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Buchbesprechungen.
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er nur noch einen Toten. — Nachdem durch die Versuche des allzu früh verstorbenen
Ing. F. Grunewald bereits die ferromagnetischen Ausstrahlungen mancher
Menschen erwiesen worden sind (vgl. „Psychische Studien", Februar 1922)
und durch Ostys Versuche mit Rudi Schneider abermals eben jetzt die Ausscheidung
einer unsichtbaren, infra-rote Strahlen ablenkenden Energie durch Medien
ein für allemal nachgewiesen wurde, gewinnen die Versuche Reidhenbachs wieder
erhöhtes Interesse. Mag es sich dabei auch nicht immer nur um eine und dieselbe
Lebenskraft handeln, wie er es in seiner Lehre vom Od annahm, sondern vielleicht
um verschiedene noch unbekannte Energien, so hat er sicher eine der Ursachen
der paraphysischen Phänomene richtig erkannt und man wird vielleicht in absehbarer
Zeit ebenso mitleidig über die Anwürfe seiner Gegner lächeln, wie schon
jetzt über die Theorien der Feinde seines Freundes Semmelweiß.
Dr. Gerda Walther.
Alexandra David-Neel: „Heilige und Hexer. Glaube und Aberglaube im Lande
des Lamaismus. Nach eigenen Erlebnissen in Tibet dargestellt." Mit 22 Abbildungen
und einer Karte. 296 Seiten. Verlag F. A. Brockhaus, Leipzig 1931.
Diese zum Buddhismus übergetretene Französin hat zusammen mit ihrem
Adoptivsohn, dem Lama Yongden, jahrelang als fromme Pilgerin Tibet kreuz und
cjuer durchstreift. Sie erlangte selbst eine lamaistische Würde und lebte jahrelang
in der Einsamkeit, längere Zeit wohnte sie in einer Felsenhöhle im Himalaja als
Novize eines Einsiedlers. Sie lernte die Sprache des Landes vollkommen beherrschen
und wurde als weiblicher Lama hoch verehrt und man traute ihr sogar
magische Kräfte zu. Dadurch erlangte sie Zutritt zu den verschiedensten Klöstern
und Zauberpriestern, auch den Taschi- und Dalai-Lama lernte sie kennen. Hierdurch
gewann sie Einblicke in das Leben und die Anschauungen dieser Mönche,
wie sie wohl kaum einem anderen Europäer beschieden sind. Sie überzeugte sich
von der Richtigkeit mancher von gewissen Lamas berichteten „Wundertaten",
obwohl sie immer wieder betont, daß vieles dabei aut Einbildung und Legende beruhen
mag. (Was die Lamas übrigens selbst zugeben.) Andererseits aber glaubt
sie doch, daß ein eingehendes Studium dieser Phänomene ihre Wahrheit erweisen
und vielleicht zur Entdeckung der sie beherrschenden Gesetze führen würde.
Leider scheint ihr die Parapsychologie mit ihren Forschungsergebnissen nicht
vertraut zu sein, sonst würde ihr vieles vielleicht noch weniger merkwürdig
vorgekommen sein, als es der Fall zu sein scheint. Interessant und grauenvoll ist
ihre Schilderung der Dämonenbeschwörung des sogenannten Tschöd-Ritus, bei
dem der Lama als höchstes Opfer sich selbst den Dämonen zur Speise bietet
und sich in einen Zustand steigert, in dem er das Verschlungenwerden durch die
Dämonen erlebt. Eine andere, an tantristische Yogaübungen anknüpfende Schulung
, der Tumo (von dem es verschiedene Arten gibt) ermöglicht es, durch kontemplative
Versenkung ein inneres Wärmezentrum im eigenen Körper zu erzeugen
, mit dessen Hilfe auch in 4000 m Höhe bei leichtester Baumwollbekleidung
die Kälte nicht gespürt wird, als Beweis für die vom menschlichen Körper ausgestrahlte
Wärme werden in der Nacht nasse Tücher, die in das Wasser in einem
ins Eis geschlagene Loch getaucht werden, hintereinander um den nackten
Lama geschlungen und an ihm getrocknet. Die Verfasserin hat auch diese Uebung
bis zu einem gewissen Grade selbst mit Erfolg durchgemacht. Durch eine andere
Uebung, den Lung-gom, versetzt man sich in eine Art Trancezustand und kann
nun in diesem, sich ständig auf eine magische Formel konzentrierend, mit unglaublicher
Schnelligkeit, ohne zu ermüden, Tag und Nacht durch das Land
laufen in einer merkwürdigen, sprungartigen Gangart. Der Körper soll dabei fast
völlig seine Schwere verlieren. (Vielleicht handelt es sich hier um eine Vorstufe
der Levitation?) Der Verfasserin sind selbst einige „Lung-gom-pas" begegnet,
die diese Fähigkeit besaßen. Auch einige einwandfreie Fälle der Uebermittlung
von Botschaften vermittels Telepathie oder, wie es in Tibet heißt „durch die oder
auf der Luft", hat die Verfasserin selbst erlebt. Besonders interessant sind einige
Beispiele für „Verkörperungen von Gedankenformen", welche die Verfasserin
teils selbst erlebte, teils aus glaubwürdigen Quellen erfuhr. So sah sie selbsit
mit zwei Dienern einen beurlaubten Diener, der sich verspätet hatte, in neuer,
ihr unbekannter Kleidung den Berg herauf zu ihr kommen und plötzlich verschwinden
, der Diener selbst traf aber erst viel später ein und hatte sich nachweislich
nicht von seiner Karawane getrennt. Auch andere Gedankenformen,
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