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Bruck: Zwei neuere Sitzungen mit dem Medium „Wolf". 383
rührter Gedanke, wenn er Gefühlsbetonung hat, und dann erzwingt man die
Ausführung.*4 Das war aber durchaus bei mir der Fall, bei meinem lebhaften
Wunsch, ganz allgemein die Rudloff-Phänomenik auf W. einwirken zu lassen. —
Die zweite Sitzung fand am 3. Juni statt.
Ich will auf W. (der für heute Besseres verspricht; er habe gestern etwas
wie Angst verspürt) bewußt telepathisch einwirken. Ich denke an die
Erzielung eines ganz bestimmten neuen, d. h. nicht programmäßigen Apportes,
der nämlich irgendwie an jenes Rudloffsche Reifenphänomen erinnern
soll. Außerdem verstecke ich vor der Sitzung, von allen ganz unbemerkt, drei
mitgebrachte Schachteln Zigaretten unter dem Deckel des Klaviers, weil eben
von dort her mit Vorliebe Apporte, aber auch Leuchteffekte kommen sollten.
Eine zusammengefaltete Zeitung lege ich ferner unter einen Tafelaufsatz auf
dem Büffet. Die Sitzordnung ist die übliche, ich rechts, Fräulein H. links
von W. Der Trance setzt mit Zuckungen schnell ein, dagegen nimmt das jetzt
kommende Phänomen von seinem Beginn bis zu seinem Abschluß eine ziem-
lieh lange Zeit in Anspruch, wohl über fünf Minuten. Meine linke Hand liegt
fest auf W.s rechter; beim Hochgehen der Arme kommt W.s Hand durch
Drehung auf meine zu liegen und wird so von ihr gestützt; unsere Finger,
auch die Daumen, sind fest meinandergepreßt. Ich fühle dann an einer zunächst
nicht genau zu bestimmenden Stelle meiner Hand etwas Dünnes, Glattes, wohl
auch Elastisches gegen die Beugcf lächen meiner Finger vordringen, sich zwischen-
zwängen, das sich dann um irgendwelche Finger schlingen will und schließlich
an meinem Zeige- und Mittelfinger hängt. Um mich über die Natur, Form,
Größe des Objekts zu vergewissern, senke ich unsere Arme und schlage mit
dem unteren Ende dieses federnden Gebildes auf die Tischplatte. Durch wiederholtes
Aufschlagen stelle ich ein »stetiges Längerwerden des hängenden Gegenstandes
fest. Aha! denke ich: soll wohl dieses dünnelastische und vielleicht
auch runde und drahtartige an meiner Hand hängende Etwas so eine Art Reifenapport
werden? Das Wirtschaften an meiner Hand hört noch nicht auf.
Dabei halten alle meine Finger mit dauerndem festen Griff die Hand W.s
umschlungen, ohne daß von dem arbeitenden Es auch nur der Versuch gemacht
wird, sie zu strecken oder sie auseinanderzubiegen. Außer dem Draht fühle
ich keinerlei andere Berührung. Zuletzt wird ebenso energisch wie kompliziert
an meiner Kleinfingerseite mit glatten Drähten in immer schnellerem Rhythmus
und anscheinend ganz zielsicher vorgedrungen, wie wenn sich etwas zwischen
die Finger zwängen und an den Fingern hängen bleiben wolle. Um über
die dem Ganzen zugrunde liegende Idee klarer zu werden, schlage ich zwischendurch
immer wieder mit dem unteren Ende auf den Tisch. Ich will damit auch
die Teilnehmer unterrichten, daß das Phänomen noch im Gange ist; es sollte
nicht zu früh Licht eingeschaltet werden. Nach Beendigung des Apportes wird
es zwar an meiner Hand ruhig, aber W.s Hand fährt jetzt, ohne daß sie abgehoben
wird, tätschelnd an meinem Arm aufwärts, greift dabei auch einmal
in meinen Rockärmel und macht schließlich außen an der Mitte meines
Oberarmes mit festem Zugreifen halt. Es sollte mir dadurch wohl ange-
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