http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0421
I
374
Zeitschrift für Parapsychologie. 8. Heft. (August 1932.)
hier im vorigen Jahre unseren Lesern empfohlen würde. Ein eigentümliches Geschehen
zieht uns in seinen Bann, das in seinem starken Erleben außerordentlich
fesselt. Innerhalb dreier Nächte bricht über vier Menschen Not und Kampf herein
, dessen Ursachen tief in Gewesenem wurzeln. Die gegenseitige Vernichtung
zweier Brüder, die aus ihrem Ringen um eine Frau entspringt, zerreißt auch die
Liebe ihrer Kinder und droht so die Gegenwart unter Gewesenes zu jochen.
Wie durch ein Wunder findet sich eine Lösung. Doch ein großes Rätsel bleibt
offen: das Rätsel um Morna, das in Unbekanntheit lockt; und so schließt sich
an den Kampf dreier Nächte das Suchen nach Morna. Theodor Ballauff.
Pb antastisches und Uebersinnllches aus dem Weltkrieg. Von S tecowa.
Mit 6 Federzeichnungen von A. Paul Weber. Mitarbeiter: W. Bergengruen,
Frh. von Grote, K. H. Strobl und andere bekannte Autoren. Erschienen 1932
im Verlag Tradition Wilhelm Kolk, Berlin. 205 Seiten.
Auch ohne die Bilder des Grauens ist das Buch hochinteressant und lange
nicht so grauenvoll, als es die Bilder vielleicht erwarten lassen.
Trotz des Okkulten, das für den Kenner aus jeder einzelnen Novelle herausgelesen
werden kann, will das Buch niemandem seine Meinung aufdrängen und
stellt nur Tatsachen hin, die zum Nachdenken anregen sollen
Stecowa, das den Buchtitel gibt, ist ein galizisches, choleraverseuchtes Dorf,
das von einer Ulanenpatrouille angeritten wird und wobei das eigentümliche
Verhalten der Pferde sowie das gespensterartige Erscheinen von Kosaken die
Patrouille zur Umkehr zwingt. — Vorahnungen eines Malers» der bei Kriegsausbruch
bei Ragusa war, hindern ihn, das Lloydschiff „Baron Gautsch" — nicht
Kiautsch, wie es gedruckt ist, zu besteigen, aas bekanntlich auf der Rückfahrt
bei Triest auf eine Mine stieß und unterging. — Ein merkwürdiger Zusammenhang
wird von F. W. Heinz zwischen dem Schicksale eines Baumes und jenes
Offiziers geschildert, bei dessen Geburt der Baum gepflanzt worden war. — Und
so wird immer wieder eine Reihe von Zusammenhängen zwischen Erlebtem, Erfühltem
und dem Eintreten von Ereignissen aufgezeigt, daß die Spannung beim
Lesen von Novelle 2U Novelle wächst. Dr. In gruber.
„Od. Die Entdeckung des magischen Menschen", Von R. Hans Strobl.
Stackmann Verlag, Leipzig 1931. Geb. M. 7.—, geh. M. 5.—.
Dieser umfangreiche Roman entwirft ein äußerst fesselndes Bild von dem
Leben und Wirken des Freiherrn K. v. Reichenbach, dessen Lehre von der Lebenskraft
, dem von ihm so genannten „Od", manche Resultate der neuesten parapsychologischen
Forschung vorausahnte. In größter Lebendigkeit wird uns hier
die Persönlichkeit Reichenbachs vor Augen geführt: seine reiche priktische und
theoretische Erfahrung und Betätigung auf den verschiedensten Wissensgebieten
von der Erzgießerei bis zur Seidenraupenzucht, seine unglaubliche Vielseitigkeit,
sein tyrannisches Wesen seinen Kindern gegenüber, das zu manchen schweren
Familienkonflikten führte und andererseits sein feinfühliges Eingehen auf die
unverstandenen Phänomene seiner „Sensitiven". Wir erleben es mit tragischer
Anteilnahme, wie der anerkannte Physiker, der allgemein geachtete und verehrte
Reichenbach, plötzlich verlacht und verachtet wurde, als er vor einer Naturforscherversammlung
in einem Vortrag erstmals seine Lehre vom „Od" entwickelte
. Es erging ihm hier ganz ähnlich wie später Schleich, als er erstmals
auf einem Chirurgenkongreß seine jetzt allgemein anerkannte und angewandte
Theorie von der örtlichen Betäubung bei Operationen darlegte. Noch einen*in
dieser Weise verkannten Gelehrten führt uns dieses Buch lebendig vor Augen:
Reichenbachs Zeitgenossen Semmel weiß, der als erster die Verursachung des
Kindbettfiebers durch Infektion erkannte und bekämpfte — ebenfalls verlacht
und mißachtet von seinen Zeitgenossen, deren Ansichten in dieser Frage heute
nur noch Kopfschütteln erregen. Ergreifend ist das Schicksal einiger sensitiven
Frauen, mit denen Reichenbach experimentierte. Allzusehr auf die physikalischphysiologische
Seite des Problems eingestellt, scheint er ihnen gegenüber nicht
immer auch seelisch das richtige Verhalten gefunden zu haben. Voller Tragik ist
der Schluß: wie Reichenbach durch eine seiner besten Sensitiven Fechner überzeugen
wollte und diese versagte, weil sie im Anschluß an schwere Schicksalsschläge
ihre Fähigkeiten verloren hatte. Als aber Fechner durch Versuche mit
seiner eigenen Frau sich doch von der Richtigkeit der Reichenbachschen Experimente
überzeugt hatte und es diesem voller Freude mitteilen wolRe — da traf
*S2<
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zs_para1932/0421