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Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1932.)

Plastik mit der realen aufnehmen kann, sondern läßt es im Nachklang dumpfer
Erinnerung das Erlebnis einer einzigen Nacht als ein ganzes Leben von 70 bis
80 Jahren empfinden. Die ungeheure Fülle der Vorstellungen und Bilder produziert
einen eigenen zeitlichen Maßstab, den das rückblickende normale Bewußtsein
als eine unvorstellbare Beschleunigung des Tempos erfaßt.

Aber auch das wache Bewußtsein kennt unter gewissen Konstellationen diese
blitzartige Beschleunigung des Vorstellungsablaufes. Verunglückte, Ertrinkende,
den Abgrund Hinunterstürzende, Sterbende usw. rekapitulieren vor dem Verlöschen
ihres Bewußtseins im Bruchteil einer Sekunde zwangsartig und mit visionärer
Klarheit die einzelnen Etappen ihres Daseins und können sogar in diesem
Zustande durch Ueberwindung der räumlichen Schranken sich ihren fernen Angehörigen
mitteilen.

Uebrigens ist die Tempobeschleunigung der Traumvorstellungen auch experimentell
festzustellen, und zwar mit Hilfe der Hypnose. Ich selbst war einmal
Zeuge folgenden Experiments. Ein in Trance versetztes Medium wird vom
Hypnotiseur auf eine Nordlandreise geschickt, mit der posthypnotischen Weisung,
die Traumvorstellungen nach dem Erwachen im Gedächtnis zu behalten und darüber
zu berichten. Trotzdem diese Reise für das Auditorium kaum zwei Minuten
in Anspruch nimmt, schildert das erwachte Medium eine solche Fülle der
erlebten Reiseeindrücke, daß es mit dem Berichte wohl stundenlang fortgefahren
wäre, wenn der Veranstalter den ergiebigen Fluß nicht schließlich gestoppt hätte.

Die Tempobeschleunigung der Traumvorstellungen erinnert etwas an das
Wesen der Zeitlupe, die wir aus dem Film kennen. Auch unsere Seele besitzt
in den Tiefen des Unterbewußtseins ähnliche Fähigkeiten, wie sie der Zeitlupe
eigen. Der Traum läßt im Bruchteil einer Sekunde eine Fülle von Vorstellungen
vor unser Auge treten, deren normaler Ablauf Stunden und Tage beanspruchte.
Das rückblickende Gedächtnis befindet sich ihnen gegenüber in einer ähnlichen
Lage wie das vor der Leinwand sitzende Publikum, allerdings mit dem bemerkenswerten
Unterschied, daß dem Kinobesucher die künstliche Streckung der
Zeit lediglich in der Veriangsamung der Bildbewegungen fühlbar wird, während
für das normale Bewußtsein des erwachten Träumers die Vorstellungen das normale
Tempo annehmen und sich dafür die Zeit ins Ungemessene ausdehnt.

Vielleicht ist auch eine andere Möglichkeit zur Ausbeutung des Phänomens
nicht von der Hand zu weisen. Die Forschungen Freuds und Jungs haben bereits
manches Licht in die bisher unerforschten Regionen des Traumeriebens geworfen.
Warum sollte die Seele in ihren Tiefen nicht die Fähigkeit besitzen, eine Unzahl
von Vorstellungen gleichzeitig aufzunehmen, da sie selber zeitlos ist? Erst
die Aufgabe des Wachbewußtseins ist es dann, mit gestaltender, schöpferischer
Hand die Kompaktheit der Traumvorstellungen dem normalen Menschen zu vermitteln
, indem es sie logisch ordnet und durch Zuhilfenahme der gewohnten
Zeitbegriffe dem vorstellenden Subjekt erst faßbar macht.

Durch nichts wird die Relativität der Zeit so erhärtet wie durch den beschleunigten
Ablauf der Vorstellungen. Wir haben in unserem Bewußtsein keinen
anderen Maßstab für die Zeit als den unserer eigenen Vorstellungen. Nur der
Mensch führt im Grunde ein langes Leben, der es versteht, seine Erdentage mit
^reichen und wertvollen Vorstellungen auszufüllen.

Vorzeichen bei Todesfällen. ¥

Von Prof. Theodor Hosinger, Graz.

I. Mein Vater erzählte folgendes Ereignis aus seinem Leben. Ein Verwandter
lag schwerkrank darnieder und sprach den Wunsch aus, meinen Vater, den er
sehr gerne hatte, nochmals zu sehen. Er kam dem Wunsche des Kranken, dessen
Wohnort ungefähr vier Stunden entfernt lag, nach und bereitete diesem damit
eine große Freude. Während er in den letzten Tagen schon ganz teilnahmslos
gewesen war und fast niemanden mehr erkannt hatte, lebte er während des Besuches
ordentlich auf.

Zwei Tage später nahm mein Vater an einer Sitzung teil. Plötzlich hörten
alle Anwesenden unter einem im Zimmer stehenden Bette heftiges Gepolter. Man
schaute unter dem Bette nach, fand aber keine Ursache für das eigenartige Gepolter
.


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