und sein eigenes Dasein nachzudenken. Um hinter dem Gesetz den Gesetzgeber
zu suchen. Das ist nun die Antwort darauf. Hier müssen wir
sogar die höchste metaphysische Erkenntniskraft des Geistes suchen. Hat der
Geist diese Antwort gefunden, so ruht er nun von seinen ewigen Fragen aus."
Und nun zum Schluß noch dieses:
„Warum geht der Ochse, das Rind viel langsamer als das Pferd ? Warum
fliegt die Krähe viel langsamer als die Mauerschwalbe? ~ Weil das über-
mechanische arithmetische Zeitgesetz der Art oder die Artlebensziffer des Rindes
oder der Krähe ein anderes ist als das des Pferdes oder der Mauerschwalbe. Das
ist nun die einfache Antwort darauf."
Von dieser ^Einfachheit" ist das ganze Wuk.
Dr. Bahrmann, Berlin.
AHistory of Psychology in Autobiography. Volume 1 Edited by Carl Murchison,
Clark University Press 1930. 516 Seiten.
Der Band ist dei erste einer Serie, die eine Parallelreihe zu den bekannten
autobiographischen Reihen des Felix Meinerschen Verlages zur Philosophie, Religionswissenschaft
, Medizin usw. der Gegenwart darstellen wird. Wahrend die
deutschen Universitäten die Psychologie seit einem Jahrzehnt systematisch in den
Berufungslisten boykottieren und die Zeit nicht mehr fern ist, wo sie bis auf ein
paar Steilen ausgerottet sein wird, hat sie in Amerika eine unangefochtene Stellung
als eine der Hauptwissenschaften der Gegenwart gewonnen. Zeugms davon ist
der vorliegende Band, dessen Erscheinen in Deutschland aus Mangel an Interesse
daran kaum möglich gewesen wäre.
Der Heiavsgeber hat sich bemüht, ihm einen internationalen Charakter zu
geben. Von amerikanischen Psychologen findet man Baldwin, Frau Calkins, Dodge,
Jasfiow, Seashore, Warren, von Engländern den jetzt zu Amerika gehörenden
Mc Dougall und Spearman, von Deutschen Stumpf, Stern, Ziehen und den seit
langem in Italien wirkenden Kiesow, aus Frankreich Janet, aus der Schweiz
Olaparede, aus Holland Zwaardemaker.
Fs liegt auf der Hand, daß sich über die Auswahl bei solchen Unternehmungen
stets streiten läßt. Deutlich ist, daß man mindestens zu einem guten Teil Namen
ersten Ranges wünschte Änderet seits ist aber auch deutlich, daß man mit dem
ersten Band nicht sofort die Kieme ganz abschöpfen wollte. So vermißt man, um
nur einen /u nennen, den Hollander fleymans.
Der Umfang der einzelnen Darstellungen ist sehr verschieden. Es gibt sehr
lange und auch sehr kurze, wie die Sdbstdarstellung Janets.
Eine engere Beziehung zur Parapsychologic haben die Biographien Mc Dou~
galls, der mit sich inneilich nicht ganz eins zu sein scheint, und Jastrovvs, der
absoluter Negativ Ut ist Mc Dougall betont seine absolute Unparteilichkeit, die
Realität der physikalischen Phänomene leugnet er vorlaufig, günstiger steht er zu
den psvehischen. Bemerkenswert ist, daß er bekennt, daß er vielleicht sich ganz
der Paiapsychologie gewidmet hätte, wenn er nicht genötigt gewesen wäre, eine
hesoldete I ebensstellung zu erstreben. An Jastrows Negativismus ist die Offenheit
bemerkenswert. Verhalte man sich nicht" negativ, so ende man unfehlbar fbet
Richets Metapsychologie. Diese aber schrickt Jastrow so sehr zurück, daß ihm
nicht zweifelhaft zu sein scheint, auf welche Seite der Wissenschaftler zu treten
habe.
Man sieht, wie schlecht fundiert bereits die Ablehnung der Parap^vchologie
ist Man hat deutlich das Gefühl, daß die Qualität der parapsvehologKchen Forschung
celbst Jastrow zu einem negativen Urteil nicht zu bestimmen vermöchte
Oestei reich
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