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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1932.)

Die Kabbala spricht von io Stufen göttlicher Emanationen. Die drei obersten
bleiben tinerkennbar in der Welt des Aziluth. Die sieben untern bilden
gleichsam eine Leiter, die bis zum Rande der Tiefe führt, eine Leiter, auf
welcher der Geist Gottes in mannigfachster Form und Verkleidung herniedersteigt
und sich einem unbegreiflichen Gesetze folgend wieder nach oben wendet,
um schließlich wieder einzugehen in die letzte unfaßbare Einheit, wo kein
oben und unten, kein Gut und Böse mehr, kein Zwiespalt und kein Gegensatz
mehr existiert, jenes höchste Ziel, das ja in allen Religionen und Gedankensystemen
erfurchtsvoll genannt wird: Das Eingehen in Osiris, das Pleroma,
Ain Suph, Nirvana, Tao, Himmelreich, viele Worte für jenes Eine, das aller
Worte spottet. —

Kleine Mitteilungen.

Zur Parapsychologie der Träume.

Von Dr. med. Felix Paradies, Schondorf am Ammersee.

Es war am 21. Februar 1925, am Faschingssamstag, ich schlug vor, den
Abend im Cafe Luitpold zu verbringen, wo stets ein recht lustiges Maskentreiben
stattfand, in den engen Gängen getanzt wurde, und drei Musikkapellen)
fidele Musik machten. — Ich ging also um 8 Uhr voraus, um einen guten Tischplatz
zu sichern, während die übrige Oeseilschaft eine gute halbe Stunde später
nachkam. Es waren mehrere verheiratete Damen darunter, sowie mein Neffe
Manfred mit einer jungen Dame, einer Ballbekanntschaft, die er vor kurzem gemacht
hatte. Es war die übliche sehr fidele und ausgelassene Stimmung, wie sie
grade in diesem fashionabler Cafe stets Sitte war: Werfen von Luftschlangen,,
von Papierkügelchen, Lachen und lautes Scherzen, unterbrochen von gelegentlichen
Tanzversuchen in den recht engen Gängen zwischen den Tischreihen. —
Etwa gegen 10 Uhr sah ich am Nachbartische eine junge Krankenschwester mit
einer Sammelbüchse herumgehen, welche sie den Cafe-Gästen stumm hinreichte.
Sie kam dann auch zu uns, ich steckte ein Geldstück in die Büchse und sah hierbei
das Bild, welches vorne an der Sammelbüchse prangte, es stellte eine bekannte
Zeichnung dar „Kind in Not". — Der Kontrast der aufgeputzten Menge der Gäste
mit den entblößten Armen und Schultern, den Beinen in Seidentrikots und das
ganze Lustige Karnevalstreiben im Vergleiche zu dem geradezu jammervollen Bilde
„Kind in Not" und dem ungewöhnlichen Ernste der jungen Krankenschwester
weckte in mir eine momentane Unlust, welche ich aber nicht aufzukommen bemüht
war. Als daher eine unserer Damen mich fragte, für welchen Zweck denn eigentlich
hier gesammelt würde, antwortete ich ihr mit einem, durch die Karnevalslaune
zu entschuldigenden, zynischen Worte: ich glaube, es wird jetzt schon für
die vielen ledigen Kinder gesammelt, die der Karneval hervorbringen wird. - -
Damit schien diese Episode erledigt zu sein. Ich konnte auch keinerlei weitere
Verstimmung an mir bemerken, der ganze Vorgang mit der Sammlung schien im
Bewußtsein vergessen zu sein. Jedoch war meine gute Laune spurlos, ver-y
schwunden und machte einer Müdigkeit Platz, die ich kaum unterdrücken konnte.
Es kam nicht so weit, daß mich etwa das Karnevalstreiben angeekelt hätte. kW
hielt mich vielmehr für abgestumpft, durch die eingetretene Müdigkeit. Und,
nachdem ich noch eine Weile versucht hatte, einen Zwang auf mich auszuüben,
ging ich gegen 11 Uhr allein heim, die andere Gesellschaft in ungetrübtem Frohsinn
zurücklassend. Ich ging ins Bett und schlief — gegen meine langjährige
Gewohnheit, da ich stets zuvor zu lesen pflegte — sofort ein. — Ich erwachte
an einem Traume, der mich sehr erregt hatte. Ich träumte, ich fahre auf einem
Ozeandampfer nach Amerika (NB. ich plante seit längerer Zeit eine Amerikareise
, auch war in unserer Gesellschaft eine amerikanische Kusine von mir zugegen
gewesen). Wir trafen auf offenem Meere ein Schiff, das hauptsächlich
mit Kindern als Passagieren besetzt war und schon seit geraumer Zeit eine
wirkliche Hungersnot an Bord hatte. Die wenigen Erwachsenen aßen schon seit


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