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Kleine Mitteilungen.
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Dies wußten auch d;e Eltern meiner Freundin Mia, die bald nach der Familie
meiner Großeltern die Anstalt bezogen, da der Mann erster Maschinenmeister
war. Von diesen Lichtern wußte aber meine Mutter damals, als ihr das Licht
verlöscht wurde, nichts — ein Beweis für ihre Unbefangenheit. Sie hat sich
auch niemals gefürchtet. —
Als dann die Anstalt bezogen war, bewohnte den ersten Stock des Wirtschaftsgebäudes
die Familie Popp, drei Schwestern und) deren Kusine Marie, ein junges
Mädchen, mit weicher mein Onkel, der Sohn des Direktors, verlobt war. Im
Parterre des Wirtschaftsgebäudes war das Badehaus und das Wäschelokal, in
der Mitte die Kirche; im ersten Stock die Zimmer d<er Familie Popp, an einem
langen Gang und ein paar Zimmer der Hausmädchen. Die Fa/milie Popp war
nämlich der Pächter und Speisebesorger der Anstalt, da das Land damals die Verpflegung
nicht in eigener Regie hatte. Die Treppe zu ihnen machte auf halber
Höhe einen kleinen Absatz, nicht größer, als daß zwei bis drei Menschen knapp
nebeneinander stehen konnten. Die Mauer hatte dort kein Fenster.
Oft saßen abends die beiden Familien gemütlich beisammen und unterhielten
sich. Da kam es vor, daß sie schwere, schleichende Schritte auf dem Holzboden
vor der Tür des Zimmers, in dem sie saßen, hörten, die dann vor der Tür
stehenblieben. Zuerst dachte man, es sei ein Kranker entwischt und schleiche
herum. Mein Vater, damals verlobt mit Anna Bergthaller, eilte, um nachzusehen
— nichts zeigte sich in dem hellbeleuchteten geraden Gang. Ein anderesmal,
als sich das Getapp wiederholte, dachte man, irgendeins von den Dienstleuten
wolle horchen; rasch öffnete man die Tür — niemand war zu sehen. Hätte ein
Mensch gehorcht und dann rasch fortlaufen wollen, so hätte dies auf dem hölzernen
Boden einen ausgiebigen Lärm gemacht.
Nun wurde man aufmerksam. Mein Vater oder sonst jemand setzte sich
knapp vor die nur halbangelehnte Tür, indes die andern ihr Gespräch weiterführten
. Man wollte den Horcher ertappen. Richtig kam es wieder näher — ganz
nahe — dann hielt es vor der Türe — der Beobachter riß auf — und) wieder1 war
nicht das mindeste auf dem vollkommen überblickbaren Gange zu sehen. —
Zu gleicher Zeit begab sich folgendes: wenn eins von den Familienmitgliedern
abends auf Besuch kam und an jene obenbeschriebene Stelle an der Trepfpe
kam, wobei man ein Licht tragen mußte, da die Beleuchtung erst nach der
Treppe begann (es gab damals natürlich nur Petroleumlampen) so wurde die
Kerze mit Gewalt ausgeblasen, und z*war so, daß sie nicht einfach auslosoh,
sondern man ein deutliches Pfauchen und Blasen hörte. Diese ganzen Erscheinungen
dauerten aber nicht länger als einen Winter und einen Frühling. Und
später hat sich nie mehr auch nur das leiseste gezeigt —
Außer Großvater und Vater waren alle so rationalistisch eingestellt, daß man
sich selber mit Spaß und Lachen über diese Erscheinungen hinüberzuhelfen
suchte, und daher auch weiteres Nachforschen unterließ. Aber meine Freundin
Mia und ich haben als Mädchen oft an jener Stelle gestanden, und ausprobiert,
daß es ganz ausgeschlossen wäre, daß dort jemand gestanden und die Kerze
ausgeblasen hätte. Man hätte ihn nicht bloß sofort gesehen, sondern auch gespürt
wegen des engen Raumes. Und ein Fenster, aus dem es gezogen hätte,
war überhaupt nicht dal —
Da die Erscheinungen bereits begannen, ehe die Anstalt von den Geisteskranken
bezogen war, kann man auch nicht vermuten, daß unter ihnen irgendein
Medium sich befunden habe. — Es sieht aus, als ob dieser Spuk an den Ort
gebunden gewesen wäre, durch den Bau zwar zuerst merkbar geworden, dann
aber mit zunehmendem Betrieb verscheucht worden wäre. —
Bemerkt muß werden, daß die Anstalt auf einem kleinen Hügel erbaut wurde,
auf dem nichts stand, als etliche Gebüsche und Bäume, ein Bauwerk war dort nie
gewesen. Hedda Wagner, Linz.
Parapsychologisches bei Hanns von Gumppenberg.
Mitgeteilt von Dr. M o r e 11, Wiesbaden.
In seinen Lebenserinnerungen (Eigenbrödler Verlag 1930) berichtet Hanns
von Gumppenberg in interessanter Weise über seine Erfahrungen auf parapsychologischem
Gebiete und seine hieraus gewonnene Weltanschauung. Anfänglich
spöttischem Skeptizismus huldigend -— aus dieser Zeit stammt ein anti-
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